Zeitung lesen, auswärts

In den vergangenen Monaten habe ich hie und da immer mal wieder lesende Menschen fotografiert. Dieser junge Mann beispielsweise liest seine Zeitung in einem Café in Frankfurt. Und in diesem harm­losen Satz verbergen sich auch schon die beiden zentralen Punkte des heutigen Beitrags, der mit einer Frage enden wird.
Nach einer Weile des „so-vor-mich-hin­sammelns“ von Bildern, die Zeugnis geben über öffentlich anzutreffende Freunde des gedruckten Wortes, ist mir nämlich eines aufgefallen: alle Fotos dieser Reihe zeigen ausschließlich Männer. Und zwar zeitung­lesende Männer. In vier Monaten habe ich nicht auch nur eine zeitunglesende Frau fotografiert.
During the last months I took photos of reading people, here and there. This young man, for example, is reading the papers in a cafe in Frankfurt. And this innocent phrase contains the two basic points of  my post today, which will end with a question. After a while of  just-for-the-fun-of-it-collecting pictures of people who bear witness of being a friend of printed words I realized something: all photos of this series show men. Men reading the newspapers. I didn’t shoot even one woman during 4 months.

Als mir das schließlich bewußt wurde, habe ich, meinem Bedürfnis nach Ausgleich fol­gend, den zeitunglesenden Frau­en erhöhte Aufmerksamkeit ge­schenkt. Allein; ich habe keine gefunden.
Weiter geht’s, bitte hier entlang…
When I finally took notice of this fact, I payed higher attention on women who were reading the newspapers. Just for my personal need of equation.But: I didn’t find any.
Read more, please follow….


Frauen lesen unterwegs Bücher, Männer Zeitungen. Das zumindest könnte ein oberflächliches Fazit sein. Nun war ich nicht in den Metropolen dieser Welt unterwegs, und habe zudem sicher ich auch andere Faktoren schändlich unberück­sichtigt gelassen, die wissenschaftliche Erhebungen kennzeichnen. Was ich aber sagen kann: eine größere Anzahl zeitung­lesender Männer zu fotografieren war ungleich leichter als auch nur eine Frau in diese Reihe einzufügen.
Ich wundere mich nun sehr. Deswegen frage ich euch: wie mag das kommen?
Women are reading books if they’re on their way, men are reading the papers.This at least could be a superficial conclusion. Well; I haven’t looked around in the worlsd metropolises, and besides that I left out even more important aspects of consideration, which mark a scientific ascertainment. But what I definitely can tell is, it was much easier to take quite a number of pictures of newspaper reading men, while I didn’t find only one woman.
Now I wonder at this discovery. And so I ask you: how can this be?

20.09.2011

46 Comments

  • Nina sagt:

    Schöne Fotos! Interessante Beobachtung, die ja offenbar durch Empirie in Deinem eigenen Umfeld belegt ist. Dennoch: ich bin das lebende Gegenbeispiel, ich lese sehr gern und sehr oft Zeitung an öffentlichen Orten und ich nehme dabei auch viele andere Frauen wahr, die das tun. Allerdings ist das in Berlin und auf Zugfahrten. Vielleicht sind das aber auch nur Ausnahmen!?
    Grüße
    Nina

  • Liebe Smilla, genau das ist mir auch oft aufgefallen. Vielleicht brauchen Männer diese Geste als Statussymbol. Ich finde die Zeit unter Menschen so interessant, das bietet keine Zeitung.
    Dein blog ist so herrlich anders!
    Ganz liebe Grüße aus Koblenz,
    Gabriele.

