Kaffee hoch

Zu meiner täglichen email-Routine gehören Anschreiben, die, so unterschiedlich die Produkte auch sein mögen, die den/die Schreiber veranlasst haben sich zum Zwecke der Gewinnmaximierung an mich und vermutlich Hundert andere Blogger­­innen zu wenden, gewisse äußerliche und inhaltliche Gemeinsam­­keiten aufweisen:
Unterschiedliche Schrifttypen und -größen lassen schnell erkennen, dass vorgefertigte Texte hastig individuell anzupassen ver­sucht wurden. Dabei  entstandene Flüch­tigkeitsfehler, wie z. B. das Nicht-löschen von Formulierungsoptionen, die unter Zuhilfenahme des Slash-zeichens vorberei­tet wurden, tragen zum einen zur unfrei­­willigen Komik bei. Zum anderen aber entlarven sie den Absender als kalkuliert handelnden Menschen und legen die Ver­­mutung nahe, dass Manipulations­absichten nicht nur vorhanden sind, sondern durchaus dominieren.
Überschwängliches Lob und niederträchtige Schmeicheleien runden diesen Eindruck ab.

Lange schon hab ich mit dem Gedanken gespielt, mal ein passendes Antwort­schreiben zu verfassen. Den Duktus nach­zuempfinden fiel, angesichts der Viel­zahl der im Laufe der Zeit eingegangenen mails, nicht allzu schwer.
Bitte sehr, hier geht’s los:

My daily-email-routine includes proposals, which are inspired by the wish to optimize the profit of quite a variety of different products. Of course they are sent not only to my account; hundreds of bloggers receive them, as well. Those emails bear a formal and contentual similarity;
Variying fonts and font-sizes indicate that someone has made a hastily try to customize pre-draftet letters, to make them occur individual. Careless mistakes usually come along, for example not to delete semantic options, which are prepared with the help of the slash-sign. This, on one hand,  brings out uninten­tional humour. On the other hand it tells, that the sender is a calculating person, and this must arouse suspicions that mani­pulation strategies doesn’t only  exist; they probably dominate.
Exuberant compliments and villainous flatteries complete this impression.

Since a while I’ve planned to write an answer in the same manner. Well, today I’ve done so! But: only in german…I’m sorry..
Read more, anyway…

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Sehr geehrte/r Herr/Frau/Damen und Herren/Firma XY, Hallo YX, Hallo Zusammen
vielen Dank für deine/Eure/Ihre mail/Anfrage/exclusives Angebot/Blogpost_Vorschlag um die/das/den ich/wir nicht gebeten habe/n.
Auf Ihre/Deine/Eure Frage ob es ok ist, dass /Ihr/Du/Sie mich/uns duzen: Nein, es ist nicht ok. Oder haben wir schon mal zusammen Schweine gehütet? (Wenn ja, wann, welcher Koben?)
Ich nehme, wenngleich mit einigem Erstaunen, zur Kenntnis, dass dir/euch/Ihnen mein liebevoll gestaltetes/originelles/hippes/freches/ansprechendes/modernes Blog so gut gefällt, und ich /wir/uns so perfekt in euer Profil/ auf eure /Deine/Ihre Linie/Geschäftskonzept/Weltanschauung passen.
Ihr/dein/Euer entgegengebrachtes Vertrauen ehrt/mich/uns, auch wenn ich/wir mich/uns wundern, dass Du/Ihr/Sie/Ihnen/Euch dennoch bemüßigt fühlt, mir/uns derart konkrete Vorschläge zu machen, wie mein/unser nächster Blogbeitrag aussehen könnte/sollte. Zudem irritiert mich/uns das Angebot mir/uns neben Bildmaterial/Logos/Banner/Videos, die Ihr/Du/Euch mir /uns kostenfrei zur Verfügung zu stellen beabsichtigt, mir/uns darüberhinaus einen großzügig bemessenen Gutschein im Wert von 25/50 Euro/ eine erfolgsabhängige Einkaufsermäßigung von 7%, ein Produkt zur Gewinnspielverlosung oder eine Linkplatzierung auf Ihrer/Deiner/Eurer Seite zu offerieren.
Warum nur, frage/n wir/ich mich/uns, beschleicht mich/uns trotz Deiner/Eurer/Ihrer eindringlich versicherten Begeisterung/Lob/Zuspruch/Ermutigung der Eindruck, dass Ihr /Sie/Du/Euch/Firma YX meine/unsere Seite gar nicht sooo genau gelesen/mit Vergnügen durchgeblättert/begeistert durchstöbert/habt, wir Ihr/DU/Sie behauptet/formuliert/mit Nachdruck zum Ausdruck bring/st/en wollt/müsst/könnt??
Auch fühle/n wir/ich/mich uns zunehmend mit der Möglichkeit konfrontiert, einer Persönlichkeitsstörung anheim gefallen zu sein:
Wer und wieviele sind/bin ich/wir denn nun eigentlich?
Als Blogautorin hat sich mir/uns/öffentlich bislang lediglich eine Person zu erkennen gegeben.
Ihrer/Eurer/Deiner mail kann ich/wir/uns nun aber entnehmen, dass es sich um einen gößeren Personenkreis zu handeln scheint, der dieses tolle/flippige/angesagte Fashion-Blog schreibt.
Ich/wir/uns müssen wohl mal nachschauen gehen in welchen Schränken die anderen so stecken.
Abschließend muss ich/wir Ihnen/Euch/Dir leider mitteilen, dass es uns/mir nicht möglich/angemessen/richtig erscheint Dein/Euer/Ihr Angebot anzunehmen/zu akzeptieren/äh, den Köder zu schlucken.
Deinen/Euren/Ihren aufmerksamen Hinweis, dass Weihnachten/Ostern/Valentinstag/Muttertag/Schulanfang/Herbstbeginn vor der Türe steht, geben wir/ich/uns aber gerne bei Gelegenheit an unsere/meine Leser weiter, allerdings ohne dass wir/ich damit eine Konsumaufforderung zu verknüpfen gedenken.
Von weiteren Anfragen/Angeboten/ja, ich/wir wollen es ruhig mal Belästigungen nennen, bitten wir/uns/deiner/dich/dir in Zukunft abzusehen.
Beste Grüße
Das mehrköpfige Team von anders-anziehen in Personalunion
PS: einfach mal meinen Blog ansehen.

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27.10.2011

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