Just a normal person

Seinen 70. Geburtstag hat Clem in Paris gefeiert. Das war im Juli und er ist dafür extra aus Australien angereist, wo er lebt.  Seitdem fährt er kreuz und quer durch Europa. Vier Monate nimmt er sich für seine Reise Zeit, im Oktober fliegt er zu­rück nach Hause. Er war bereits in Frank­reich, Italien, Spanien. Gerade kommt er aus München, die nächste Station ist England. Mehr kann er aber nicht voraus­sagen, denn Clem hat keinen festen Reise­plan.
Früher war Clem beim State Government angestellt, in der Abteilung Strassen­bau. „Wir haben Strassen zu den Goldminen geplant und gebaut.“ Das klingt in meinen Ohren exotisch, aber Clem betont immer wieder, er sei „just a normal person.“ und er wundert sich, dass ich ausgerechnet ihn anspreche.
Clem hat einen Zwillingsbruder, der ihm zwar ähnlich sieht: „Er ist nicht ganz so dünn wie ich“, aber doch ganz anders ist: „Viel ernster.“  Aber Clem hat noch mehr Geschwister: „Mein Vater hat 20 Kinder bekommen. Mit drei Ehefrauen.“ Die letzte Frau war Clems Mutter. Sie hat 5 Söhne zur Welt gebracht. Als Clem 5 Jahre alt war ist sie gestorben. „Meine Mutter stammte von den Maori ab. Sie hatte kräftige Arme, mit denen sie mich umarmt hat. Das ist meine einzige Erinnerung an sie. Aber es ist die beste, die man haben kann.“
His 70th birthday Clem celebrated in Paris. That was in july and he especially travelled all the way from Australia for this. Since then he travels all across Europe. He takes 4 months time for this, in october he’ll go back home again. He’s yet been in France, Italy, Spain. He just arrived from Munich and his next destination is England. But he can’t tell more yet; Clam doesn’t travel having a fixed plan.
Formerly Clem used to work at the state government, at the road building department. „We planned and constructed roads to the goldmines.“ This sounds exotically to my ears, but Clem keeps pointing out, that he’s ‚just a normal person“, and he wonders that I approach him of all people.
Clem has a twin brother, who looks quite similar: „He’s not as skinny as I am“, but who is quite different: „Very serious.“ But Clem has even more siblings: „My father has 20 childrem with three wifes.“ His last wife was Clems mother, and she gave birth to 5 sons. When Clem was 5 she died: „My mother came of the maori. She had those big arms, with them she hugged me. That’s my only memory of her, but it’s the best one can have.“

Das Beste am Reisen ist in Clems Augen, dass man so viele Menschen trifft. Das Wichtigtse im Leben ist, dass man sein Leben nicht für andere lebt. „Das klingt vielleicht ein wenig selbstsüchtig. Aber man darf sich nicht von anderen klein machen lassen, oder sich anpassen, nur um akzeptiert zu werden.“
Früher hat Clem auch mal als Sport­kommentator im Radio gearbeitet. „Das war eher ein Hobby. Ich war auch kurz beim Fernsehen.“ Aber da hatte er Streit mit seinem Vorgesetzten, und sie haben sich schließlich geprügelt: „Naja, ich war sehr jung, und noch dumm.“ Er überlegt kurz: „…oder vielleicht auch gerade nicht. Vielleicht auch nicht.“ sagt Clem und lacht.
The best thing about travelling is, in Clems view, that one meets so many people. The most important thing in life is not  to live his life for others. „That sounds maybe a little bit selfish, but one shouldn’t allow other people to get you down, you shouldn’t suit others, just to become accepted.“
Formerly Clem has worked also as a sports commentator for a radio station. „That was kind of a hobby. For a short time I’ve been working for the television, as well.“ But he had a row with his superior, and they even had a brawl. „Well, I was very young and stupid.“ He thinks for a moment: „…or maybe not. Possibly maybe not.“ Clem says with a laugh.

26 Comments

  • Trulla sagt:

    Sehr inspirierend, dass er mit 70 immernoch so vital und fit unterwegs ist. 🙂

  • Schnitzel sagt:

    Sehr cooler Typ, Hut ab!

  • lihabiboun sagt:

    Was für ein herzerwärmendes Lächeln … und wenn schon so wenig Erinnerung an die Mama, dann die Umarmung. Sehr schön, danke Ihnen Smilla!!

  • sehr interessant, dieser herr 'just a normal person' … ja, irgendwie sollte das normal sein, aber in dem sinne gibt es heutzutage kaum mehr 'normale' leute … *daumenhoch*, ganz toll!

  • mirikwidi sagt:

    Cooler Typ … und was ist schon normal? Nach meiner Beobachtung ist es nicht normal, mit 70 so offen, fit und fröhlich zu sein, aber wünschenswert ist es allemal. Ein bisschen kann man ja auch selbst dazu tun.

  • dachbar sagt:

    Das ist so eine Art von Opa, bei dem ich mich heute noch auf den Schoß setzen würde, um all seine Geschichten zu hören. Tolle Energie der Mann.

  • Anonym sagt:

    So "normal" schön :O)
    Der Mann, die Geschichte und die Bilder!
    Gruß Oona

  • L'inutile sagt:

    Was für ein toller Mann, diesen Lebensbericht müsste man mal einigen jungen Menschen zum lesen geben, die glauben die einzige Chance in seinem Leben was zu erleben wär in jungen Jahren!

  • Anonym sagt:

    J'aime Clem!! IST der Mann klasse. Und so beruhigend zu erfahren, dass es auch anders geht als mit den Betagten Senioren zu Holidays on Ice.

    Silvia

  • dorothy_jane sagt:

    Ein wundervolles Portrait.