  • Durchleser sagt:

    Die Lesende wird in der Kunst auch nur mit Büchern abgebildet und nie mit Zeitungen. Aber es ist schon sehr auffallend vor allem in deutschen Grossstädten, dass man weder in den öffentlichen Verkehrsmitteln, noch in Café-Häusern Frauen eine Tageszeitung lesen sieht, im besten Falle vielleicht Zeitschriften. Das ist nicht nur schade, sondern auch irgendwie befremdlich. Wo bleibt das Interesse der Frauen für das Tagesgeschehen, für Politik, Kultur etc. Der Unterschied zu Frankreich ist da – besonders wenn man an Paris denkt – doch wesentlich grösser. Hier kauft die Frau morgens den neusten Le Figaro oder am Nachmittag die aktuellste Ausgabe von Le Monde. Man muss zugeben, das Format dieser Zeitungen ist wesentlich praktischer im Vergleich zur SZ oder FAZ. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass viel mehr Frauen und eben auch Mütter berufstätig sind, und dadurch eine Horizonterweiterung nicht nur mehr reines Privatvergnügen ist, sondern auch beruflich von Nöten ist, um wirklich überall mitreden zu können. Für mich persönlich stellt sich die Frage – Tageszeitung ja oder nein – nicht im Geringsten, da ich mir einen Tag ohne Tageszeitung nicht vorstellen könnte. Und wenn man im Ausland lebt – so meine ganz persönliche Erfahrung – wird das Interesse für das sogenannte Heimatland viel grösser. Und so vergehen nicht wenige Tage an denen man neben einer französischen selbstverständlich auch noch eine deutsche Zeitung liest. Und abschliessend kann ich als weiblicher Tageszeitungsleser nur sagen, dass es sich einfach richtig gut anfühlt, jeden Tag zu wissen, was die Welt Neues bietet!

  • Birgitt sagt:

    …das ist interessant, liebe Smilla,
    obwohl ich es nicht ganz bestätigen kann, also persönlich…
    mein aktuelles Buch habe ich meistens dabei und bin darin lesend anzutreffen, allerdings wenn ich auf einer Städtetour bin und in ein Cafe gehe, lese ich auch immer die Tageszeitung, um zu schauen, was in der Stadt so los ist…naja, fällt wohl unter Ausnahmen bestätigen die Regel? auf jeden Fall werde ich mal verstärkt darauf achten…

    LG von Birgitt

  • Fabulatoria sagt:

    Ich glaube ja, dass die meisten Frauen Zeitungen für zu unpraktisch erachten, um sie unterwegs zu lesen. Aber da schließe ich von mir auf andere und ich lese algemein wenig unhantliche Tageszeitungen ;o) Mich erwischt man eher mit einem Buch.

    Liebe Grüße, Carmen

    PS: Ich mag dein Blog wirklich sehr.

  • Sibylle sagt:

    Also, da hast du uns aber auch einen Stadtplan-lesenden Mann untergejubelt! 😉

    Wenn ich auf eine längere Reise geh, nehm ich mir natürlich auch ein Buch mit. Die Zeitung ist doch so schnell ausgelesen! Und in öffentlichen Verkehsrmitteln sind Zeitungenb zu sperrig. Ich lese auch lieber meine eigene Zeitung als eine Caféhauszeitung. Erstens mag ich es, eine neue Zeitung auseinanderzufalten. Zweitens kann ich sie dann ja ungehindert zerfleddern. Drittens stören mich bei Caféhauszeitungen immer diese Stöcke daran. Ich würde aber auch nicht mit meiner eigenen Zeitung in ein Café gehen. Ich lese Zeitung eher zuhause. Vielleicht machen es die anderen einfach auch so. Oder vielleicht ist das ritualisierte Zeitungslesen eher so ein Männderding.

  • Violine sagt:

    Du musst im Literaturcafé der Stadtbücherei Heidelberg fotografieren. Dort findest Du viele Zeitung lesende Frauen. U.a. mich.

