Waldgartenvögel

Hinter unserem Pfälzer Ferienhäuschen liegt ein kleiner, steiler Garten, der nahtlos in den angrenzenden, ebenso steil ansteigenden Wald übergeht. Einzig ein Stück deutsches Kulturgut – ein Maschendrahtzaun – bezeichnet die genaue Grenze zwischen Wald und Garten. Die ansässige Vogelgemeinde weiß von solcherlei menschlicher Markierungssymbolik naturgemäß nichts und fliegt munter hin und her. War die Meise eben noch ein Waldvogel ist sie einen Moment später ein Gartenvogel, was der Meise natürlich herzlich egal sein kann. Nicht egal kann ihr hingegen die Nahrungsaufnahme sein, der sie entsprechend viel Zeit widmet. Ebenso wenig egal sind todbringende Feinde, wie Sperber, Katzen oder große Frauen in dicken, raschelnden Jacken; da kann die Jacke so baumstammfarben sein, wie sie will. Je näher Frau und Jacke sich an den Futterplatz heranrascheln, desto einsamer wird es dort. Nur raschelfreies und bewegungsloses Ausharren lässt Kohl-, Blau- und Haubenmeisen zurückkehren, und mit etwas Glück auch Rotkehlchen, Kleiber und Specht.

Nicht das Auslösen der Kamera verjagt die Vögel, einzig meine Bewegungen sind offenbar bedrohlich. Also stehe ich in stockstarrer Haltung mit laufender Nase und kaltgefrorenem Zeigefinger so nah wie möglich am Futterbaum, das tränende Auge am beschlagenen Sucher. Der Versuch einen der Vögel beim An- oder Abflug zu erwischen scheitert vielfach, sie sind zu schnell und ich bin zu langsam. Ein Rotkehlchen scheint sich über mich lustig zu machen, indem es sich unentwegt hochreckt, als wolle es sich für den Start bereit machen. Aber es ist eben ein Rotkehlchen und kein Albatross; als es tatsächlich endlich losfliegt, kann ich nur noch einen leeren Ast fotografieren.





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Mein Ehrgeiz ist geweckt und obendrein habe ich ein kindliches Vergnügen daran, eine der schnellen Bewegungen der Vögel, deren Ablauf zu sehen mein Auge und meine Hirn nicht in der Lage sind, als Sekundenbruchteil auf einem Foto sichtbar zu machen. Jedes Mal wenn mir das gelingt könnte ich vor Freude (und vor Kälte) ein wenig auf und abspringen, aber das lasse ich natürlich.

Ich muss an John Franklin aus der Entdeckung der Langsamkeit denken, der sich von Hühnern genarrt fühlt, die er beobachtet. Er weiß, dass so ein Huhn scharrt, pickt und ruckt. Aber er sieht immer nur ein Huhn, wie es still da steht, als würde es niemals picken, scharren und rucken. John Franklin ist einfach zu langsam für die Bewegungen der Hühner.

Vögel sind unermüdliche Wesen. Sie picken und futtern, manchmal fliegen sie mit ihrer Beute davon. Und immer so weiter …

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

03.02.2015

24 Comments

  • Anonym sagt:

    Kann gar nicht aufhören diese wunderbaren Bilder anzuschauen!! Hach!

  • julia sagt:

    die tanzen ja richtig! hach, ist das schön 🙂

  • ZeitenSprung sagt:

    Wow ! Tolle Bilder. Ich mag sie sehr die kleinen Gefiederten. 🙂

  • Kristin sagt:

    Fantastisch! Wunderschön.

  • Wunderbare Fotos!
    Dein Ausharren wurde belohnt.

    LG Astrid

  • DIE sind dir toll gelungen,die Fotos!Solche Augen-Blicke kann man sonst ja nicht einzeln ausmachen,viel zu schnell…LGKatja

  • lisa kötter sagt:

    wie elegant die kleinen leute doch sind, man sieht das ( siehe john franklin und die Hühner) sonst gar nicht. so schön, die flügel!
    herzliche grüße
    lisa

  • Anna sagt:

    Nicht ein einziges "vogelfreies" (vogelloses) Foto! Also hast Du – mit Verlaub – mehr als einen Vogel … – …grandios bildlich und schriftlich eingefangen, meine ich natürlich "nur"! Prompt kommt mir das Lied "Alle Vögel sind schon da…" in den Sinn… Ob ich diesen OhrWURM an die Vögel verfüttern kann?? Danke vielmals für diese schönen Eindrücke der näheren Umgebung Eures Feriendomizils!

