Vom weglassen…

Mit wippenden Rüschensäumen nähert sich Frau M. dem Eingang eines Hotels, und erst als sie schon fast darin verschwunden ist habe ich sie endlich eingeholt. Es kommt nur selten vor, dass ich jemanden anspreche ohne ihm oder ihr vorher in die Augen gesehen zu haben. Wie soll ich mich verhalten, wenn mir nicht gefällt, was ich da sehe? Ohne unhöflich oder seltsam zu wirken?
Frau M. dreht sich um, ich trage atemlos mein Anliegen vor, und dann reden wir ein wenig. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schnell bzw. übergangslos man auch mit Fremden über Dinge sprechen kann, die  vermeintlich nur im Privaten Platz haben.
Zum weiterlesen, bitte hier entlang…
With swaying frill hems and rapid steps Mrs. B. strides up to a hotel entry, and just the second she’s about to enter I finally catch up to her. Very rarely I approach people, when I didn’t have the opportunity to have a look into their eyes before. What shall I say, if I don’t like what I see there? Without being unpoilte or appearing weird?
Mrs. M turns around to me, breatheless I advance my matter, and then we talk for a little while. Again and again I’m still surprised that it can be so easy to talk with strangers about things which generally are kept private.
To read on, please follow…

Die Schwierigkeit für mich besteht dann oftmals darin, das Erzählte so wieder­zugeben, dass sich der Gesprächskern vermittelt, ohne dabei all die Dinge preis­zugeben, von denen ich annehme, dass sie mir persönlich erzählt wurden und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Natürlich frage ich immer wieder nach: Darf ich das schreiben? Vieles allerdings, von dem was ich so höre, lasse ich weg. Denn es scheint mir zu privat, zu intim.
Mit der Problematik der Wiedergabe des Offenbarten hat sich kürzlich auch Jörg Burger in der Zeit auseinandergesetzt.
Ich selbst handhabe es in der Regel so, dass ich mir vorstelle dem Menschen mor­gen auf der Strasse wiederzubegegnen.
Und um Frau Klum’s wichtigsten Satz mal ins Gegenteil zu verkehren: Ich habe heute leider nur ein Foto für euch. Die Ge­schichte dazu krieg ich irgendwie nicht hin­geschrieben. Obwohl ich dürfte. (Und sie deutlich undramatischer ist, als man nun vermuten könnte.)
The difficulty for me afterwards is, to give an account of the conversation, without telling all those details which probably were not intended for public consumption, those moments off-the-record, so to say. Of course I keep asking: May I write that in my blog? Nevertheless I often decide not to write down all the things I’ve heard, I leave things out. To me some things seems to be too private, too intimate.
As a general rule I write things down, having in mind, or in other words imagining, that I meet the person again at the next day.
So today I just publish a photo. Somehow I’m not able to write the backgroundstory down. Although I’m even allowed to. (…and although this story isn’t as dramatically as it now appears to be.)
14.05.2011

18 Comments

  • sandra sagt:

    sehr sympatisches Lachen hast Du da mal wieder eingefangen 😉

  • Klickerklacker sagt:

    kryptisch,kryptisch…das nächste Spiel heisst "Geschichten Raten" oder wie?

    ich finde die Gesichter im Hintergrund von Bild 1 auch ganz interessant.
    Woher kommt denn die Frau und hat das was mit ihrer Geschichte zu tun?

    was einem für Fragen kommen wenn man mal nachmittags im Bett liegt…gute Nacht…

  • Anonym sagt:

    also hat Frau Klum eine casting-agentur, oder war jurorin bei einem casting………..??? LG Bara

  • Anna sagt:

    Schade eigentlich, dass Dir die Worte für die Geschichte zu Frau M. nicht in die Fingerkuppen kommen wollten – ich hätte nämlich sehr gern mehr über sie, die auf mich sehr sympathisch wirkt, erfahren! Andererseits ist gerade das Thema, in das Du Dich heute hineingeschrieben hast, ein sehr spannendes! Danke also für die Fotos und die anregenden Gedanken um Frau M. herum!

  • smilla sagt:

    bara, das mit Frau Klum ist ein kleines (relativ sinnfreies, wie ich zugeben muss)Wortspiel am Rande; sie sagt immer wenn eine Bewerberin nicht in die nächste Runde kommt, diesen Satz: Ich habe heute leider kein Foto für dich

    (interessanter weise bekommt sie es hin, dabei sorgenvoll und vorwurfsvoll gleichzeitig zu gucken, so dass der Eindruck vermittelt wird die Teilnehmerin ist nun aber wirklich selber schuld)

    anna, tja irgendwe hab ich beim überlegen wie ich was schreiben soviel weggelassen, dass ich dachte so ganz allgemein gehaltene sätze gebens auch nicht wieder, und so hab ich eben meine Gedanken hingeschrieben.

    Klickerklacker, die geschichte zu den portraits im Hintergrund kann ich leider auch nicht wiedergeben, ganz einfach weil ich sie nicht weiß. ich guck das nächste mal, wenn ich dort vorbeikomme, was das für eine collage berühmter köpfe ist

  • Anonym sagt:

    Zum Thema "Collage berühmter Köpfe" könnte ich vielleicht beitragen: soweit ich weiß, ist diese von H.A. Schult, dem Aktionskünstler, der das Hotel mitgestaltet hat.

