Dirk-Pieter am Strand

Mindestens einmal pro Woche versucht Dirk-Pieter mit seinem Metall-Detektor am Strand spazieren zu gehen. Er liebt die frische Luft, das Meer, das Laufen und er freut sich wenn er etwas findet. Mit den Kopfhörern bekommt er akkustische Signale; brummt es tief liegt vermutlich ein Flaschendeckel im Sand vergraben. Ist er rostig brummt es sogar noch etwas tiefer. 40 verschiedene Bierflaschendeckel hat er bereits gesammelt. Am Strand herrscht Vielfalt.
Je höher der Ton, desto wertvoller der Fund. Oft sind es Geldstücke, manchmal Kettenanhänger oder Ohrringe. Aber auch einen Goldring hat er schon gefunden: „Erst ein paar Münzen und ein paar Meter weiter dann den Ring.“

Schlägt der Detektor an kann Dirk-Pieter also schon erahnen, was er finden wird: Mit seiner runden Eisenschaufel durchgräbt er den Sand und siebt ihn aus. Immer wieder findet er auch Zelt-Heringe, mit denen im Sommer Strandmuscheln als Wind- und Sonnenschutz befestigt werden: „Die Leute kommen mit zehn Heringen an den Strand und gehen mit sieben wieder nach Hause. Der Rest liegt im Sand vergraben.“ Von der Rettungswacht weiß Dirk-Pieter, dass die gerade für spielende Kinder gefährlich sind, deswegen nimmt er immer alle mit.

Seine Detektor-Spaziergänge machen ihm Spaß und sie tun ihm gut. Er weiß nie was er findet; oft ist auch gar nichts Besonderes dabei. Aber darum geht es nicht. „Ich habe keinen Hund … und einfach nur so laufen …“, sagt er und schüttelt den Kopf. Der Detektor ist ihm ein guter Beweggrund.

Immer wieder kommt er mit Menschen ins Gespräch und Kinder sind neugierig was er da tut. Er lässt sie dann manchmal ausprobieren und oft werden dann noch ein paar Fotos mit ihm gemacht. Jetzt im Winter ist natürlich viel weniger am Strand los: „Ich habe gerade noch gedacht; die fehlt mir, diese Interaktion. Ich vermisse das richtig.“

Dirk-Pieter fragt mich ob ich den Detektor auch mal ausprobieren möchte. Ich bin erstaunt wie schwer das Gerät ist, schon nach ein paar Metern merke ich, dass ich entspannt nicht sehr weit käme. Auch die Schaufel ist schwer. Die trägt man am besten über der Schulter. Zum einen ist das praktischer, zum anderen würde der Detektor natürlich dauernd auf sie reagieren.
Dirk-Pieter erklärt mir, dass ich den Sand im Halbkreis in einer Höhe von ca. 5 cm abschwenken soll. Ich wedele tapfer los, aber ich mache es nicht richtig. Dauernd piept es wo nichts ist; ich bin zu sehr im nassen Sand und soll es lieber ein bisschen weiter rechts probieren wo der Sand nicht ganz so nass ist. Ich gebe mein Bestes, aber für mich sieht der Sand überall gleich nass aus. Das mit dem Detektor ist nichts für mich, das wird schnell klar. Trotzdem kann ich Dirk-Pieter gut verstehen; ich laufe ja mit meiner Kamera auch suchend durch die Welt.

Mit Dirk-Pieter geht das Gespräch noch eine ganze Weile weiter. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie persönlich Gespräche werden können, in welche Randbereiche des eigenen Lebens jeder vorzudringen bereit ist, obwohl man sich eben erst begegnet ist. Schön ist das!

12.01.2020

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