Kuaför

Seit 60 Jahren ist Mustafa Okutan nun Damen und Herren-Frisör. Mit 17 ist er in die Lehre gegangen, in Istanbul, Beyoglu. Während meiner Istanbul-Reise habe ich in diesem Stadtteil gewohnt, und sofort fühle ich mich auf eine Weise mit seinem Leben verbunden, die beinahe absurd ist.
Eigentlich ist Beyoglu vergleichbar mit Köln Ehrenfeld, wo Mustafa seit inzwischen 20 Jahren seinen Salon auf der Venloerstasse hat. Direkt gegenüber befindet sich das Schwesterherz, ein Cafe in dem eher die Trendszene des Viertels verkehrt. Ganz nah beieinander also liegen hier ver­schiedene Welten, das ‚Von-Bis Spektrum‘ beider Stadtteile wird ganz gut abgebildet. Mustafa ist ein gut gelaunter Mann, mit klarer Stimme und viel Spielwitz. Schon oft habe ich ihn an seiner Tür stehen sehen, und mich an seinen immer neuen Kopfbe­deckungen gefreut. Davon hat er einige, und nicht ohne Stolz führt er sie vor: „Alle selbstgemacht!“
Auch der Express hat vor kurzem über ihn berichtet, und der Herr, der gerade auf dem Stuhl sein Kunde ist, hat so von ihm erfahren: „Meine Frau hat gesagt, geh da doch mal hin.“
Since 60 years Mustafa Okutan works as a ladies and gentlemen coiffeur. At the age of 17 he started his education in Istanbul, Beyoglu. During my trip to Istanbul I stayed in this part of the city, and immediately I fell so connected to Mustafa’s life, that it’s almost absurd. Somehow Beyoglu is comparable to Cologne-Ehrenfeld, where Mustafa runs his hair-salon at the Venloerstrasse. Exactly across the street the ‚Schwesterherz‘ is located, a cafe frequented by the trend-scene. So these different worlds are quite close together, the ‚from-to range‘ is well illustrated. Mustafa is a cheerful man, with a clear voice and a lot of witty playfulness. Quite a few times I’ve seen him, standing at his door, wearing a range of changing hats. He calls many of them his own, proudly presenting some of them to me: „All of them are handmade!“
Even the local newspapers lately covered his story, and the man sitting as a client on Mustafa’s chair gained knowledge about him through this article. „My wife animated me to visit Mustafa’s shop.“  

Mustafa Okutan zählt eine lange Reihe der „Salonu’s“ auf, in denen er gearbeitet hat. Jeder einzelne wird mit Wucht und Prägnanz benannt, und es besteht kein Zweifel; alle haben einen Platz in seinem Herzen. Weiter geht’s, bitte hier entlang…
Mustafa Okutan enumerates a long list of ’salonus‘ where he used to work. He names every single one with impetus and pithiness, and there is no doubt; he stores all of them in his heart. Please follow…

Mustafa Okutan im Alter von 17 Jahren, zu Beginn seiner Ausbildung. Anspruch auf Exklusivität hat dieser Beitrag über den Barbier von Ehrenfeld übrigens nicht; ich bin keineswegs die erste, die über Mustafa berichtet. Nachdem ich nun ein wenig mit mir gerungen habe verlinke ich das Video „Kaya Yanar beim Friseur“ nun hier; es ist einfach zu schön Mustafa bei der Arbeit zu beobachten.
Mustafa Okukan at the age of 17, starting his apprenticeship.This aticle, by the way, doesn’t lay claim on exclusivity. I’m definitely not the first one who publicises a story about Mustafa. So, after brooding on this for a while, I finally decided to put a link on the video: „Kaya Yanar at the barber“. It’s just too nice, to watch Mustafa at work.