  • Da kann ich nur raten: bitte mal nach Berlin kommen und S-oder U-Bahn fahren! Da lesen auch viele Frauen Zeitung.
    Unterwegs lese ich auch ganz gern ein Buch, was ich meistens dabei habe oder Zeitschriften, die frau dann aber auch in ihrer Handtasche irgendwie transportieren muss…
    Männer dagegen lassen ihre gelesene Tageszeitung ganz gern zurück, entweder als zusammengedrehtes Röllchen oder als lieblos zusammengeklaubtes Fledderwerk.
    Vielleicht belasten sich die Herren der Schöpfung unterwegs nur ungern mit schwerer Literatur, so meine Theorie dazu ;O)))

    GLG
    Peggy

  • Liisa sagt:

    Schließe mich Fabulatorias These an: Bücher sind in der Öffentlichkeit praktischer zu handhaben als Zeitungen. Und dann noch die ketzerische These, dass Frauen einfach ein längeres Durchhaltevermögen haben, wenn es ums Lesen geht und sich eher an Bücher wagen und auch eher einfach nur "zum Vergnügen" lesen, während sich die Herren eher auf den pragmatischen Teil (Informationen aus Zeitung, die sie für den Beruf oder eigene Interessen brauchen) stützen und darauf, dass man eine Zeitung schneller durch hat (zumal sie, wenn sie berufstätig sind ja auch nicht viel Zeit übrig haben).

  • Anonym sagt:

    Hm, ich muss dir da Recht geben. Hier sieht man auch fast ausschließlich Zeitung lesende Männer. Vielleicht lesen Frauen ihre Zeitungen auch nur einfach zuhause, das mache ich auch. Am Frühstückstisch oder in einer Pause. Ich kann nur sagen, dass ich auch selten in einem Café eine Zeitung lese oder überhaupt draußen. Warum das so ist, weiss ich nicht genau. Ich werde mich mal auf dem Weg zu Arbeit ein bisschen umsehen und gucken, ob ich eine Frau finde.

    Liebste Grüße,
    mrs. mandel

  • Sabiene sagt:

    Du hast mit deiner Beobachtung Recht, dass ist mir auch schon aufgefallen.
    Vielleicht liegt es daran, dass viele Männer keine Bücher lesen, bzw. niemals eine Handtasche dabei haben, in denen ein Buch stecken könnte.
    Ich lese ja auch nicht gerne Zeitungen, weil sie so sperrig sind.
    LG
    Sabiene

  • JMK sagt:

    Vielleicht sind wenig zeitungslesende Frauen zu finden, weil Frauen immer noch nicht gerne alleine ins Cafe etc. gehen?! Auf 10 Männer mit Zeitung, Zeitschrift oder Laptop kommt doch höchstens eine Frau mit oder ohne Buch.

  • FeeMail sagt:

    Ich schließe mich der "unpraktisch"-These an. Wer einmal in einem 2.Klasse-Großraum-Abteil der Deutschen Bahn versucht hat, die "Zeit" zu lesen, weiß wovon ich rede :)!

  • Eve sagt:

    Das kommt sicher daher, dass Frauen ihre Zeitunge zuhause lesen und auswärts eher kommunizieren, statt sich in Geschriebenes zu vertiefen.

    Und wenn sie denn mal was zu Lesen mitnehmen, dann bewusst ein Buch, damit sie abschalten können. Meist trifft man sie dann in Parks an, weil es dort ruhiger ist.

    Soweit meine Laien-psychologische Betrachtung:-)

    Apopo: durch diesen Post ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie sehr Bloggen und insbesondere Fotografieren das Auge für Details schärft. Ohne Deinen Beitrag wäre mir das wohl nie aufgefallen, aber Du hast vollkommen recht und ich werde mal auch darauf achten, ob ich eine Frau mit Zeitung in der Stadt finde.

    Eine aufmerksame Woche wünscht Dir
    Eve
    PS: Der Herr mit der lichten Frisur zählt nicht ! Das ist eine Landkarte ! 🙂

  • smilla sagt:

    Nina, von Ausnahmen würde ich nicht sprechen, denn natürlich gibt es sicher zahlreiche zeitunglesende Frauen in der Öffentlichkeit, es haben sich hier ja auch schon einige zu Wort gemeldet.
    Meine Beobachtung ist nun eben die beschriebene.

