• Blumen der Liebe

    Heute durfte Deniz Yücel das Gefängnis verlassen. Überall lese und höre ich, dass er frei ist. Ist das so? Hier ist zu lesen, dass ein Gericht Anklage zulässt und der Staatsanwalt 18 Jahr Haft fordert. Frei, das klingt so gerecht. Es wäre schön, wenn es so wäre. Was es mit der Petersilie und der Colaflasche auf sich hat, steht hier beschrieben. Für Deniz Yücel und seine Frau Dilek sind es Blumen der Liebe. Mich rührt das sehr. Alles. …

  • 50 Kilometer Karneval

    Eins steht fest: in meinem Karneval wird viel gelaufen. In diesem Jahr ca. 50 km in 4 Tagen. In meinem Karneval wird auch viel fotografiert. Nun frage ich mich allerdings: darf man am Tag nach Aschermittwoch eigentlich noch Karnevalsbilder posten? Oder verstößt das gegen die guten Sitten und das kölsche Grundgesetz? Nun, ich bin spät dran – was vor allem daran liegt, dass ich zwei lange, laute, kalte und bunte Tage im Kundenauftrag sehr, sehr viele Fotos gemacht habe, die dann natürlich ganz flott fertig gemacht und verschickt werden  …

  • Merhaba, benim adım Smilla – Begegnungen in Istanbul

    Zum fünften Mal war ich nun in Istanbul. Viele Gedanken habe ich mir vor dieser Reise gemacht: Soll, kann, darf ich das tun? In ein Land reisen, das sich im Ausnahmezustand befindet, in dem Journalisten und Oppositionelle im Gefängnis sitzen. Ein Land, in dem man auch als Besucher keine kritische Meinung zum politischen Geschehen äußern sollte. Wo man nicht den falschen Leuten die falschen Fragen stellen sollte. Ich bin diesbezüglich nicht sehr mutig und bestimmt kein Draufgänger. Nach Istanbul zu reisen ist für mich, wie eine Freundschaft  …

  • 13 Fotos aus Istanbul

    Heute ohne viele Worte: dreizehn Fotos aus Istanbul. Die Anzahl ist – aus Spielerei – ans Datum angepasst: heute ist der 13.  Ich habe Geburtstag, den in Istanbul zu verbringen mein Herzenswunsch war.  Nun zieht es mich zum Tee an den Bosporus… Seit 10 Tagen bin ich hier, unzählige Fotos habe ich gemacht, vielen Menschen bin ich begegnet, zum ersten, zum wiederholten, zum einzigen Mal… Vor langem schon hab ich mein Herz an Istanbul verloren. Jedes Mal wenn ich hier bin haben sich in der Zwischenzeit Dinge verändert.  …

  • Von Ceren lernen

    „I try to be an artist“, sagt Ceren über sich. Sie lebt in Kadiköy, einem Stadtteil auf der asiatischen Seite Istanbuls. Ich treffe sie im Garda Café, einer meiner in ganz Istanbul verstreuten Plätze, die ich immer wieder besuche, weil es in der großen Stadt manchmal gut tut, wiedererkannt und begrüßt zu werden. Ceren will eigentlich gerade wieder gehen, sie kam nur kurz hereingewirbelt, hat hier jemanden begrüßt, da jemanden umarmt, sich für ein leises Gespräch zu einem Freund an den Tisch gesetzt: sie ist hier zuhause. Ceren erklärt mir,  …

  • 50 ccm, 3l Vernel-Tank

    Zuerst sehe ich das Moped; es steht an der Küstenpromenade in Arnavutköy und sieht aus wie ein umgebautes Bonanza-Fahrrad. Chopper-Lenker, Doppelspiegel, Fransen-Pompons, chices blaues Täschchen, aus dem irgendein Werkzeug hervorguckt. Ich mache ein Foto und sehe mich um, wem das tolle Gefährt wohl gehören mag. Da kommt Orhan auch schon herbei gelaufen, macht Zeichen, dass es seins ist und lädt mich ein, mich mal drauf zu setzen. Mir fehlt die Abenteuerlust, aber ich bitte ihn ein paar Fotos machen zu dürfen. Sofort wirft sich Orhan in  …

  • Alle Farben

    Aycan ist auf der Istiklâl Caddesi unterwegs – der größten Einkaufsstrasse in Beyoğlu – um neue Mitglieder für Greenpeace zu werben. Sie ist 20 Jahre alt und studiert Politik an der Universität Istanbul. Unterhalten können wir uns nicht: mein dürftiges Türkisch lässt nicht im Ansatz ein wirkliches Gespräch zu, und Aycan spricht kein Englisch. Und trotzdem sind es diese Begegnungen mit Menschen, die mir Istanbul immer wieder aufs Neue erschließen; ob nun mit vielen oder wenigen Worten. Manchmal denke ich, die Unmöglichkeit  …

  • „Ich glaub, das liegt am Sessel“

    Am Sonntagmorgen steht plötzlich ein Sessel an der Bushaltestelle. Er scheint sorgfältig platziert. Bei aller Auffälligkeit wirkt der Sessel an diesem Platz zugleich ganz selbstverständlich; lässig steht er da, als wolle er ein Weilchen bleiben. Mich berührt die Fragilität des Arrangements, das erwartbar Vorübergehende daran. Also mache ich ein Foto. Nachmittags sitzen drei türkische Frauen dicht aneinander gerückt auf der Bank neben dem Sessel. Noch etwas später sehe ich einen Mann an der Haltestelle. Er sitzt im Sessel. Aber nicht  …