    Ich finde, es strahlt sehr viel Hoffnung und Inspiration aus wie Clem sein Leben beschreibt. So als könne alles nur gut werden.

    Merci dafür.

  • Liisa sagt:

    boah, was für ein grandioses Lächeln! Ist schon interessant, dass er sich als "just a normal person" bezeichnet. Vielleicht ist gerade das der "Trick", dass man mit sich im Reinen, mit sich und seinem Leben ausgesöhnt und zufrieden ist und nicht ständig versucht nicht "just a normal person" zu sein. Heutzutage sollen ja alle möglichst gute Selbstdarsteller sein und das führt dazu, dass viel Show und Schein zu sehen ist und wenig Beisichsein und Authentizität. Und hinter Showfassaden ist es meist nicht weit her mit dem Glücklich- und Zufriedensein.

  • Paderkroete sagt:

    bischen Ähnlichkeit mit Woddy Allen hat er ..also find ich 🙂

  • Anonym sagt:

    Ach wunderbar. Dieser Eintrag – und natuerlich auch Clem – hat mir viel Freude gemacht!

  • Steffi sagt:

    Ach Smilla, ich lese hier ja schon etwas länger mit, mittlerweile, und dein Blog hat sich langsam aber sicher zu einem meiner Lieblingsorte im Internet gemausert. Die Fotos, die Geschichten der Menschen – einfach alles ganz großartig. Mach bitte, bitte weiter so.

  • Anna sagt:

    Der Hut ist super! Das letzte Bild zeigt aber auch, dass Clem ihn nicht dazu benötigt, sich gewissermaßen darunter zu verstecken!

    Die einzige Erinnerung an die Mutter ist wirklich berührend!

    Nun wüsste ich zu gern, wie der Zwillingsbruder wirkt und was der zu erzählen hätte!

    (Erst auf Seite 106 – also wohl selten langsame, aber dennoch Leserin "mit dreieinhalb Herzkammern"! :-))

  • Corinna sagt:

    mit ihm würde ich mich auch sehr gerne mal unterhalten 🙂

    http://feguro.blogspot.com/

  • smilla sagt:

    Steffi, danke, ja, ich mach einfach mal weiter 🙂

    Schnitzel Hut ab, jawohl. schön bemerkt 🙂

    Anna, ja, den Zwillingsbruder würde ich natürlich auch gerne mal sehen.
    Lass dir Zeit beim lesen, so haste ja auch länger was davon,,

    Paderkroete, ja, irgendwie…allerdings die Größe…der Blick… so fröhlich..

    mirikwidi :-)!

  • karin sagt:

    deine fotos von den menschen und ihren lebensgeschichten sind ergreifend schoen und herrlich erfrischend und ehrlich.
    fantastisch
    liebe gruesse, karin

  • smilla sagt:

    karin; das freut mich sehr! dankeschön!

  • Heidi sagt:

    Was für ein Mensch, was für eine Geschichte – wie jede hier auf deinem Blog. Ich finde es mutig, dass du die Menschen ansprichst. Klasse. Die Maori-Mutter – wie schön. Ihre starken Arme. Was für eine schöne Erinnerung.
    LG Heidi

  • Anonym sagt:

    Wieder einmal wunderbar. Mich würde mal interessieren, wie du das schaffst, solche Menschen mit so viel Hintergrund heraus zu picken? Ist es jedesmal Ein Treffer, wenn du jemanden ansprichst oder eher nicht? Das soll nicht heißen, dass ein Mensch und sein Leben langweilig sein können, aber eben bekannt und du findest immer solch' spannende, gefühlvolle Menschen mit Hintergrund. Das fasziniert mich 🙂

  • smilla sagt:

    Heidi, danke sehr! Soveil Mut kostet es gar nicht..

    Anonym: also, als ich diesen Herrn angesprochen habe, war ich eigentlich gerade in gänzlich anderem Auftrag unterwegs. Aber dann konnte ich gar nicht anders, als ihn anzusprechen. Und so ist es manchmal; dann beobachte ich selbst eher, wie ich gerade jemanden anspreche, als dass ich die Entscheidung wirklich mitbekomme.

    Das gibt es natürlich auch, dass ich mich erst mal ranpirsche quasi, um einen blick ins gesicht, und die augen zu bekommen.
    Doch, ich würd sagen, es sind schon viele "Treffer"

  • Brotbaecker sagt:

    Ein sehr schöner und berührender Bericht. Schön solche Menschen zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Schaue ganz besitmmt in diesem Blog wieder rein.
    Herzlceh Grüße sendet Micha – Der Brotbaecker

  • mona lisa sagt:

    Das sind ja unglaubliche Entdeckungen, die man hier mit dir/durch dich machen kann! Einfach nur: Vielen Dank

  • Anonym sagt:

    Wow. (: Ein toller Bericht. Ich frage mich, wie du immer diese interessanten Menschen findest.
    Man geht ja nicht auf die Straße und trifft nur Menschen an, die solche tollen Dinge zu erzählen haben – leider.
    Ich lese deinen Blog schon ein Weilchen und wollte dir mal sagen, wie toll ich ihn finde. (:
    Und irgendwie beneide ich dich darum, dass du immer diese tollen Menschen kennen lernst.
    Und ich muss Clem recht geben: Beim Reisen trifft man so viele nette Menschen.

    liebe grüße, noelle (:

  • smilla sagt:

    Noelle; ne, da hats du wohl recht, trifft man nich an jeder Ecke. ich auch nicht 🙂
    Bei diesem Herrn war es übrigens ja so (s.o), dass ich eigentlich im Auftrag gerade jemand ganz anderen zum fotografieren gesucht habe.
    Aber Clem sehen und ansprechen war fast eins 🙂

    Mna Lisa, na, das freut mich aber, danke! 🙂

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