    Die Frage die ich mir stelle ist also; was bedeutet es Zeitung zu lesen? Oder im Unterschied dazu ein Buch?

    Wenn ich mal Liisas Gedankengang 'entketzere', und nicht vom Durchhhaltevermögen sondern einer anderen Interessenlage ausgehe, dann frage ich mich, worin sich diese unterscheidet.
    Die Buchtitel die ich erspähe sind natürlicherweise ja alle ganz unterschiedlich. Neben allen Formen von Bellestristik findet sich da eine große Zahl Sachbücher unterschiedlichster Ausrichtung, und häufig vermittelt sich mir der Eindruck, dass es sich um Studiums/Fortbildungs/Ausbildungsbegleitende Bücher handelt.
    Die Zug-oder Bahnfahrt wird zum lernen/studieren(vertiefen genutzt.
    Oder eben um sich zu informieren was in der Welt so vor sich geht.
    Im Zug habe ich übrigens am ehesten lesende Frauen gesehen, und ich frage mich, genau wie @JMK,ob es noch immer für Männer selbstverständlicher ist, alleine im Cafe oder Restaurant zu sitzen.

    Ich denke, dass viele Menschen nicht nur zum Zwecke der Unterhaltung oder Zerstreuung lesen, sondern quasi mit "Kalkül" und aus gesellschaftlich-beruflichen Gründen, wobei das ja keineswegs bedeutet, dass das nicht unterhaltsam sein kann.

    Ich persönlich kenne übrigens sowohl Männer als auch Frauen, die überhaupt keine Zeitung mehr lesen, weil ihnen das Weltgeschehen derart zusetzt, dass sie sich dem Gefühl der angelesenen Niedergeschlagenheit vorsichtshalber durch Abstinenz entziehen.
    an die musste ich sofort denken, als ich deinen Kommentar gelesen habe;Durchleser.

    Und, ja, da liest einer ne Landkarte :-).

    Was mir immer wieder auffällt ist, dass Männer und Frauen öffentliche Räume anders nutzen, für sich einnehmen, mit anderer Selbstverständlichkeit ergreifen.
    Ich frage mich wie und ob sich das im (öffentlichen) Zeitunglesen ausdrückt.
    Geht man mal davon aus, dass Zeitungen überwiegend Tages- und Weltgeschehen, Politik und Sport verbreiten, sind Männer dann eher öffentliche Zeitungleser weil sie eher mit dem, mal salopp formulierten, Selbstverständnis von "He, da, Platz da, ich mache mit, ich komme vor" unterwegs sind?

  • Andreas sagt:

    Nun, wir Männer gehen da eher pragmatisch ran. Männer tragen keine Handtaschen, wo Bücher reinpassen, wir haben gerne die Hände frei. Und wir planen in den wenigsten Fällen auch nicht unseren Caféhausbesuch. Da ist es dann sehr praktisch, wenn man etwas Zeit hat und vielleicht auch auf etwas wartet, daß man sich die Zeit mit Zeitunglesen in einem Café versüßen kann.
    In der Bahn ist es ähnlich: Am Kiosk kann man schnell eine Zeitung kaufen, diese hat man am Zielort vielleicht schon durch. Oder man liest in der Mittagspause beim nächsten Artikel weiter, ohne sich erst wieder an eine Handlung erinnern zu müssen, wie es bei einem Buch wäre.

    Liebe Grüße
    Andreas

    PS. Finde deinen Blog klasse.

  • Schnitzel sagt:

    Auch wenn meine Eltern manische Zeitungsleser sind (aber ohne Fernseher leben), lese ich genau aus dem Grund keine Zeitung mehr: da gibt es so gut wie gar nichts aufregend Neues mehr, was nicht von schlimmsten Ereignissen auf der einen und haarsträubend schlecht geschriebenen und inhaltsleeren "politischen" Meldungen auf der anderen Seite überdeckt wird.