  • Löwenzahn

    Von weitem sehe ich eine Frau, die gebeugt und mit suchendem Blick die Wiese abschreitet, sich immer mal bückt, ins Gras greift und dann etwas in einen kleinen Beutel steckt. Ich frage mich, was sie da wohl sammelt. Um sie nicht zu erschrecken nähere ich mich ihr in einem weiten Halbkreis, denn sie ist so vertieft in ihr Tun, dass sie mich lange nicht bemerkt. Erst als meine Füße in ihr Gesichtsfeld rücken blickt sie auf, und nun sehe auch ich zum ersten mal, wem ich begegne. Elsa ist Russin. Sie spricht ein zärtlich klingendes Deutsch mit  …

  • Lost and found im Karneval

    Meinen diesjährigen Karnevalsspaziergang habe ich nicht an Weiberfastnacht, sondern am Karnevalssamstag absolviert. Der vage Plan den ich dabei im Kopf hatte, war, an einem dieser Zwischentage zu fotografieren. Tage, an denen, zumindest in der ersten Tageshälfte, parallel zum onmipräsenten Karneval ein gewisses Maß an Alltäglichkeit stattfindet. Ich starte am späten Vormittag und weiß, dass das durchaus eine zähe Angelegenheit werden kann. Auf den ersten drei Kilometern begegne ich dann auch tatsächlich so gut wie niemandem der verkleidet  …

  • Nebel auf dem Tafelberg

    Es gibt mehrere Wege um den Tafelberg zu erklimmen; man kann einen der unterschiedlich schweren Pfade zu Fuß gehen oder man nimmt die Gondel. Das mit der Gondel ist wohl die am häufigsten gewählte Variante; in einer Stunde, so habe ich irgendwo gelesen, kann bei voller Auslastung eine Anzahl von 900 Menschen hochgekarrt werden. Ich bin eigentlich eine Geherin; Fahrstühle, Gondeln und die Köhlbrandbrücke meide ich nach Möglichkeit, und selbst Zahnradbahnen an steilen Bergen verlangen mir mitunter mehr Mut ab, als jede gelaufene Strecke  …

  • Von Farben und Wissen

    Manchmal wünschte ich, ich wäre wahnsinnig gebildet, so dass ich mein umfangreiches Wissen nicht nur in jeweiligen Zusammenhängen verwenden und Schlüsse daraus ziehen, sondern auch mit Leichtigkeit weitergeben könnte. So ist es aber nicht, das ist mir auch nicht erst seit eben klar. Ich weiß, weil ich es irgendwo zerstreut gelesen habe, dass es mit den Farben, die im architektonischen Gesamtkonzept der Insel Helgoland (von dem ich auch irgendwo gelesen habe) verwendet wurden und werden, etwas auf sich hat. Bei Herrn Buddenbohm lese ich,  …

  • Helgoland

    Blick vom Oberland auf die Düne – (m)ein Sehnsuchtsort Im vergangenen Jahr hatte ich zwei Mal das Vergnügen, auf Helgoland arbeiten zu dürfen. Überhaupt habe ich sehr viel gearbeitet im vergangenen Jahr. Viel arbeiten ist so ein Dauerthema in meinem Leben. Das wäre ja nicht schlimm, aber die Pausen kommen doch zu kurz, das muss ich schon zugeben. Wie machen die das, denke ich, wenn ich bei der Kaltmamsell und beim Herrn Buddenbohm lese. Beide gehen arbeiten und ab und an auch aus, sie lesen Bücher und schreiben darüber, sie kochen  …

  • Die Rigi und der Nebel

    Irgendwo oben auf der Rigi – der Königin der Berge – dem Hausberg von Luzern, irgendwo dort oben hab ich mein Herz an diesen Berg verloren. Ob auf 1500 Metern oder ganz oben am Gipfel – ich weiß es nicht. Nicht etwa die Aussicht betört mich, nicht der weite Blick auf das Schweizer Umland oder den Vierwaldstättersee. Kein unendlich blauer Himmel taucht gemeinsam mit der Sonne die Rigi in verführerisches Licht. Nein, sehr viel zu sehen gibt es bei meinem ersten Besuch auf der Rigi nicht. Überall ist Nebel. Es ist der Berg selbst, der mein  …

  • Neulich so in Rotterdam – oder vom unbeschwerten Dribbeln

    Blick aus dem Hotelfenster vom De Rotterdam in luftiger Höhe So. Das neue Jahr hat kaum angefangen, da blogge ich einfach mal kopflos was dahin. Es ist nämlich so, dass ich, sobald es um meinen Blog geht, viel zu viel nachdenke. Soviel zumeist, dass ich vor lauter Grübeln, Zaudern und Zweifeln zu gar nichts mehr komme, schon gar nicht zum Bloggen. Es ist beinahe wie ganz am Anfang; damals im März 2009. Da hab ich nach ausgiebigem Anlauf in einer gefühlt wagemutigen Stunde bei Blogspot Nägel mit Köpfen gemacht (ähem, Wörter getippt und  …

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