Mirrormen

Na, auch irritiert vom ersten Bild? Ganz sicher hätte ich Andrew (rechts) und Byron nicht angesprochen, wenn sie schon als Mirrormen unterwegs gewesen wären.
Als mir Byron mit rotem Haar und eng­lischer Sprache auffällt stehen die beiden aber noch etwas unschlüssig in einer Ecke hinter dem Dom, wo sie soeben das  städtische Ordnungsamtspersonal vor Ort kennenlernen durften. Um sich für ihre Performance umzuziehen suchen sie sich also zunächst ein anderes Plätzchen, und ich begleite sie dabei.
Andrew und Byron kennen sich aus Seattle und gemeinsam reisen sie nun  durch Europa. Byron lebt seit einer Weile in Malmö in Schweden. Dort besucht er eine Schule für „international relations“, wo er zum Beispiel in der Kunst der Diplomatie unterrichtet wird. Andrew arbeitet in Seattle als Architekt. Ihre Reise hat sie bislang von Göteborg nach Zürich, über den Bodensee nach München, Berlin und Köln geführt. Morgen geht es weiter nach Amsterdam, Paris steht noch auf dem Plan, und einiges mehr: „Wir sind bis Mitte Januar unterwegs.“ Die Mirrormen-Nummer trägt zur Finanzierung der Reise bei und bislang klappt das ganz gut.
Well, amazed by the first pic, as well? For sure I wouldn’t have approached Andrew (on the right side) and Byron if they already were dressed as mirrormen.
When Byron’s read hair and english tongue caught my attention they were standing quite uncertain in some corner behind the cologne cathedral, because they just picked up with the local public order office. To get changed for their per­formance they decide to find another place, and I accompany them.
Andrew and Byron know each other from Seattle and now they are travelling together through Europe. Byron lives in Malmo, Sweden, since a while and there he visits a school for international relations. He learns important things like diplomacy there. Andrew works as an architect. They travelled from Gothenborg to Zurich, Constance. Munich, Berlin and now Cologne. Tomorrow they’ll leave to Amsterdam, later Paris and a lot of more  places: „We’ll be on the road until january.“ The mirror-men performance is helping to finance this journey, and that works out quite fine so far.

Die Anzüge haben sie in langwieriger Kleinarbeit selbst angefertigt; näheres dazu kann man auch auf ihrem Blog er­fahren. So ewig lang wie ich vermutet hätte sind die beiden noch gar nicht be­freundet: „Seit drei Jahren ungefähr.“ Während sie sich umziehen reden wir ein bisschen, und als Andrew mir dann als erster sein Spiegelgesicht zeigt merke ich , wie seltsam es doch ist, nicht mehr darin lesen zu können: „Wenn wir gefragt werden, ob wir für ein Foto posieren, dann lächele ich immer“ erzählt Byron, „obwohl es ja gar niemand sieht.“
Weiter geht’s, bitte hier entlang…
They prepared and constructed their mirrormen-suits by theirselves in a time-consuming datail-work. More you can read about this in their mirrormen-blog. Andrew and Byron aren’t friends since such the long while, I would have expected: „Since about three years.“ While they get changed we talk a bit, and when first Andrew is presenting his mirrorface to me I realize, that it’s quite strange that I can’t read in it anymore. „If people ask us for a photo I always smile, “ Byron says. „Although nobody can see it.“
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Auf meine Frage was im Leben wichtig ist antwortet Byron: „Lernen.“ Andrew sagt: „Kreativität. Dinge machen für andere. Auch für sich selbst“. Ich frage nach, was er damit meint: „Alles kann kreativ sein. “ „Auch ein Butterbrot schmieren?“ frage ich zustimmend. „Na klar“ sagt er.
On my question what they consider important in life Byron replys: „Learning“. Andrew says: „Creativity. Doing things for other people. And for oneself, also.“ I ask, what he means: „Anything can be creative.“ „Preparing a sandwich?“ I ask consenting. „Of course.“ he says.

15 Comments

  • mo jour sagt:

    feine fotos mal wieder, von feinen menschen mit einer feinen geschichte 🙂
    ich stelle es mir sehr seltsam vor, einen spiegelmann anzuschauen – und sehe dabei nicht das gesicht des gegenübers, sondern mein eigenes und die welt drumherum: in bruchstücken.

  • Anna sagt:

    Ja, Smilla, stimmt, ich war (natürlich) auch irritiert vom ersten Bild. Gleichzeitig fand/finde ich es allerdings fasznierend genug, dass ich mich beim Lesen spontan fragte: Warum eigentlich nicht? Warum hättest Du die beiden in dieser "KLUFT" nicht angesprochen?? Aber besonders wenn ich mir die Bilder im Blog anschaue, merke ich, dass sie mir auf den ersten und unvorbereiteten Blick wohl auch nicht wirklich so geheuer wären… Ihre "KLUFT" (Spiegel-"KLeidung) erzeugt eben auch bei mir tatsächlich eine gefühlsmäßige KLUFT (Felsspalte/Gegensatz)! Ich denke, die nicht mehr sichtbaren Augen würden auch für mich dieses KLUFT-Gefühl unterstreichen. Gerade deshalb finde ich das Foto total toll, auf dem Byron Andrew sehr eindringlich ins Gesicht schaut! In diesem Zusammenhang ebenso interessant finde ich, dass Byron erzählt, dass er bei Fotoanfragen immer lächelt, obwohl es keiner sieht – ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass man es eben irgendwie DOCH sieht, weil sich mit der (durch das Lächeln ausgedrückten) inneren Haltung möglicherweise eben auch die Körperhaltung verändert!? Aber auch ohne Spiegel davor wirkt das Lächeln der beiden sehr belebend! 🙂 – Ob die Spiegelstücke groß genug sind, dass man sich beim Betrachten der beiden selbst sieht?? Das wäre ja dann auch sehr spannend, finde ich!

