• Die Griechin

    Von dieser Frau hatte ich schon gehört bevor ich sie heute das erste Mal getroffen habe. „Die sitzt da immer vor’m Haus auf einem Stuhl und strickt.“ wurde mir erzählt und immer mal wieder bin ich also abge- bogen und extra durch ihre Strasse ge- fahren. Heute hatte ich endlich Glück. Ihr Name ist Angelica und sie ist Griechin. Sie prüft mich sehr genau, bevor ich sie fo- tografieren darf, und stellt mir viele Fragen. Meine Haarfarbe scheint sie zu inspirieren und nacheinander übersetzt sie mir alle erdenklichen  …

  • Input

    Leonardo hat einiges zu erzählen; er arbeitet als Baumpfleger, hat Umwelt- technik studiert, ist halber Peruaner und Vater einer kleinen Tochter. Er klettert gern, und überhaupt ist Sport ihm lieb und teuer. Das ist auch was wichtig ist für ihn:“…dass genug Zeit zum Klettern ist; also Freizeit.“ Er klettert drinnen und draußen, und ich lerne den Begriff bouldern kennen. Seine Mütze und die Kette sind aus Peru und Chile, wo er gerade ein halbes Jahr verbracht hat; mit Frau und Tochter hat er im Rahmen eines ASA- Programmes  …

  • Fille de France

    Anna ist Französin. Sie kommt aus Toulouse und arbeitet für ein Jahr in Köln als Lehrerin an einem Gymnasium. Sie freut sich dass ich sie fotografieren möchte; „Meine Schwester findet es nämlich ganz schrecklich wie ich mich anziehe!“ sagt sie lachend. Sie macht sich gar nicht so viele Gedanken um ihre Kleidung und kauft auch nicht oft ein. Auf eine unbekümmerte Weise scheint Kleidung einfach zu ‚passieren‘. Gerade war sie in der Türkei, wo ihr Freund im Rahmen des Erasmus-Programmes ein Jahr lang studiert. Und da  …

  • Mobilmachung

    Üblicherweise sehe ich zuerst den Menschen den ich um ein Foto bitte, und erfahre im Gespräch ein wenig mehr. In diesem Fall ist die Reihenfolge eine andere; im Barthonia-Forum läuft derzeit die Gemeinschafts-Ausstellung „I know it when I see it“. Dort habe ich fasziniert die Koffer-Objektinstallationen von Stefan Zöllner bewundert. Sein Projekt „Mobil- machung“, dass inzwischen seit 5 Jahren besteht, beinhaltet eine Vielzahl unter- schiedlicher, bisweilen skurriler Koffer; in allen befinden sich, bestens verstaut,  …

  • Limitless

    Viele der Menschen die ich um ein Foto bitte stimmen zu; die meisten möchten gerne genau wissen wofür ich das mache und alle fragen wo es zu finden sein wird. Manche würden sich zwar fotografieren lassen, möchten aber nicht ins Internet. Einige lehnen ab, und sehr wenige sind dabei unfreundlich oder ignorieren mich gar demonstrativ. Erst ein Mal wurde ich beschimpft (und dann sogar bedroht).Warren gehört zur ersten Gruppe; toppt aber doch jede bisher erlebte Zustimmung: Er möchte gar nicht wissen wofür ich das Foto mache. Als ich zur  …

  • Fenster auf

    Als ich Serkan anspreche ist er grade am frühstücken; Kaffetrinkend geht er ver- sonnen die Strasse entlang und isst dabei ein Panini. War wohl spät gestern abend… Dass ich ihn störe stört ihn überhaupt nicht; er frühstückt entspannt weiter. Das Foto machen wir als er fertig ist, erstmal reden wir ein bisschen. Serkan studiert Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Medienwissenschaften in Aachen. Da fährt er immer mit dem Zug hin, was er gar nicht so schlecht findet, weil er die Fahrt gut nutzen kann. Trotzdem wäre er eigentlich lieber  …

  • Beste Zeit

    Gesa studiert Design an der KISD, und ich muss sagen ich werde immer neugieriger auf diese Schule; habe ich doch bereits einige Male ihre Studenten fotografiert. Den ersten und leichtesten Zugang findet man als Außenstehender über den KISD-shop, der definitiv einen Besuch wert ist. Direkt davor treffe ich auch Gesa, und teile ihr wenig originell mit, dass ihr Aussehen mich an Alice im Wunderland denken lässt. So häufig sie das hört, so wenig ist es beabsichtigt. Sie hat einfach unheimlich Spaß am ’sich kleiden‘, und wenn Besuch  …

  • …to be alone

    Li sagt dass sie Sandrina heißt. Sie kommt aus China und ist gerade auf Geschäfts- reise in Köln. Sie arbeitet für ein großes Telekommunikationsunternehmen und weil sie soviel mit Europäern zu tun hat braucht sie einen „professional name“, wie sie mir erklärt, und da hat sie sich Sandrina ausgesucht. Natürlich reden wir englisch und die Verständigung ist wegen unserer, gegenseitig schwer verständlichen, Aus- sprache ziemlich lustig. So brauche ich recht lange bis ich begreife wer sich den schönen Mantel ausgedacht hat;  …

