Lernrakete im Zettelmeer

 

Die Trainer in der Hundeschule haben Eddie den Beinamen Lernrakete gegeben. Denn er begreift viel, und das vor allem bemerkenswert schnell. Rennen kann er auch schnell, aber das ist wohl normal. (Ich weiß es nicht, ich verstehe nichts von Hunden.)  Ulrike, bei der Eddie seit 2 Jahren lebt, versteht dagegen immer mehr von Hunden, vor allem natürlich von Eddie.
Ulrike hatte sich schon sehr lange einen Hund gewünscht, aber es hat nie wirklich in ihr Leben gepasst, sich einen anzu­schaffen. Dann hat sie immer mehr Menschen mit Hund kennengelernt und hin und wieder war für ein Wochenende ein Hund bei ihr zu Gast: „Im Sommer 2011 hatte ich für ungefähr zwei Wochen Mütze zu Besuch. Eine lebensfrohe, lustige, total unkomplizierte und liebenswerte Hunde­dame, die ich nach den zwei Wochen zu ihren Frauchens zurückgebracht habe – und danach hat mir einfach ein Hund gefehlt. Ganz extrem.“
The trainers at the dog school nickname eddie as ‚pretty smart cookie‘. Eddie comprehends a lot, but first and foremost he does it remarkably fast. He’s also able to run fastly, but I guess, that’s quite normal. (I don’t know it, I have no under­standing of dogs.) Ulrikes understanding of dogs and especially of Eddie, who lives with her since two years, is growing more and more, however.
Ulrike wished to have a dog since quite a long while, but somehow it never seemed to match with her life-circumstances. A few years ago she became acquainted with more and more dog owners, and from time to time she hosted one of those dogs for the weekend. „In summer 2011 Mütze stayed with me for two weeks; a fun-loving, jolly, fuss-free and loveable lady dog. When I brought her back to her owners after the two weeks I felt a great loss, I simply was missing a dog.“

Also hat sich Ulrike auf die Suche nach ei­nem Patterdale-Terrier  mit Stehohren ge­macht, denn so einen hatte sie in Schott­land getroffen. Es sollte eine Hündin sein, und am liebsten auch nicht ab sofort: „Aber dieser Eddie hat es mir dann einfach angetan.“
Am Anfang hat Eddie alles und jeden an­gebellt und so kam Ulrike auf die Idee eine Hundeschule zu besuchen.
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So Ulrike started to find herself a Patterdale Terrier with upright ears, like she once had met one in Scottland. She wanted a lady dog, and she didn’t want it immediately: „But then there was Eddie, and I was lost.“
In the beginning Eddie was barking at anyone at anytime, and so Ulrike came up with the idea of a dog school,
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„Die Hundeschule ist aber eigentlich auch eine Menschenschule,“ sagt Ulrike. „Es geht sehr viel um Körpersprache zum Bei­spiel, und da kann man vieles übertragen.“ Seit sie in der Hundeschule lernt, zu verstehen was ihr die Körperhaltung von Eddie erzählt, hat sich auch ihr Blick auf Menschen verändert. Sie schenkt auch hier dem non-verbalen Ausdruck mehr Aufmerk­samkeit: „Wenn beispielsweise jemand in die U-Bahn steigt, der ganz in sich zu­sammengezogen ist, dann überlege ich, ob er sich wohl auch sonst im Leben weg­duckt.“
„Somehow the dog school is a school for humans also,“ Ulrike says. „It’s a lot about body language for example, and a lot of things are transferable.“ Since Ulrike learns to read and understand the body langauge of Eddie, her eye for people has changed, as well. She pays more attention to nonverbal aspects. „For example, if someone with a very bent posture is entering the subway, I ponder, if he’s also used to duck away in his normal life.“

Die Trainer in der Hundeschule helfen nicht nur zu erkennen, wie es den Hunden geht, sondern auch zu vermitteln, was die Hunde brauchen.
Wiederum übertragen auf das Miteinander unter Menschen, wäre das eine sehr sinn­volle Maßnahme, schießt es mir durch den Kopf; dass alle mal probeweise in die Menschenschule gehen, um ein Gefühl da­für zu entwickeln, was ihr Gegenüber brauchen könnte. (Halt, Geduld, Ermun­terung, Grenzen, Respekt … ?)
The dog school trainers don’t only help to recognize moods, but they also equip the dog owners with informations what their dogs need.
Transfered on the togetherness of people, this could be a helpful measure, I think to myself; everybody should visit a school like this on a trial basis, to possibly develop a feeling for what other people conceivably may need. (Support, patience, encourage­ment, boundaries, respect …?)

