Vehikel

„Durch Verkleidung versucht der Mensch, sich von seinem eigenen Ich zu entfernen.“ schreibt Ingrid Loschek in Mode – Verführung und Notwendigkeit. (Bruck­mann 1991)
Mir drängt sich angesichts der beachtlichen Anzahl druckbetankter Narren ja häufig der Verdacht auf, es geht weniger ums Ent­fernen als ums Entrinnen. Aber das sei nur nebenbei erwähnt.
Viel inspirierender finde ich dagegen, den Gedanken Ingrid Loscheks ins Gegenteil zu verkehren; sich durch die Verkleidung also nicht vom eigenen Ich zu entfernen, son­dern sich ihm anzunähern: einem anderen möglichen Ich, einem Ich, das vom kre­ierten Selbstkonzept vielleicht in entschei­denden Punkten abweicht.
Weiter gehts, bitte hier entlang…
„By disguising people try to take one step back  from the self“ Ingrid Loschek writes in Fashion – Seduction and Necessity. (Bruckmann 1991)
Though, noticing a large number of drunkards during carnival, I often can’t help thinking, that it’s more about avoiding the self, than taking one step back from it. But this just as a sideline, for now.
To me it seems to be much more inspiring  to consider Ingrid Loscheks idea to the contrary; not to take a step back from oneself but to come a large step closer through disguise. Closer to another Self, which maybe is distinct from the self-concepted Self in decisive aspects.
Read more, please follow…


Dieser Gedanke mag nun nicht unbedingt revolutionär sein, aber doch lohnend, wie ich finde.
Und wie kommt es wohl, das manche Kostüme derart stimmig wirken? Vielleicht, weil das Selbsterkundungs-Vehikel  bereits zum anderen Ich hinübergerollt ist? 
This idea maybe isn’t  revolutionary, but to my mind it’s worth considering it. And how come, that some costumes appear so coherent? Maybe because the self-inquiry vehicle has reached the other Self yet?

Mit diesen Bildern findet der Karneval in diesem Jahr nun hier sein vorläufiges Ende. Geschichten gibts keine; zu hastig waren die Begegnungen. Allerdings möchte ich zwei Dinge nicht unerwähnt lassen: der Elefanten-Pullover ganz unten  ist selbsge­strickt: von gerrits Mutter: „Vor dreißig Jahren.“ Und der junge Mann im You­tube-Video beweist raffinierten Hintersinn bei der traditionellen Bützchenjagd an Weiberfastnacht. Es würde mich mal interessieren, ob die anderen, die er getroffen hat schneller geschaltet haben als ich.
With these pictures I say good-bye to Carnival, for the moment. There are no storys coming along with the photos, the encounters have been to hastily. But one thing I want to mention: the elephant-pullover is self-knitted: by Gerrits mom. „30 years ago.“

12.02.2013

9 Comments

  • tanïa sagt:

    Der Elefantenpullover ist der helle Wahnsinn! (Was nicht unbedingt mit wunderschön gleichzusetzen ist.) Er wurde doch hoffentlich nie an anderen Tagen als an Karneval getragen? ;o))
    Nr.1 und Nr.2 dagegen sind so unglaublich schön in ihrem Kostüm, dass man meinen könnte, es seie gar keine Verkleidung! Tolle Begegnungen müssen das gewesen sein!

  • Oona sagt:

    Diese Wimpern … und dieser elefantöse Pulli. Hammer.
    Morgen ist ja alles vorbei.
    Kann eine sich den Dingen zuwenden und öffnen, die wir "Alltag" nennen und die mehr Tiefe und womöglich auch mehr Schönheit haben in ihrer Schlichtheit und Präsens.
    Ich grüße Dich

    tata tata tata

    Oona

  • Klickerklacker sagt:

    Ich finds ja wirklich andersrum ists richtig: Mit Verkleidung nähert man sich einer Seite in sich, die mehr Platz braucht. Ist auch viel lustiger.
    Suuuuper Fotos wieder!!!!

  • Sabine sagt:

    Hahaha der Elefantenpullover ist allerliebst! Und überhaupt wie immer Deine Fotos wunderbar aussagekräftig! lg

  • sturmfrau sagt:

    Da schließe ich mich Klickerklacker an. Verkleiden macht Vergnügen, man kann jemand werden und sein, der man innen wahrscheinlich schon längst ist, den man aber im Alltag nie rauslassen würde. In Wahrheit sind wir wohl häufiger versteckt und haben selten Gelegenheit, absurde, komische, tragische und witzige Seiten in uns zu entecken und sie auch zu zeigen. Zu Karneval wird es akzeptiert, das ist die positive Seite an dem Spektakel.

    Ich stieß beim Stöbern durch diverse Blogs auf einen Link zu dem Ihren hier, das ich nun schon ein paar Wochen sehr bewegt verfolge. Vor allem, weil Sie Menschen vor der Kamera haben, die sind, wie sie sind und sich eben nicht verstecken. Das macht viel Mut. Vielen Dank dafür, und bitte machen Sie weiter.

  • smilla sagt:

    Sturmfrau, vielen dank! Keine Sorge, ich hab nicht vor aufzuhören

  • Klickerklacker sagt:

    Mehr Mehr Mehr!!!

  • Noemi Krebs sagt:

    ich habe sooo weit zurück gescrollt,
    das konnte ich mir nicht entgehen lassen.
    so schöne, interessante bilder.
    wirklich richtig klasse! 🙂
    meine familie kommt aus köln,
    fasching vermisse ich wohl mit am meisten.
    ganz liebe grüßw

  • smilla sagt:

    danke sehr! (hier sagt man ja Karneval zu Faching)

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