    Leider gilt das inzwischen auch für die "hochwertigen" Institutionen wie die Zeit, und etwas ab vom Thema leider auch für die Tagesschau.

    Dann lieber vor der eigenen Haustür schauen was passiert, das erscheint mir viel wichtiger als wenn in Berlin ein weiterer Sack umfällt.

    So!

  • Anonym sagt:

    ich genieße den Anblick eines Mannes der in eine Lektüre versunken ist, egal ob Buch oder Zeitung 🙂

    Ich hab eine Erfahrung gemacht, die der von Smilla ähnelt. Was ich verbrochen hab? Ich war als Frau mit einer Wochenzeitung in der Stadt unterwegs. Sie schaute dabei aus meiner überfüllten Tasche heraus. Hatte ich irgenwo Wartezeit, habe ich auch darin gelesen.
    Und die Blicke, die ich dafür bekam waren etwas befremdlich.. vorallem von Männern. Kann garnicht sagen, ob im positiven oder negativen Sinn.
    Vielleicht kennt das ja auch eine von euch.

    LG Mel

  • Li Ssi sagt:

    1. ich gehöre durchaus auch zu den ausnahmigen zeitungsleserinnen in der öffentlickeit
    2. dieses raum einnehmen in der öffentlichkeit könnte tatsächlich mit ein grund sein, wieso du eher zeitungslesende männer, als frauen vor die linse bekommen hast. denke da auch ans u-bahnfahren: männer sitzen breitbeinig, frauen eher mit zusammengedrückten knien… je nach zeitung braucht mensch wirklich platz… den frau aber durchaus in einem cafè am einzeltisch finden kann. bestimmt gibt es weniger frauen, die solo in einem cafè, restaurant sizen, als männer… ein hoch den ausnahmen!

  • Sherry sagt:

    So ganz pauschal, liebe Smilla, sieht es so aus, dass Frauen sich eher für soziale Themen interessieren (deshalb siehst du sie mit Romanen, die ja nichts anderes sind als die Darstellung von sozialen Situationen – und je nach Altersklasse mit ihrem Handy beschäftigt) und Männer eben durch ihr Gefühl von Wirksamkeit in Politik und Wirtschaft mit Zeitungen. Ich sehe auch, dass mehr Männer iPads haben, mit denen sie Online-Magazine lesen, während Frauen gar nicht so sehr für iPods zu begeistern sind und lieber Vorlieb mit ihren iPhones nehmen, um zu simsen, zu chatten oder zu facebooken.

    Diese Geschlechtsspezifität muss nun nichts Angeborenes sein, sie ist z.T. sozialisatorisch bedingt, aber sie zeigt sich eben doch deutlich, indem du z.B. signifikant mehr männliche Zeitungsleser findest als Fauen.

    Interessant wäre der Effekt, wenn man Frauen das Gefühl gäbe, sie hätten in Sachen Wirtschaft und Politik mehr Macht und mehr zu sagen, als heute (durch Stellenbesitzungen etc.). Ob diese Differenz dann immer noch so groß wäre?

    Hm.

  • smilla sagt:

    sherry, das ist ein bisschen was ich mit der in-Anspruchnakme von öffentlichem Raum meine, weniger unmittelbar den in Fläche meßbaren Raum, als vielmehr den gesellschaftlich/sozial beanspruchten, und eben das dazugehörige selbstverständnis, das zu hinterfragen sich auf jeden Fall lohnt.

    (sicher spielt natürlich die größe der Zeitung eine Rolle, aber ja nur situativ, wobei es, wie Li Ssi schreibt, ja auch da interessant ist, wer sich wieviel Platz nimmt, bzw seine Mitmenschen mit sich und meinetwegen einer übergroßen Zeitung konfrontiert. Ich saß mal im Zug und hinter mir ein Mann, der eine von den großformatigeren Zeitungen gelesen hat. So halb hing die Zeitung immer auf meinem Kopf und ansonsten hat er sich meiner Rückenlehne aktiv als Abstützhilfe genutzt. Als ich ihn drauf hingewisen habe hat er mich beschimpft….aber das nur als Anekdote am Rande..)

    schnitzel, das mit der Haustür kann ich auf jeden Fall unterschreiben.
    Meine eigene Politikverdrossenheit nehme ich mir dennoch übel.