Was das wichtigste im Leben ist? „Vier Dinge, “ sagt Mustafa, und zählt an den Fingern vor; “ Ehrlichkeit, dass man seine Arbeit liebt, Gesundheit und Geduld.“ Geduld, so erklärt er mir, bedeutet auch ‚aushalten können‘, und das ermöglicht, dass das Leben in Ruhe und Gelassenheit gelebt werden kann. Und Ruhe sei viel wert, so sagt er.
The most important values in life? „Four things,“ Mustafa says, and he enumerates them, using his fingers: „Honesty, to love ones work, health and patience.“ Patience, he explains, means among others „being able to endure“, and this enables a life in calmness and serenity. And that’s of great value in life.

14 Comments

  • Großartig!
    Der Mann, die Bilder und Köln, mit diesem Spektrum an Begegnungen, sowieso!!

  • Kathrin sagt:

    Immer, wenn ich deine beiträge lese, habe ich das Gefühl, die Welt sei voll guter Menschen. Das ist ziemlich schön für diese paar Augenblicke. Danke.

  • Super Serie – da möcht ich doch am liebsten meine langen Haare von dem Kollegen abschneiden lassen! Oder besser doch nicht ?!

  • rebhuhn sagt:

    das letzte bild – phantastisch!!1elf und diese jacke, echt geil. hat er die auch selbst gemacht :)? … und das video ist supertoll; magst du kaya yanar nicht so sehr?

  • smilla sagt:

    rebhuhn, nee, nich so…
    Und die Weste ist ganz sicher selbstgemacht, allerdings habe ich nicht gefragt

    Kathrin: da sprichst du was wesentliches an; ich lerne die menschen die ich fotografiere ja auch nur für einen moment kenne. Mir geht es aber eben darum nicht Misstrauen zu schüren, sonder eher Offenheit zu erzeugen, den Blick zu öffnen.
    Und Menschen die mir persönlich nicht angenehm sind spreche ich ja meist erst gar nicht an,
    oder wenn ich ein gestörtes Verhältnis habe, das sich während der Begegnung so ergibt, dann veröfentliche ich die Fotos eben nicht..
    So gesehen findet ja stark eine Auswahl statt

    Matin Leonhardt, mmh, ich weiss ja nun nicht, wie sie sind, deine Haare; aber lass sie mal lieber dran 🙂 Kannst ja mal zum Nasenhaarezupfen hingehen

  • Onur sagt:

    Schöne Bilder und eine tolle Geschichte. Vielen Dank!

  • Wunderbare Geschichte!

  • Dawnie sagt:

    Die Bilder sind alle großartig, aber das letzte Bild übertrifft alle! Das sieht man definitiv das Verspielte und die gute Laune =)

    Was macht er denn auf dem 3. Bild? Feine Härchen mit einem Feuerzeug wegflemmen?

    Liebste Grüße,
    Dawnie

  • smilla sagt:

    Dawnie; ganz genau, Nasenhaare macht er aber nicht mit dieser Methode.

  • Anonym sagt:

    Das letzte Bild ist so wunderbat.

  • Anonym sagt:

    Wow! Thank you for all your wonderful photos and stories. You make wonderful photos of people and I love the stories that go with them. I also have the feeling like Kathrin that when I read and look at your blog that the world is full of wonderful people – I know this anyhow, but sometimes forget…
    Emma

  • Oona sagt:

    Leider habe ich gerade kaum Zeit zu lesen, aber schon die Bilder und der Absatz sind wunderbar!
    Werde ich auf jedenfall nachlesen!!!!
    Grüße
    Oona

  • sandra sagt:

    wieder eine intressante lebensgeschichte udn tolle Photos

  • Anonym sagt:

    Ich habe deinen Blog erst heute entdeckt und bin sehr begeistert! Deine Bildauswahl, deine Themen und deine Offenheit sprechen mich sehr sehr an. Besonders gefällt mir, dass die Menschen, die du portraitierst so authentisch rüberkommen. Interessant sind sie sowieso :).
    Gerade habe ich ein bißchen unter dem Tag Istanbul gestöbert, weil ich den letzten Monat dort verbracht habe – ich werde also noch ein bißchen Zeit auf deinem Blog verbringen 🙂 .

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