Ulrike arbeitet als Übersetzerin; sie ermöglicht es Menschen, Texte, die in anderen Sprachen abgefasst sind, in der eigenen, vertrauten Sprache zu lesen: „Übersetzen ist nicht einfach ein Zuordnen von Worten und Vokabeln. Man muss den Zusammen­hang verstehen, den kulturellen Kontext.“ Wenn Ulrike ein Buch oder eine Geschichte übersetzen muss, deren inhaltlicher Hinter­grund ihr nicht vertraut ist, dann recher­chiert sie. „Es ist wichtig soviel wie mög­lich zu wissen, damit man eine Geschichte von einer Sprache in die andere übersetzen kann und sie trotzdem noch lebendig bleibt.“
Einem Text mit der Übersetzung gerecht zu werden erfordert also viel mehr, als nur ein laufendes Sprachlexikon zu sein: ein Gefühl für die Stimmung, den Duktus, für das Tempo, das Umfeld und für einiges andere ist von immenser Bedeutung.
Ulrike works as a translator; she translates texts which are written in foreign languages,  and enables people to read them in their own, well-known and familiar language: „Translating doesn’t mean to simply allocate words and vocabulary. You have to understand the context, the cultural background.“ When Ulrike has to translate a book or a story without being familiar with the contentual surrounding, she starts to research. „It’s important to know as much as possible to translate a story from one langauge into another in a vivid manner.“
To fulfil the responsibility of translating texts there’s much more required than just having the knowledge of languages; a feeling for the temper, the characteristic ductus, the rhythm, the surrounding, and even more is of immense relevance.

Ulrike spricht Schwedisch, Englisch, Dänisch und Norwegisch. Nun lernt sie auch noch Hunde- und Körpersprache. Und auch hier ist eine standardisierte Zuordnung von Begriffen zu Gesten oder Haltungen nicht ausreichend, wieder ist der Kontext von Bedeutung. „In der Hundeschule gab es die Formulierung ‚Handle klug‘.“ erzählt Ulrike. Das bedeutet, dass man in den einzelnen Situationen abwägt, was gerade jetzt wohl das Beste wäre, und dass man nicht kategorisch vorgeht.
Klug handeln schließt nicht das Bauchgefühl aus, sondern schenkt ihm im Gegenteil besondere Beachtung: „Wenn du in eine schwierige Situation kommst, handle klug. Also im Sinne von: Was kann ich tun, um die Situation für alle am angenehmsten zu gestalten? Wie mache ich es dem Hund leicht? Wie mache ich es mir selbst leicht?“
Ulrike speaks Swedish, English, Danish and Norwegian. Now she learns dog- and body language, as well. And again a simple standardised allocation of gestures and postures would be barely adequate, again the context is of importance. „At the dog school I’ve heard the phrase ‚Act wisely’“ Ulrike says. That means to make special decisions in special situations, to consider what would be the best to do and not to act categoricaly.
To act wisely doesn’t exclude the gut instincts, but rather pays a particular attention to it: „If you find yourself in a difficult situation, act wisely. So to say: What can I do, to make the best out of it, to defuse the situation and to create it as comfortable as possible for everyone. How can I make it easy for the dog? How can I make it easy for me? “

Dabei spielt natürlich die eigene Tages­form eine Rolle, und was man gerade in dem Moment zu leisten imstande ist.
Manchmal entscheidet sich Ulrike auch gegen das kluge Handeln: „Es heißt ja dann nicht automatisch, dass es ein Fehler ist, sondern nur, dass es nicht die klügste Alternative ist, die man dennoch aber bewusst wählt.“
Of course this is a matter of the current mood, as well, whatever one is capable of at the moment.
Sometimes Ulrike decides not to act wisely: „That still doesn’t mean to make a blunder, but rather that I don’t choose the most smart option, nevertheless I do it consciously.“

Ulrike hat sich den Satz ‚Handle klug‘ als persönlichen Leitsatz für das Jahr 2012 genommen, und immer wieder wirkt er nach.
Sich eine Jahreslosung auszusprechen, das macht Ulrike seit ein paar Jahren. Für 2013 hieß sie: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Und für 2011 muss Ulrike schon ein bisschen überlegen: „Ich glaube, es war ‚Vertrau dir.‘ Ich weiß noch, ich habe sie Anfang des Jahres irgendwo hingeschrie­ben, aber der Zettel hat sich selbständig gemacht und ist im Braunschen Zettelmeer versunken. Aber der wird schon wieder auftauchen. Oder aber die Erinnerung daran taucht auf.“
Ulrike has chosen the phrase  ‚ act wisely‘ as a personal motto for the year 2012, and it still has it’s effect.
Ulrike defines herself a personal motto since a few years. In 2013 she took: „If not now, when?“ Concerning 2011 Ulrike has to think for a moment: „I think it was ‚trust you.‘ I remember, I’ve written it down on a piece of paper at the beginning of the year, but the list has got lost and sank into my flood of notes. But it’ll turn up again. Or something brings it back to mind.“

Auch wenn ich persönlich ein eher distanziertes Verhältnis zu Hunden habe (Katzentyp und so …). Es war schön, Ulrike und Eddie zusammen zu beobachten; dass die beiden sich ganz einig und sehr verbunden sind, das konnte ich deutlich sehen. „Ich habe sehr viel gelernt durch Eddie – und mit Eddie.“ sagt Ulrike.
Even though I’m not too keen about dogs myself ( I’m the cat-type) it has been very nice to watch Eddie and Ulrike together. They go along with each other very well and they’re strongly connected, as it appears to me. „I’ve learned a lot through Eddie – and with Eddie.“ Ulrike says.