    Das mit dem Butterbrot unterschreibe ich sofort – wenngleich mir aus eigener Erfahrung weniger kreative Butterbrote in Erinnerung sind als vielmehr kreative Obstteller: aus Apfel- und Bananenstücken von meiner Mutter auf den Teller gelegte Figuren! Schmeckt(e) gleich nochmal so gut!

  • Isidora sagt:

    Liebe Smilla,
    ich war ehrlich nicht irritiert von dem ersten Bild, weil ich solche Künstler unglaublich ideenreich und klasse finde.
    Es scheint auch so zu sein, dass man sich immer von einer schönen Stadt zur nächsten bewegt. Wenn man Glück hat kann man die selben Menschen dann mehr als ein Mal treffen.
    Ich habe großen Respekt vor so einer Form der Kunst und unterstützte das immer, wenn ich es sehe.

    Wenn er sagt, dass er lächelt unter dem Kostüm, obwohl es niemand sehen kann, dann finde ich das wirklich schön. Denn der andere merkt schon welche Emotionen transportiert werden, auch wenn er selbst den Spiegel vorgehalten bekommt.

    Auf meiner Hochzeitsreise nach Rom hatte ich immer eine Barockdame in weiß zu der ich gegangen bin (ich glaube 11 Abende hintereinander). Sie hat jeden Abend auch wieder etwas bekommen von mir, weil ich jeden Abend einen wunderbaren hatte, auch durch sie. Am Ende habe ich mich auch getraut ihr ganz leise "Danke" ins Ohr zu flüstern. Eine Antwort kam erwartungsgemäß nicht, hätte wahrscheinlich auch den schönen Schein zerstört.

    Liebe Grüße,
    Isidora

  • Trulla sagt:

    "Wenn wir gefragt werden, ob wir für ein Foto posieren, dann lächele ich immer" erzählt Byron, "obwohl es ja gar niemand sieht.

    Sehr sympatisch! Und einfallsreich. Als ich vor einigen Jahren in Köln war, habe ich nur Menschen mit Kostümshopverkleidungen am Dom gesehen.

  • toll die fotos! liebe Gruesse

  • Maria sagt:

    knüller idee! 😀 …. mit genialen details, wie die kaputze.

    beste grüße, maria

  • Nauli sagt:

    Oh, wie lange war ich nicht mehr hier. Du hast mich mal wieder glänzend unterhalten! Danke!

  • GAB sagt:

    toller blog! vielen dank. ich kenne viele mode blogs, die sogenannte streetfashion zeigen, deiner ist anders, persönlicher. dein blick auf menschen gefällt mir sehr.
    lieben gruss aus hamburg
    gab

  • Ein lesenswerter und sehr interessanter Post. Vielen Dank dafür.

    Super Blog übrigens!

    🙂

    Caterina

  • Croco sagt:

    Im wahrsten Sinne das Blognamens: anders anziehen.
    Das orginellste Strassenkünstlerkostüm,das ich kenne.
    Vor allem, da der Zuschauer sich sieht in der Verkleidung.
    Sie gibt nur wieder, was da ist.
    Und das sind wirklich zwei ganz besondere Menschen.

  • Anonym sagt:

    ein bisschen angst machen mir die spiegelmenschen…die jungs darunter natürlich nicht…sie sehen für mich so science fiction mäßig aus….gruß von sonja

  • Mrs. Jones sagt:

    Die Idee die Umsetzung und deine Bilder sind außergewöhnlich! Diese beiden haben eine Idee und ziehen sie durch. Diese Spiegel anzufertigen und für den Anzug aufzukleben ist sehr Zeit intensiv, egal sie sind von ihrer Idee überzeugt und ziehen ihr Ding durch.
    Freue mich auf neue Bilder!!
    Mrs. Jones

  • Anonym sagt:

    Was für tolle Bilder. Diese offenen Gesichter und dann das Spiegelmannkostüm. Wahnsinnig spannend. vor allem, was für interessante Begegnungen man machen kann, wenn man wie Du, mit offenen Augen durch die Gegend läuft.

  • Sherry sagt:

    Wahnsinnsmenschen die beiden. Ich hätte mich stundenlang mit ihnen unterhalten können. Danke, Smilla, dass du tust, was wir uns noch nicht so recht trauen.

  • Ronny Barth sagt:

    Das ist Kreativität nicht nachdenken sondern einfach machen.

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