  • Wolf sagt:

    Tja, gute Frage, viele gute antworten. Aber viel spannender: warum kommentieren eigentlich überwiegend Frauen deinen Blog (obwohl viele Männer dem sicher gut finden)?

  • smilla sagt:

    Wolf, das habe ich mich auch schon manches Mal gefragt. Ich wüßte auch gerne mal, ob es so deutlich mehr Frauen sind die hier lesen, wie das Kommentaraufkommen vermuten lässt.

    es kommen ja auch mails von leser/innen, da ist das Verhältnis ausgewogener.

  • Meine Hypothese:
    Frauen treffen im Cafe Mensch(en) zum *reden*
    Sonst sitzen Frauen weniger herum, da sie täglich und/oder Hausarbeit/Erwerbsarbeit/Kinder- oder/und Elternbetreuung in 12 bis 16 Stunden reinpacken. Die Zeitung geht sich da zwischendurch mal Zuhause oder am Arbeitsplatz aus. Wo hinsetzen mit Buch hat eine ganz andere Bewusstheit, da mag frau ihre Zeit zum seelebaumeln oder weiterbilden nutzen!

    Weiters eine Beobachtung zu zeitungslesenden Männern: Sehr oft ist es *nur* der Sportteil, ganz wichtig, um überall mitreden zu können, auch wenns nicht sooo interessiert (ist jetzt kein Statement gegen zeitungslesende Männer).
    Sich den Raum nehmen, wie oben angesprochen ist auf alle Fälle ein großes Thema und wir Frauen sollten uns da viel mehr und selbstverständlicher davon nehmen!

    Interessanter Post und ich habs auch schon oft beobachtet, das tue ich im öffentlichen Raum nämlich am liebsten: Menschen zuschauen 🙂

  • kaltmamsell sagt:

    Hier noch eine mitlesende Frau. Ich teile deine Beobachtung, dass in der Öffentlichkeit Frauen selten Zeitung lesen. Zwar bin ich eine davon (in U-Bahn und Bus, war aber schon immer eher raumgreifend veranlagt), doch als ich kürzlich eine andere Frau Süddeutsche lesend in der U-Bahn sah, fiel mir auf, wie selten der Anblick ist.

  • Ich denke auch, dass die Größe der Zeitung für die meisten Frauen eher unpraktisch ist. Warum gubt es denn jetzt immer mehr Magazine für Frauen in handlicher kleiner Handtaschengröße? Wahrscheinlich gibt es dafür einen Markt. Ich lese zwar auch gern Zeitung, aber in der Öffentlichkeit ist mir die Gefahr zu groß, den Kaffee mit der Zeitung vom Tisch zu stoßen! 🙂
    Aber jemand anderes beim öffentlichen Zeitunglesen zu beobachten hat so etwas Beruhigendes, fast Meditatives an sich!

  • rebhuhn sagt:

    zitat smilla:
    Meine eigene Politikverdrossenheit nehme ich mir dennoch übel.

    ich mir auch. und ich lese auch nie zeitung, nicht nur nicht öffentlich. aber wenigstens überdurchschnittlich viele bücher.

  • cupitronic sagt:

    Hach wie toll mal jemanden zu entdecken, die die gleiche Projektidee hat. Gefällt mir, Deine Auswahl.
    Meine ist hier zu finden: http://www.cupitronic.de/category/galerie/lesen/

  • smilla sagt:

    cupitronic, oh! 🙂 nett! überhaupt ne schöne seite, und du hast ja auch bald ne ausstellung, hab ich gesehen.

    Cupitronic

    alles gute dafür!