Übrigens habe ich Ulrike nicht auf der Straße angesprochen. Sie liest meinen Blog und hat mir geschrieben, weil sie gerne ein neues Foto von sich für ihre Homepage machen lassen wollte. Ulrike lebt in Berlin und so hat es eine Weile gedauert, bis sie mal wieder im Rheinland war und wir uns zum fotografieren treffen konnten. Anschließend sind wir bei Nieselwetter zu dritt an den Rhein gegangen.
Tja, und ich schreibe das, weil ich ein bisschen stolz bin darauf, dass jemand extra wartet und aus Berlin herkommt, um sich von mir fotografieren zu lassen. Ich freue mich darüber einfach sehr.

08.12.2013

10 Comments

  • Manu sagt:

    Ich lese deinen blog schon bestimmt ein Jahr, wenn nicht noch länger, still mit. Jetzt muss ich dir einfach mal ein Kompliment machen. Deine Fotos zeigen immer so viel Persönlichkeit und die Texte dazu erinnern einen immer daran, dass jeder Mensch eine eigene Geschichte hat und viel mehr ist als man auf den ersten Blick sieht.
    Vielen Dank dafür.

  • Oona sagt:

    Wunderbarer Posttitel und dazu die Foto… so in Äktschen :O)
    Es hat mir viel Freude gemacht diesen Post zu lesen. Klasse die Bilder in der Spiegelung.
    Ich war auch auf der Homepage von Ulrike und mir war nicht bewußt wie vielseitig und spannend der Beruf der Übersetzerin sein kann.
    Hätte ich etwas, wo es Sinn machen würde ein gutes Foto von mir zu veröffentlichen, dann würde ich Dich buchen.
    Lieben Gruß
    Oona

  • Liebe Smilla, das mit der Hunde- und der Menschenschule, da ist viel Wahres dran. Ich glaube, das würde das Leben enorm vereinfachen.

    Danke für dieses, für mich lehrreiche, Portrait.

    Lieben Gruß und schönen 2. Advent
    Astrid

  • smilla sagt:

    Liebe Manu, vielen Dank! Und schön, dass du eine Nachricht hinterlässt, ich freu mich nämlich immer sehr darüber 🙂

  • smilla sagt:

    Liebe Oona, ja, ich glaube, mit dem Übersetzen ist es wie mit vermutlich unendlich vielen Berufen. Wenn man ihn nicht ausübbt, oder einen kennt, der es tut, dann hat man keine Vorstellung davon, was genau es eignetlich bedeutet, eine bestimmte Arbeit zu tun (tschuldigung, etwas kompliziert formuliert) Damals beim Film gab es immer die Räuberpistole, dass irgendwann bei einem anderen Film mal alle im Team die Jobs getauscht haben, um ein bisschen mehr von den Sorgen und Nöten und Späßen(!) der anderen zu verstehen. Oft ist ja nur der sichtbare Teil einer Arbeit in den Köpfen.

  • smilla sagt:

    danke dir, ich finde die Idee auch richtig prima 🙂

  • Anna sagt:

    Ob Eddie umgekehrt auch die Menschensprache gelernt hat oder gar lesen kann?? Wenn ja, wird ihm dieses wunderbare Portrait sicher ebenso gefallen wie mir! Ich kann mich den bisherigen Kommentaren einfach nur anschließen! 🙂

  • Anonym sagt:

    Ausdrucksstark in Wort und Bild. Nicht zu verkennen den Spaß den ihr drei hattet. Besonders gefallen mir die Spiegelungen. Sie geben den Bildern eine erweiterte Perspektive und Eddie das Kraft Paket wirkt noch dynamischer. Kompliment! Torsten Rohde

  • Micränsche sagt:

    Mir geht es wie Manu, ich lese und genieße Deinen Blog schon lange – ich liebe Deine Fotos und die interessanten Berichte dazu. Gerne würde ich viel öfter von Dir lesen!
    Da ich selbst mit einem Hund lebe, hat mich diese Geschichte besonders berührt.
    Vielen Dank dafür!
    Ich wünsche Dir eine schöne Adventszeit, liebe Grüße, Juliane

  • Heike Lorenz sagt:

    Hach – genau die richtige Lektüre für einen Sonntag zum Kaffee.
    Lustig, wie nah manchmal die tollen Geschichten sind – Köln & Rhein, da werde ich gleich hingehen, denn die sonne scheint 🙂

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