Double take

Aus den Augenwinkeln und im vorbeifahren sehe ich diesen Herrn auf der Bank sitzen und seine Pfeife rauchen. Als sein Bild in meinem Kopf endlich richtig angekommen ist muss ich erst mal umkehren und ein Stück zurückfahren. Er kommt aus Baden, was man am Dialekt auch hören kann, und ist zu Besuch in Köln. Früher war er Richter und sein Gebiet war die Wirtschaft. Nun ist er 78 und genießt das Leben. Meinen Beruf und auch den Blog findet er sehr in- teressant: „Ich liebe Mode und meine Kleidung suche ich gut aus. Manchmal lasse ich mir auch etwas schneidern.“ sagt er und hebt zur Unterstreichung die Brauen. Dafür, so erzählt er mir, fährt er aber ein altes Auto;“…das steht sowieso viel rum, da brauch ich nix besonderes.“ Für sein Leben wünscht er sich, und zwar schon sehr lange, dass er keinen Krieg mehr erleben muss: „Ich war 13 als der Krieg zu Ende war, und über mir sind 2 Häuser eingestürzt… “ sagt er und hält einen Moment inne. „Und Gesundheit wünsch ich mir, für mich und meine Frau. Und um den Euro mache ich mir Sorgen.“
Die Krawatte hat er übrigens im vorbei- gehen in einem Schaufenster gesehen; „…dann bin ich zurückgegangen, weil mir die Farben so gut gefallen haben.“ Und, ja, ich darf das alles schreiben; „Meine Frau wird sicher nichts dagegen haben.“ sagt er und schmunzelt.
Out of the tail of my eyes, and in passing I see this man sitting on the bench, smoking his pipe. As his picture reaches my brain finally I have to turn around and drive my way back. He’s from Baden, which easily can be recognized by his dialect, and he visits cologne. Formerly he also used to sit on a bench; he has been a judge, with the subject economy. Now he’s 78 and these days he just enjoys his life. He’s well interested in my profession and in my blog as well; „You know, I’m quite fond of fashion and I love to choose my clothes well. And I have some custom-made clothes.“ he says, raising his brows to point that out. In return he drives an old car; „It’s in the garage most of the time anyway, so I don’t need nothing special.“ For his live he wishes never to witness a war again: „I was 13 when the war was over, and 2 houses fell down over my head…“ he says and pauses for a moment. „And I wish for health, for me and my wife. And I’m worried about the euro.“
The tie, besides, caught his attention while he was passing by a shop window, and he went back because he liked the colors so much. And yes; I may write all that; „My wife won’t have no objections for sure.“ he says with a smile.

28 Comments

  • Anonym sagt:

    Ihr blog ist sooo klasse, für mich als Kölnerin außerdem immer ein Rätselspiel: Wo ist das fotografiert????

  • Gabriela sagt:

    Und wie das passt!
    Das Bild, der Mensch, die Mode, die Kunst – einfach wieder genial eingefangen!

    Ach ja – Zurückfahren lohnt sich ebenso wie zurückgehen – in diesem Fall 🙂

  • rebhuhn sagt:

    wahnsinn – er und seine kleidung sehen ganz famos aus!! und der hintergrund wieder… smilla, smilla – ich glaub' dir gar nix mehr :P!

  • mona lisa sagt:

    Elegant mit einer frischen (Krawatten-)Brise.

  • Judith sagt:

    Großartig! – Die Krawatte und das Gesicht dieses Herrn.

  • Frau Nilsson sagt:

    Oh, tolle Krawatte!

  • smilla sagt:

    @rebhuhn: …ja, ja…das bauteam und die maler und alle die immer dabei sind; ist schon ne wucht!

    @anonym; 🙂 Tjaa, wo ist das fotografiert??
    wer weiss es?

  • Es ist immerwieder unbeschreiblich für mich dieses Gefühl wenn ich "älteren" Menschen, deren Gesicht sehe, danach das Gesamtbild…
    Es überkommt mich ein ganz starkes Gefühl, Erlebtes, Weisheit, Erfahrung
    solche Dinge, ich habe total Achtung vor diesen Menschen und freue mich einfach, wenn sie strahlen!
    LG Fabi

  • nicki sagt:

    Großartiges Bild. Männer unter sich! Du schaffst es immer wieder uns die Menschen näher zu bringen!