    Es ist für mich als neugierige Leserin bedauerlich, dass ich nicht manches Mal mehr über die Personen erfahre, aber versteh' gut Deinen Konflikt, "was darf ich von der Person preisgeben, ohne sie zu entblößen." Ist sicherlich oft eine Gradwanderung, die einem gewiß nicht leicht fällt.
    Mit nachbarschaftlichem Gruße
    Natàlia

  • Anonym sagt:

    Puh, jetzt habe ich das kapiert: Frau Klum ist nicht Frau M. sondern Heidi, und du wolltest und nur sagen , dass du heute leider keine Geschichte sondern nur ein Foto für uns hast(dabei waren es es ja doch auch diesmal wieder zwei Fotos). Da kommt man aber ganz schön ins straucheln bei dir, wenn man nicht genau aufpasst, was man da liest, und was sich auf was bezieht. Ich fand es sehr interessant, und war sehr erstaunt darüber, dass du den Leuten zuerst in die Augen siehst, bevor du sie ansprichst, dann habe ich den Artikel weggeklickt, und im kurzen Nachdenken darüber habe ich Frau Klum mit Frau M. verwechselt und dachte, dass das wieder ein Ratespiel sei, und Frau M. mit ihren wippenden Röcken doch durchaus die Besitzerin oder Jurorin einer Castingagentur sein könnte. Jetzt kann ich mich also beruhigt schlafen legen, lg und gute Nacht, Bara

  • Pyrgus sagt:

    Also mir gefällt ihr stylisches Outfit, man muß nicht unter 30 sein, um sich witzig und stilvoll zu kleiden!!!

  • smilla sagt:

    Natalia; danke, na klar, so ist das:
    H.A Schult hat einen ruinösen Hotelbau an der A59 in das Hotel Europa umgestaltet, Kunst an der Autobahn sozusagen.
    Hotel Europa
    Zufälligerweise wurde es 2001, fast auf den Tag genau am 13. Mai, gesprengt, u.. weil sich der gewünschte Touristenmagnetcharakter nicht eingestellt hat.

    Das Eden-Hotel am Dom, dass H.A Schult migestaltet hat beherbergt neben einer großen Fotografie der Trash-People Aktion auf der Domplatte auch 2 der Figuren, sowie eben das Bild der Fassade vom Hotel Europa.

    Danke Natalia für den Hinweis, ich hab so auf der Leitung gestanden..

    Bara, ja, genau, ich hab die Heidi ins Spiel gebracht. 🙂
    Das ist interessant, dass es dich erstaunt dass ich den Menschen die ich anspreche in die Augen gucke, (wenn ich kann in der Kürze der Zeit)
    darf ich fragen was dich daran erstaunt?

  • Das Behutsame und Achtsame finde ich besonders wichtig, leben wir doch in einer in den letzten Jahren zunehmend größer werdenden Ausziehgesellschaft, nicht nur, was das Körperliche betrifft.
    Allein ein Foto von einer Frau auf der Straße eingefangen, das ein Statement gegenüber dem Fotoshopwahnsinn (meine Interpretation) in Magazinen bringt ist wohltuend, ich brauche es nur anzusehen und freu mich darüber, ob nun mit oder ohne zusätzlicher Info!
    Liebe Grüße aus Wien
    Elisabeth

  • Anonym sagt:

    ich habe nur versucht, mich zu erinnern wie du mich angesprochen hast, ob wir vorher Blickkontakt hatten. Ich meinte dass du mich an der Ampel am Friesenplatz mitten auf der Kreuzung von hinten überholt hast, und mir dann von vorne in die Augen gesehen hast ( was ja dann sofort auch jeglichen Bann gebrochen hat). Aber ich bin dir ja auch vorher schon einmal aufgefallen, was du mir auch gleich mitgeteilt hast, und vielleicht hat da ein Augenkontakt stattgefunden ohne dass er mir bewusst war.lg Bara

  • smilla sagt:

    Bara, stimmt, ich hatte dich ein paar tage vorher schon gesehen, in einem Geschäft, allerdings ohne Kamera und in einem Moment wo ich gar keine zeit hatte. Genug Zeit zum gucken hatte ich aber immerhin, so dass ich nicht gezögert habe, als du vor mir auf dem Rad unterwgs warst 🙂

    Elisabeth; danke 🙂

  • Mim sagt:

    I appreciate your discretion, Smilla. So you look into your possible subjects eyes to read them? I imagine you are looking for responsiveness, connection, friendliness, openness.

    I may be wrong, but I suspect Mrs. B. might once have been Mr. B. Aside from ideas about constructed gender: that's some outfit! Comfort with frills.

    All the best from South Beach

  • smilla sagt:

    Mim, haha…as right as your guess about my look into peoples eyes is, as wromg it is concerning Mrs B. 🙂 like Mrs Madrigal, you mean, from tales of a city, if you know them?

  • rebhuhn sagt:

    liebe smilla, ich fotographiere ja nun wirklich nicht ständig fremde menschen oder spreche sie einfach so an, aber: ich mache das jedesmal so, wenn ich jemanden neu kennenlerne.

    ich lasse nämlich diese 'awkward' phase weg, in der man noch nicht so grün miteinander ist – weil es für mich viel schöner ist, gleich offen zu sein. das bedeutet natürlich immer, daß ich auch etwas/ein 'stück' von mir preisgeben muß, aber das macht den austausch lebendig und abwechslungs- und temporeich :).

  • Ev sagt:

    Nein, für mich braucht es zu diesen beiden Bildern gar keine Geschichte – die fallen mir bei einem solch inspirierenden Anblick von ganz allein ein!
    Große Klasse!

  • Anonym sagt:

    Qu'un seul mot – magnifique.

  • Oona sagt:

    Irgendwie mutig. So mit Rüschen. Aber schön!

Schreibe einen Kommentar zu Elisabeth Firsching Abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© Smilla Dankert 2019 | Impressum | Datenschutz