    Elisabeth, das sehe ich auch so (das mit dem raum nehmen)

  • Verena sagt:

    Da, wo ich öffentlich unterwegs bin (Wien), lesen sehr viele Menschen die bei den Stationen ausliegenden Gratiszeitungen, Frauen wie Männer. "Richtige" (ähem) Zeitungen lesen in U-Bahn und Co. die wenigsten; ich selbst muss mich, wenn ich das tue, immer wieder ermahnen, mich nicht als Störfaktor zu sehen… In Kaffeehäusern bin ich leider viel zu selten, aber tendenziell würde ich hier auch meinen, dass mehr Männer als Frauen Zeitung lesen; ich bin natürlich wieder eine der Aunahmen 😉
    Vlg,
    Verena

  • G. Zollner sagt:

    War das schön zu lesen. Vielen Dank. Unter anderem eine wunderschön gestaltete und ansprechende Seite. Großes Kompliment.

  • smilla sagt:

    gZollner; herzlichen Dank!

    Verena, ja, das kenn ich auch, wenn zeitungen kostenlos da sind lesen alle, das ist dann irgendwie keine soo persönliche Angelegenheit mehr.
    auch interessant.

  • croco sagt:

    Eine weit aufgeschlagene Zeitung nimmt Platz ein. Sie zeigt aber auch, dass hier jemand nicht gestört werden will. Er sieht ja auch nichts mehr um sich herum.

    Ich liebe es, im Flugzeug oder im Warteraum die ZEIT zu lesen, von hinten nach vorne. Und in jedem Netz oder jedem Eimer, denen ich begegne, verleibe ich ein paar ausgelesene Zeitungsseiten ein.
    Im Hotel lese ich dann vergnüglich den politischen Teil .
    Bin ich fertig, hole ich mir an der Rezeption El Pais, oder halt die Zeitung des Landes, in dem ich bin.

  • Poliander sagt:

    Man kriegt Zeitungen fast überall, und irgend etwas Interessantes ist in jeder. Man kann sie im Verlauf des Unterwegsseins ausdünnen, am Ziel hat man die Essenz: die beste Seite oder diejenige, die man sich aufsparte. Sie haben ein Feuilleton. Sie haben einen Wirtschaftsteil. Zeitung lesen ist ein Ding zwischen arbeiten und absichtslos schauen. Warum Männer unterwegs so viel Zeitung lesen, weiß ich zwar nicht, aber ich, Frau, tu es aus diesen Gründen.
    Und auf anders-anziehen, wollte ich schon öfter mal sagen, bleibe ich meistens länger als gedacht. Schön.

  • Anonym sagt:

    Toller Blog, tolle Themen! 🙂

  • cupitronic sagt:

    @smilla: Danke. Bin schon ein bisschen aufgeregt. Spannende Sache, sich mit den Bildern gedruckt in realen Räumen zu stellen.

  • smilla sagt:

    croco, das ist genau auch diese beruhigung die von zeitunglesenden Menschen ausgeht, die Miss Ellyja auch angesprchen hat :-), dass da jemand weder gestört werden möchte, noch voraussichtlich selbst stören wird…

    zeitungen stückweise in der welt abzuspecken ist mir noch nie in den sinn gekommen, das werd ich mal ausprobieren ob mir das gelingt…
    wie es klingt reist du sehr viel, beneidenswert..

    Poliander; das hast du trefflich schön in Worte gefasst!! absichtslos schauen… genau..

    myriam; danke sehr!

  • Matthias sagt:

    Ich lese viel Zeitung, jedoch generell nur unterwegs. Zu Hause konsumiere ich Nachrichten eher am Rechner, doch die Zeitung hat eine gewisse Flüchtigkeit, man kann perfekt Zeit damit füllen, z.B. während man im Café auf jemanden wartet, oder mit dem Zug unterwegs ist. Hat man einen Teil abgeschlossen, lässt man ihn einfach liegen. Übrigens nicht zwangsweise aus Achtlosigkeit, ich freue mich unterwegs auch über Zeitungen die liegen geblieben sind, ist es doch kostenlose Lektüre.