  • mirikwidi sagt:

    Ich denke, dass ich – und viele andere – nicht mit so offenen Augen durch die Welt gehe wie du, smilla. Dass du zu den fotografierten Persönlichkeiten so tolle Hintergründe findest, das zeigt, dass sie da sind, wir das alles nur so selten bewusst wahrnehmen. Die besonderen Menschen ebenso wie die besonderen Orte … Danke, dass du uns darauf hinweist !

  • Anonym sagt:

    wie geil ist das denn? die Wand und der Herr, wärs kein zufall, wärs genial erfunden:-).
    Dazu dieses: "Die Krawatte hat er übrigens im vorbei- gehen in einem Schaufenster gesehen; "…dann bin ich zurückgegangen, weil mir die Farben so gut gefallen haben." " Hach, das hat Schmunzelqualität

  • Guten Morgen Smilla,
    da mache ich gerade das Radio an – und wen höre ich? Um dich kommt man ja nicht mehr herum… toll! Weiter so und liebe Grüße Michaela

  • Anonym sagt:

    Toller Mann! Und tolle Bilder!

  • Kulturtussi sagt:

    Mensch, ich kenn mich doch gut aus in Köln. Aber das weiß ich auch nicht, wo Du das fotografiert hast. Irre Kombi! Da ist Dir wieder was ganz Besonderes gelungen!!

  • Smilla, ich mag was Du tust und wie Du es machst! Ich möchte Dich gerne verlinken, denn es wäre doch zu schön, wenn noch viele andere mitschauen und mitlesen würden und Du den Grimme bekommst! Darf ich?

    Germaine

  • eine tolle, farbenfrohe, frische Frühlings-Krawatte! Ich finde sie toll. Sie, die Bilder und was er erzählte machen ihn richtig sympathisch!

  • Anonym sagt:

    Ich beneide Dich um die vielen interessanten Stories, die Du im Zusammenhang mit diesem Blog bereits hören durftest.

    Dieser Mann wäre sicherlich jedem aufgefallen!

    Kannst nur froh sein das genau vor dieser Kulisse eine Parkbank stand, schätzungsweise hast Du den alten Mann einige Kilometer durch die Stadt treiben müssen um genau hier zu landen … ;o)

  • Anonym sagt:

    Dein Blog wird jeden Tag immer besser (ich folge es schon seit ein paar Monaten), ich geniesse es total! Ich mag alle diese interessante Menschen die du findest oder besser zu sagen, bemerkst. Gratuliere!
    Vielleicht ein Post mit dir vor Kamera?

  • smilla sagt:

    @adrian; 🙂 lustige vortsellung, aber es war eher so, dass er nicht von der bank aufstehen wollte…obwohl ich gefragt habe.

    @fabi; schön gesagt; ich mag auch einfach gerne die gesichter, die so viel erzählen.

    @mirikwidi; also ich muss sagen, dieser hintergrund war schon ein ganz besonderes Glück! 🙂 und überhaupt die begegnung.

    @kulturtussi; also ein kleiner tipp; in der nähe des 4711 gebäudes…

    @schneckenpost: klar darfst du gerne, und herzlichen dank! 🙂

  • Anonym sagt:

    ..er KONNTE bestimmt nicht aufstehen, weil seine füsse angekettet waren…sieht nämlich so aus 🙂

  • Sally sagt:

    wieder eine tolle Persönlichkeit die Du da "gefunden" hast…
    Es macht so viel Spaß mit Dir durch die Stadt zu streifen!

    🙂

  • Mim sagt:

    Seasoned and smoked, beautifully smoked, yet with so much presence!

  • Anonym sagt:

    beim betrachten des fotos fielen mir mit schrecken fußketten ins auge. aber nein- ein ehemaliger richter doch nicht. da muss diese kette irgendwie unter der bank gewesen sein. zufall. ein gediegener herr, der auch bauernsohn sein könnte vom aussehen her…wer weiß. auf jeden fall gutes foto, interessanteste beschreibung, wie immer!
    gruß von sonia

  • smilla sagt:

    haha, lustige idee das mit den fußketten…
    am ende ist er doch afgestanden und rein zu gehen, da hat er keine eisenkugel hinter sich hergezogen 🙂

  • Anonym sagt:

    großartig!!!!

  • Anonym sagt:

    That is sooooo cooooool

    How Are You?

    Ari Seth COhen

  • feik sagt:

    Immer wenn ich mir Dein blog ansehe, denke ich, ich laufe rum wie der letzte Hempel …

    Naja, wenn ich's mal ändere, laufen wir uns bestimmt über den Weg 😉

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