Drei Schaukeln im Garten

 

Im Garten von Dominique steht eine Schau­kel. Genauer gesagt sind es drei Schaukeln an einem Holzgerüst. „Zwei Kinder hast du?“ frage ich Dominique, mit Blick auf die Schaukel. „Ja,“ sagt sie, „die dritte ist für mich.“ Vor meinem inneren Auge sehe ich Dominique auf der Schaukel in fließender Bewegung nach vorn und hinten schwingen, eine Hand am Seil, den Blick nach innen gerichtet. Vielleicht, überlege ich, kom­men ihr beim Schaukeln die Ideen, oder sie werden währenddessen konkret und greif­bar.
In meiner Vorstellung schau­kelt Dominique sich für einen Moment aus Zeit und Raum, ein dichter und konzen­trierter Moment, der leicht bleibt, weil er ohne Absicht ist.
There is a swing placed in Dominiques garden. More precisely there are three swings on a wooden scaffolding. „You’ve got two children?“ I ask her, looking at the swings. „Yes,“ she says, „the third one is for me.“ In my minds eye I see Dominique as she seesaws flowingly back and forth on her swing, one hand on the rope, keeping the glance inwardly.
Maybe, I wonder, the ideas hit her while she seesaws, maybe they get more con­crete and tangible.
In my imagination Dominique seesaws herself out of time and space, an intense moment full of concentration, which stays easy, because there’s no purpose.

Das sind natürlich nur meine eigenen Gedanken und Vorstellungen; Projektionen vielleicht, weil ich beeindruckt bin von Dominiques Fähigkeit zur kreativen Kons­truktion.
Die drei Schaukeln sind aber auch ein schönes Sinnbild für die drei Berufe, die Dominique erlernt hat, von denen sie heute zwei parallel ausübt.
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Of course these are just my own personal thoughts and imaginations; projections possibly, because I’m so impressed by Dominiques talent for creative construc­tion.
Those three swings moreover are a perfect symbol for the three professions Dominique has learned, from which she currently practices two.
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Dominique ist Architektin. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie seit 1994 das Architekturbüro Archimago in Brügge. Nach ihrem Studium, das sie mit Auszeichnung beendet hat, hat sie noch einen Studien­gang Mode­design absolviert. Mit ihrer Abschlussarbeit Frozen Colors hat sie den ersten Preis belegt. Das war 1999, und kurz danach hat Dominique begonnen, sich mit dem Hand­werk des Taschenmachens aus­einander­zusetzen. Sie hat einen Lehrgang besucht und eine Weile bei einem Sattler gelernt.
Dominique is an architect. Together with her husband she runs the architecture office Archimago in Bruges, since 1994. After her study, which she completed with distinction, she startet a course in fashion-design, as well. With her collection Frozen Colors she graduated, winning the first price on top of it. That was 1999 and a short while after she started to apply herself to the handcraft of making handbags. She has visited a special course and had a short apprentice-ship at a saddle-maker
Im Jahr 2006 hat Dominique ihr eigenes Label b-used gegründet, unter dem sie neben ihren handgefertigten und wohl durchdachten Taschen auch Möbel und Ein­richtungsgegenstände vertreibt; z. B. die rote Garderobe ‚hangMe‘.
In 2006 Dominique came up with her own brand b-used. There she offers – beside her handmade and well considered bags – also furni­ture and other goods; for example the red coat rack ‚hangMe‘.

Die Taschen und Möbel, die Dominique ent­wirft, tragen die Handschrift der Archi­tektin. Funktional und minimalistisch im Design sind sie Würdigungen an das Hand­werk und das Material, das sie entstehen lässt. Meist nur aus einem Stück Leder, das klug geschnitten, geklappt und gefaltet wird, fertigt Dominique ihre Taschen kom­plett in Handarbeit, ohne den Einsatz von Maschinen.
The bags and the furniture Dominique designs are influenced by her work as an architect. The design is functional and minimalistic and the pieces contain the appreciation of the material and the handcraft their made by. Mostly it’s just one piece of leather, smartly cut and folded, which Dominique uses for  her bags – all purely handmade, without using any machines.

Die erste Taschenkollektion, die Dominique aus Leder gefertigt hat, war von einem Teebeutel inspiriert und trägt den Namen Tbag. Der Grundidee dieses minimalis­tischen Entwurfes hält Dominique noch heute die Treue.
The first collection of handbags Dominique invented was inspired by a tea bag and is called Tbag. Dominique still keeps up the basic idea of it’s minimalistic design.

Wer eine Tasche, ein Portemonnaie oder ein Brillenetui aus Leder von Dominique kaufen oder anfertigen lassen möchte, kann sie besuchen. In einem sachlich kon­zipierten Haus aus den sechziger Jahren, dessen Front zur Straße hin am ehesten mit zurückhaltend beschrieben werden kann, wohnen und arbeiten Dominique und ihr Mann. Hier ist ihr gemeinsames Archi­tekturbüro, Dominiques Handwerksatelier, und reichlich Platz zum Sein. Sowohl der Garten als auch die Räume im Haus wirken auf unaufgeregte Weise einladend und strah­len eine konzentrierte Klarheit aus, in der aber auch struppige Blumenbüsche und ein Fußballtor ihren Platz bekommen.
If you want to buy or order a  leather handbag, a purse or a glasses case of Dominique, you may visit her. Together with her husband she lives and works in a functionally constructed house from the 1960s, which appears a bit reticent at it’s front side. Inside the architect office is located as well as Dominiques workshop, and moreover there is plenty of space for living and being. Both the garden and the rooms in the house appeal invitingly in a calm way, and they radiate an atmosphere of concentrated clarity, without excluding things like the goal or some wild-growing plants, how­ever.

