Eisgewalt

Mit der Schaufel befreit Herr R. die Pfosten des Stegs vom Eis: „Da steckt eine Gewalt hinter, das können Sie sich gar nicht vorstellen.“ Gut 30 cm dick sind die Eisschichten, die ans Ufer und den Bootssteg drücken. Herr R. tut was er kann, aber er vermutet, dass am Ende die Pfosten so schief stehen werden, dass er den Steg neu aufbauen muss. 1958 hat Herr R., der hier groß geworden ist, Usedom verlassen, und damals war er sich nicht sicher ob er jemals zurückkehren würde. „Ich hab eigentlich nicht geglaubt, dass es möglich ist.“ sagt er. Wie es war dann nach dem Mauerfall doch wieder auf die Insel zu kommen, frage ich ihn. „Tja, das war schon was.“ sagt er nur, und den Rest erzählt sein Gesicht. Herr R. ist Gärtner, das liegt in der Familie. Er hat den Beruf selbst übernommen und weitergegeben hat er ihn auch. Nun mit 71 ist er in Rente und das wichtigste im Leben, sagt er, ist die Gesundheit. Dabei sieht er mich an, als wäre er erstaunt, dass ich das nicht von selbst weiß.
With a shovel Mr. R is busy to clear the footbridge from ice. „There’s a power behind it, you wouldn’t imagine.“ The icesheet, which is pressing againt the banks and the landing stage is about 30 cm thick. Mr. R. does his best, but he supposes that the posts finally will be completely askew, so that he has to rebuild the footbridge. In 1958 Mr. R left Usedom, and back then he didn’t expect to come back someday: „I couldn’t belive, that it would be possible.“ I ak him how it finally was to come back, so many years later, after the fall of the Berlin Wall. „Well, that was quite something.“ he simply says, and his face is telling the rest of the story.
Mr R. is a gardener, it runs in the family, he himself took this profession over, and he passed it on, also. Now, with 71 he’s retired, and aserstaunter blick
most important in life he considers health. Saying that he looks at me, with the look of astonishment, wondering why I don’t know the answer all by myself.

12 Comments

  • Oona sagt:

    Die Bilder wieder so glasklar und eine schöne Geschichte im Sinne: Zurück in die Heimat.

  • Barbara sagt:

    …sein Gesicht…erzählt soo viel….ohne worte…blickt es …zu ….den unendlichen weiten ..des leben….
    liebste grüße von einer …stillen.. mitleserin
    B.

  • Cindora sagt:

    Wow die Bilder sind richtig fantastisch, die hier gefallen mir irendwie besonders gut, aber ich lese auch deine Artikel immer super gerne, bitte mach immer weiter 🙂

  • klickerklacker sagt:

    oha!Usedom…da bist du anscheinend und wohl auch länger…ist bestimmt sehr kalt da….naja,,solange du fotogafierwillige findest,solls mir recht sein.streifzüge durch köln…

  • Kimmi sagt:

    Er sieht wie ein liebenswürdiger Mensch aus. 🙂
    Und was er sagt, das wichtigste wäre die Gesundheit, das stimmt.

    🙂

  • Smithee sagt:

    Noch vor 10 Jahren hätte ich das mit der Gesundheit belächelt.
    Jetzt weiß ich, wie Recht der Mann hat…

  • shadownlight sagt:

    ich bin wie immer begeistert!!! so tolle fotos! glg shadownlight

  • rebhuhn sagt:

    du gibst den personen in deinen fotos immer genau den richtigen raum, den sie benötigen, so scheint mir :). besonders gut gefällt mir das letzte, weil das perlen des wassers beim tropfen von der schaufel so dynamisch und gleichzeitig starr ist [starr wohl wegen der schärfe :)]!

  • smilla sagt:

    Kimmi; ja, liebenswürdig ist ein gutes Wort, und verschmitzt gewitzt

    rebhuhn, er war gar nicht so leicht zu fotografieren, kann ich berichten 🙂 und dann war es auch noch so glatt, dass ich da rumgeeiert bin wie eine Giraffe auf Stelzen…

    smithee, ich weiss was du meinst, und hoffe dein Kommenatr hat keinen allzu ernsten Hintergrund, wie die Pünktchen vermuten lassen

    shdownlight, oona, Barbara, ganz herzlichstes Dankeschön, auch schön in der Einöde trotzdem ein wenig zu fotografieren, das macht mir ja eine solche Freude, dass ich ganz sicher nicht aufhöre, Cindora 🙂

    Klickerklacker, mmh, ja vielleicht nehm ich das 'Köln' mal raus

  • Elke sagt:

    Liebe Smilla,

    das sind wirklich so schöne klare Photos, man spürt förmlich die Kälte der Luft und gleichzeitg die Wärme der Person! Das hat was ungemein Fröhliches, Leichtes. Herzliche Grüße, Elke

  • Mim sagt:

    Hello, Smilla, and Happy New Year–a bit late.

    This sturdy, well-seasoned man–I looked at him and thought I'd like him to be my grandfather, but what am I thinking!? He's my generation. I love the way you caught the water pouring from his shovel.

  • Anonym sagt:

    tolle letzte anderthalbsaetze!

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