Shape of things

Seit dem 30 Juni 2010 gilt Köln als vierte Millionenstadt Deutschlands. Xijia ist für ein halbes Jahr hier, um an einer Schule Deutsch zu lernen. Vorher war er für 4 Jahre in New York um Mathematik zu studieren; mit 8 Millionen Einwohnern immerhin die größte Stadt der USA. Ganz andere Dimensionen kennt Xijia allerdings aus seiner Heimatstadt Shanghai: dort leben über 23 Millionen Menschen. China ist ein Land im steten Wandel, erklärt mir Xijia: „Es wird sehr viel gebaut dort. Über­all sind Baustellen, und alles ist dau­ernd neu und anders als man es kannte.“ Die Zeit in New York hat ihm sehr gut gefallen: „Aber ich denke und fühle chinesisch.“ Ich frage Xijia, wie er mit wenigen Worten die chinesische Seele bechreiben würde: „…als natürlich. Alles hat einen natürlichen Ur­sprung.“ Das wundert mich, denn ich habe gerade im Reisebericht eines Freundes „China als die Fabrik der Welt“ beschrieben bekommen, mit einer sehr eindrücklichen Schilderung von viel Smog und wenig Grün. „Da ist was dran“ sagt Xijia „aber trotzdem haben wir einen direkten Bezug zu den Dingen, die uns umgeben. Das ist sehr unmittelbar. Man kann das gut an Schrift­zeichen erkennen: früher waren die Zeichen an die Kontur der Dinge angelehnt. Die Form der Sonne, oder vom Wasser beispielsweise wurde mit wenig Strichen wiedergegeben, ohne abstraktes Denken. Heute ist das Zeichen für Wasser anders, aber die Art zu schauen, die ist immer noch sehr natürlich und unverfälscht.“
Since June 2010 Cologne is one of Germanys citys with over 1 million inhabitants. Xijia came to Cologne to learn the german language at a school. Before he studied mathematics in New York for 4 years; with 8 million inhabitants the most populous city in the USA. But Xijia is accustomed to a much larger dimension in his hometown Shanghai: over 23 million people live there. China is a country of permanent change, he explains to me: „There are many construction areas all over the place, and a lot of things get builded. Everything changes, and is different than you knew it before.“ He liked his time in New York: „But I think and feel chinese.“ I ask Xijia to explain the chinese soul in a few words: „…it’s natural. Everything has a natural source.“ I’m surprised, because I very well remember the travel report of a friend, calling „China as the factory of the world“, clearly describing a lot of smog and very few green environment. „There is something to this,“ Xijia says, „but anyway chinese people bear a directly reference to their surrounding things, it’s very straight. You can clearly see that by the chinese characters; formerly they used to be based on the shape of things. The sun, or water for example, they were painted with only a few lines, without abstract thinking. Nowadays the sign for water has changed, but the way of looking at things still is very natural, and pure.“
22.06.2011

9 Comments

  • boris sagt:

    Ich war gerade erst in Shanghai und ich kann Xijia nur recht geben: es wird wirklich allerhand gebaut.
    Ich war auch in Peking. Dort war alles sehr aufgeräumt und zurechtgemacht – sogar die Autobahn war geschmückt von blühenden Blumenbeeten, von Smog kaum noch etwas zu sehen. Das war nicht immer so. Mein Bruder sagte mir, dass es dort vor 5 Jahren noch ganz anders aussah.
    Das, was man sich unter der "Fabrik der Welt" vorstellt, hab ich in Wuhan gesehen: Verkehrschaos, undurchschaubarer Smog, geschäftiges Treiben und Menschn überall.
    China ist eben riesengroß und hat tausend sich wandelnde Gesichter. Und das ländliche China haben ich noch nicht einmal gesehen.
    Man kann zu diesem Land und seiner Gesellschaft nicht mehr einfach "eine" Meinung haben, wenn man erst einmal selber da war.

  • Anna sagt:

    Das, was Xijia über die Schriftzeichen sagt, finde ich sehr faszinierend! Meine Schwägerin lernt gerade Chinesisch – was mich auch fasziniert! Ich kann kein Wort! Ich wünsche Xijia hier viel Freude und dass er auch hier Natürliches welcher Art auch immer entdeckt!

  • smilla sagt:

    @boris, das China nicht nur 'eins' ist ist ja klar, das Wort 'naturally' hat mich doch verwundert, gerade wegen des noch sehr frisch im Ohr hängenden Reiseberichtes.
    Ich muss sagen, ich würde wirklich gerne mal nach China reisen, ich stelle es mir verstörend und betörend vor, und gerade bei China denke ich an mehrere Zeiten, an eine große Vergangenheit bei all der Gegenwart und Zukunft. Das geht mir nicht bei allen Ländern der Welt so.
    Danke für deinen kleinen Bericht!

  • Hi,
    Dein Blog ist so erfrischend anders!
    Hab Dich vorsichtshalber mal verlinkt 😉
    lg aus BM…sabine!

  • smilla sagt:

    sabine, danke 🙂

  • Eine wirklich tolle Idee, Dein Blog! Menschen, aus dem täglichen Leben gegriffen. Eine kurze Begegnung. Ein Schicksal. Gefällt mir!

  • smilla sagt:

    Miss Winkelmann, freut mich, dass dir die Idee gefällt!

  • Klickerklacker sagt:

    …du warst ja auch mal in der Ischtanbul, jetzt Schina? Das ist lustig, wenn man sich vorstellt, dass du -so wie du aussiehst- ja in den Ländern auffällst, wie ein bunter Hund…
    da wirst du dann bestimmt viel fotografiert…

    http://youtu.be/r0edkOoct6o

  • smilla sagt:

    Klickerklacker, türkisch ausgesprochen klingt Istanbul tatsächlich ähnlich: 'Schtambul. so ungefähr, Betonung auf Schtam.
    ja, und das mit dem anders sein, da wäre dann auch was dran, ortsabhängigerweise sowieso 🙂

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