Auf alles überflüssige zu verzichten ist ein Prinzip, dass sich auch im persönlichen Ge­spräch und Beisammensein mit Dominique niederschlägt. Weit entfernt von quirliger Höflichkeit stehen wir zunächst im Eingang und scheinen beide zu überlegen, wie das nochmal geht mit dem Verhalten Fremden gegenüber. Schließlich sitzen wir im Gar­ten am Tisch und so wenig vertraut wir miteinander sind, so ungewöhnlich unmit­telbar ist dennoch der Kontakt.
Ich frage, ob ich erst mal ein paar Fotos machen darf, denn das gibt mir immer Sicherheit.
Anschließend zeigt Dominique mir ein wenig von ihrem Handwerk. Ich finde uns beide rührend unbeholfen.
To go without needless things is a principle which somehow also finds it’s expression in talking and getting together with Dominique. Far away from practising exu­berant politeness we are standing in the entry area, seemingly both of us con­sidering how comporting oneself with stran­gers works again. Finally we’re sitting at the garden table, and as little as we are acquainted with each other, as remarkably straight and special our appointment turns out to be.
I ask Dominique whether I may take some photos first, because this always makes me feel good and secure.
Afterwards Dominique shows me a masterful demonstration of her handicraft. Concerning our social intercourse at the beginning I find both of us heart-touchingly clumsy.

Bevor ich wieder gehe mache ich noch ein paar Fotos von Dominique. Dieses mag ich besonders.
Dominique hat übrigens auch einen Blog: Dominique Dufait.
Before I leave I take some more pictures of Dominique. I specially like this one.
Dominique runs her own blog, as well: Dominique Dufait.

Nach Brügge wurde ich von Flandern Toursimus eingeladen, die freundlicherweise meinen Aufenthalt und die Anreise bezahlt haben. Vielen Dank dafür!

12 Comments

  • Thanks Smilla, really like your post about me and my work!

  • Sonja Zimmer sagt:

    Sehr interessanter Beitrag und schöne Fotos!
    LG

  • Anna sagt:

    Sich von einem Teebeutel zu einer Tasche inspirieren lassen – toll! Da würde selbst ich interessiert sein, obwohl ich außer meinem am Rolli hängenden Rucksack eigentlich nie eine Tasche dabei habe.

    Besonders schön finde ich das Bild ihrer Hände, während sie arbeitet. Und auf eigentümliche Weise auch sehr angerührt bin ich von dem Bild, auf dem sichtbar ist, dass Dominique barfuß arbeitet.

  • smilla sagt:

    Thank y o u, Dominique! I just found your 'answer post'. I'm glad you like the photos and the article!!

  • smilla sagt:

    Danke Anna, ja, eine sehr schöne Idee, das mit dem Teebeutel. es war sehr warm an dem Tag, und er Boden ist schön kühl. Aber ich kann verstehen, dass dich das anrührt. Mich rührt wiederum das an.

  • Brigitte sagt:

    Wieder mal ein wundervoller und einfühlsamer post von dir! Danke dafür. Liebe grüße brigitte

  • Oona sagt:

    Ach, liebe Smilla, dass ist jetzt gerade der passende, mich aufbauende Post zur rechten Zeit. Danke.
    Die Bilder… wie schaffst Du das nur?
    Besonders schön finde ich das letzte Bild von Dominique.
    Ganz liebe Grüße nach Köln
    Oona

  • Wieder ein mal ein ganz faszinierender Mensch!
    Und ihre Augen faszinieren mich am meisten.

    Herzlichen Dank für dieses Portrait.

    LG Astrid

  • Mathilde sagt:

    Ach, es ist so schade, dass Du immer seltener hier veröffentlichst. Ich schaue mich hier so gerne um.

  • smilla sagt:

    Mathilde, glaub mir, mir geht es genauso. Aber weil ich ja auch Geld verdienen muss und noch dazu in meinem neuen Beruf, (hurra!) arbeite ich einfach sehr fleissig und sehr viel. Manchmal ist es die Zeit, die fehlt, manchmal ist es der Fokus, der sich tage- und phasenweise extrem verschiebt. Wenn dann ein Kommentar kommt wie deiner, dann zieht es mir doll im Herzen und ich könnte sofort loslegen. Danke auf jeden Fall für deinen netten Kommentar!!

  • Anna sagt:

    Kann man (leider aus der Ferne) denn irgend etwas für Dich tun, damit es hier wieder losgehen kann? Ich fürchte: nein… Aber meine Sehnsucht will dennoch, dass ich unbedingt nachfrage! 😉

  • smilla sagt:

    Anna, tja, ich überlege auch; ich bin einfach irre viel am arbeiten, mal fehlt die Zeit, mal der Raum, mal die Kraft, mal alles auf einmal. An Wunsch und Wille mangelt's nicht.

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