    Dem tränenden Auge am Sucher, der laufenden Nase und der Frau, der beides und auch der kaltgefrorene Zeigefinger gehört, wünsche ich in Fotopausen viel Wärme und insgesamt Gesundheit (die offenbar erkältungsbedingt immer noch nicht ganz zurückgekehrt ist?)!

  • Sally sagt:

    SOOOOO schöne Fotos.
    Ich bin begeistert !!
    Liebe Grüße
    Sally

  • Astrid Ka sagt:

    Da ist dir doch allerhand gelungen! Ich bin viel erfolgloser, trotz vieler Futterstellen im Garten.
    Weiterhin schöne Wintertage!
    Astrid

  • Sabine sagt:

    Sehr sehr schöne Bilder! Vielen Dank!

  • maryaustria sagt:

    Diese Fotos sind ja ein Traum! Die Vögel sind sowieso kleine Schönheiten! Aber wie toll du sie im Flug erwischt hast! Sehr genial!
    LG Mary

  • Liisa sagt:

    Oh was für eine Freude Du mir heute mit diesen tollen Fotos Deiner Gartenvögel machst! Danke für Deine Geduld und das Frieren!!

  • Anonym sagt:

    Meine Güte, was für schöne Bilder! Diese Eleganz! Ich liebe ja die kleinen Kerlchen sehr, aber den Versuch, sie zu fotografieren, hab ich schon lange aufgegben.. Und du hast hoffentlich eine gemütliche warme Stube, um dich wieder aufzuwärmen?

  • Steffi sagt:

    Oh Smilla, ich bin gerade sehr verliebt in deine Bilder! Ein HOCH auf die laufende Nase und den eisigen Zeigefinger.
    Eine lieben Gruß von Steffi

  • Uschi M. sagt:

    Oooooooooooooh! Was für wunderschöne Bilder! Ich hab ja auch ein Futterhäuschen direkt vor dem Wohnzimmerfenster aufgestellt und kann dort das muntere Treiben beobachten. Aber ein Foto ist mir noch nie gelungen. Unbekannterweise tausend Dank für diese zauberhaften Fotos!

  • saumseliges sagt:

    Macht die haubenmeise da etwa Pipi !!!!!
    Ich bin verzückt. Auch über all die anderen wunderbaren Aufnahmen.

  • Anonym sagt:

    Boooah, sogar eine Haubenmeise ist dabei.. tolle Fotos Smilla!
    <3
    Sally

  • Rebekka. sagt:

    Geil. Und es zeigt, wieviel Arbeit und Zeit [!] in den preisgekrönten "Zufallsschüssen" von Weltformat-Tierfotographen steckt.

  • Schnitzel sagt:

    Ich such mir einen anderen Blog, das ist zu toll!

  • Anonym sagt:

    Kompliment, unglaublich tolle Fotos. Ich wünschte, ich hätte auch eine Kamera, mit der ich auch nur annähernd solche Bilder machen könnte. Bei uns kommt neben vielen Vögeln auch jeden Tag ein Eichhörnchen zum Fressen vorbei. Wenn ich es aus dem Haus heraus fotografiere, sind die Bilder immer schlecht, gehe ich nach draußen, läuft es weg. Mit Vögeln, die ich gerne fotografieren würde (Buntspechte z.B.), ergeht es mir nicht anders. Du scheinst wirklich sehr viel Ausdauer gehabt zu haben.
    Liebe Grüße
    Carmen

  • ELFI sagt:

    wunderschön sind diese aufnahmen! bin sehr begeistert von vögel im flug.. habe leider nicht so eine geduld und begabung…
    hier auch zum anschauen..
    http://1000-pattes.blogspot.ch/

  • Anonym sagt:

    Großartig!!!!! wunderschön u interessant… bin ganz verliebtxD lg gwen

  • Melanie sagt:

    Wunderschön, liebe Smilla. Vielleicht ist das, was man wirklich ist, wie so ein kostbarer Schnappschuss zu betrachten. Man muss geduldig warten und achtsam sein, und in einem Sekundenbruchteil erhascht man eine leise Ahnung von dem was einen fernab aller vertrauten Prägungen ausmacht. Vögel fliegen immer und ihre zauberhaften Flügelchen sind immer da, eben so wie unser wahres Selbst – nur eben erstmal versteckt für unser langsames Auge (Ego). Ich finde dich und deine Fotos + Texte wunderbar. Scheinen sie mir wie ein solch gelungener und kostbarer Schnappschuss vom Vögelchen Smilla.
    Liebe Grüße
    Melanie

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