  • Differenzierung

    Zuerst fällt Marc mir auf, weil er einerseits ziellos wirkt und sich andererseits hoch- konzentriert den Platz anschaut, auf dem er mit seinem Fahhrad steht. Ich frage mich ob er Tourist ist, obwohl er wiederum gar nicht so wirkt. Marc ist Kameramann, Fotograf und Filmemacher. Aktuell dreht er einen Langfilm als Kameramann; üblich- erweise sind die Filme und Spots die er dreht aber nicht fiktional und auch kürzer. Marc schöpft aus einem breiten Inter- essenspektrum und so engagiert er über die neuesten technischen Entwicklungen im Bereich  …

  • Keine halben Sachen…

    Wie der Zufall so spielt ist mir heute ein brombeerfarbener Cordkinderwagen über den Weg gelaufen. Diesmal war aber nicht der Vater, sondern die Mutter damit un- terwegs, die ich sogleich auch um ein Foto gebeten habe. Und was mir gestern beim schreiben schon durch den Kopf ging habe ich heute nachgeholt; die Rubrik Junge Mütter. Der Vollständigkeit halber… Und wenn ich demnächst den Kinderwagen mit beiden Elternteilen an mir vorbeizockeln sehe, dann werd ich wieder ein Foto machen, und dann ist wirklich alles kom- plett. Kathrin  …

  • Ehrenfelder Jungs

    Ja, ich denke eine neue Rubrik ist nun geboren; Junge Väter. Hier, rechts im Bild, steht Christian, Vater von Emilia. Die liegt schlafend im bordeauxfarbenen Cord- kinderwagen, „… nach dem wir auch lange gesucht haben…also meine Freundin…“ Götz und Christian studieren beide, und auf die Frage worum es geht im Leben, antwortet nach einigem Zögern Götz als erster: „…na, dass man ’ne Aufgabe hat im Leben, die einem wichtig ist.“ Christian antwortet erst mal gar nicht und sagt dann  …

  • „Der Handwerker“

    Also Handwerk ist mir einfach sympathisch. Und gelebte, getragene Arbeitskleidung fasziniert mich; echter gekleidet zu sein geht ja kaum. Olaf ist Schreiner und auf seinem kurzen Weg zwischen Werkstatt und Sägehalle sehe ich ihn von weitem die Strasse entlang gehen. Ich warte geduldig ab bis er den Rückweg antritt. Wieder jemand den ich von der Arbeit abhalte, aber diesmal frage ich doch schnell was in seinem Leben wichtig ist; „Gute Frage…“ ist die Antwort; „im Moment meine kleine Tochter, die seit 7 Monaten auf  …

  • „Alles Leben ist Begegnung“

    In einem Moment in dem ich grad der Welt ein bisschen böse bin, sehe ich wie Anne aus dem Bahnhof kommt. Während ich mein Fahrrad abschliesse geht sie singsummend und schwungvoll an mir vor- bei, und hebt ein Fahrrad auf. Dann geht sie weiter. Wie, denke ich, das ist also gar nicht ihr Rad? Sie hebt einfach irgendein Rad vom Boden auf, vor dem Bahnhof auch noch, an einem so anonymen Ort?!Anne ist Schauspielerin und trägt gern rot und das „…ist schon sehr lange so“. Derzeit spielt sie in Würzburg im Pflege- heimdrama  …

  • Heute und manchmal

    Manchmal schon bin ich an Svenja’s Friseursalon vorbeigegangen und heute bin ich endlich reingegangen. Vor einer Weile hab ich sie schon mal fotografiert, und irgendwann hab ich sie dann plötzlich wiedergesehen; in ihrem Laden bei der Arbeit. Sie macht sich immer so schön zurecht, dass ich sie einfach noch mal um ein Foto bitten musste. Ich frage sie auch ob ich vielleicht eine Woche lang jeden Tag vorbeikommen darf. Das ist ihr aber irgendwie zu viel; „…so jeden Tag…, nee…“ Aber wiederkommen darf ich  …

  • Ein-Jahres-Bart

    Volker ist so jemand, bei dem ich überlege ob ich ihn nicht direkt auf englisch an- sprechen soll. Da lieg ich aber falsch in diesem Fall; er spricht deutsch und das mit äußerst angenehmer Stimme. Volker ist Maskenbildner am Theater, und zwar nicht fest an einem Haus, wenn ich es richtig verstanden habe, sondern an unter- schiedlichen Theatern, bzw. auch bei Festspielen wie beispielsweise in Salzburg. Ich bin beeindruckt, er sieht’s gelassen. In Düsseldorf arbeitet er gerade an einem Stück mit dem Titel „Hier kommen wir nicht  …

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