    Wieso ausgerechnet Frauen dies anscheinend weniger tun weiß ich auch nicht, allerdings ist mir dies auch öfter aufgefallen, vor allem im Zug. Dabei fallen mir Zeitungslesende generell auf, weil mich interessert WAS sie lesen. Frauen lesen wenn Bücher, oder bilden sich fort, doch diesen Drang nach aktuellem Weltgeschehen scheint es nicht zu geben. Wieso das so ist kann ich auch nur mutmaßen, evtl. fällt es ihnen einfach leichter, sich nicht nur mit "wichtiger" Kost zu vergnügen, sondern einfach um des Themas Willen sich zu beschäftigen.

  • Anonym sagt:

    Es "lohnt" sich daoch immer wieder deinen Blog zu besuchen – was für eine tolle Diskussion!! ich bin begeistert – und ich lese auch Tageszeitung (zu Hause), unterwegs lese ich ein Buch, Zeitschrift oder ….
    liebe Grüße Gertrud

  • Pess sagt:

    Hallo Smilla,

    ich denke, Deine Beobachtung stimmt. Und zwar glaube ich, daß die Männer, weil für das täglich politische "zuständig", Zeitung lesen und Frauen, für das "Schöngeistige", halt die Bücher.

  • smilla sagt:

    Pess, tja, da ist sicher was dran, und dennoch sträubt sich ein großer Teil in mir dieses Klischee so auszuformulieren, wohl aus dem Unwillen heraus es damit zu manifestieren.
    Denn da wird wieder genau der Platz angesprochen, den sich die Geschlechter in der Gesellschaft, die es ja zu gestalten oder auszudrücken gilt, so nehmen, den sie bekommen, der so oder so honoriert wird, der so oder so zugestanden wird. Auch und vor allem in den Köpfen.

    darüber hinaus: das schöngesitige sollte als gesellschaftsrelevantes politikum anerkannt werden, mal ganz abgesehen davon, wer sich diesem mehr zuwendet.

  • blica sagt:

    also: allerschnellstens nach wien kommen! da sitze ich, (wenn ich denn zeit habe) einmal die woche im café prückel (allein) auf meinem stammplatz und lese deutsche zeitungen…

  • smilla sagt:

    blica, wenn ich jemals nach Wien komme werde ich auf jeden fall ins Café Prückel gehen, und solltest du gerade nicht dort sein, wird es mir eine Ehre sein, auch nur den leeren Stammplatz zu fotografieren.
    Und das mein ich völlig ernst!
    🙂

  • Pess sagt:

    Hallo Smilla,

    Klischees sind doch da, weil sie eben da sind. Das ist wie mit Sprichwörtern… Man sollte halt nur immer versuchen sich selbst zu reflektieren, um wissentlich das Klischee zu bedienen oder es absichtlich zu durchbrechen. Es sind doch so viele Dinge in uns angelegt, für die wir nichts können, oder die wir gar nicht merken. Am deutlichsten merkt man das an seinen Kindern. So um die 70% sind vererbt und den Rest kann man versuchen in die rechte Bahn zu drücken, was mal mehr, mal weniger gelingt 🙂

  • Anonym sagt:

    Wehr interessante Beobachtungen …

    Ich lese Zeitungen auch unterwegs, aber nur im Zug. Bevorzugt die ZEIT, trotzdem sie doch sehr, sehr sperrig ist. Der Grund ist simpel, ich kann nach der Lektüre die Zeitung wegwerfen und muss sie nicht mehr schleppen. Ein Buch muss ich mitnehmen.

    Aber davon abgesehen bin ich nie ohne Buch unterwegs. Wobei ich da nach Größe auswähle, die dicken Wälzer für daheim und die kleinen, handlichen für unterwegs.

    Gruss, Tine

Schreibe einen Kommentar zu G. Zollner Abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© Smilla Dankert 2019 | Impressum | Datenschutz