Karnevalsflüchtling

Wenn der Strassenkarneval in Köln los geht rollt so mancher Einheimische mit seinem Koffer lieber schnell in Richtung Bahnhof. Dort anzutreffen ist eine große Zahl wei­terer Rollkoffer, die allerdings von Aus­wärts extra für die tollen Tage angereist sind, und die Stadt aus umgekehrter Rich­tung erobern. Ich habe heute allüberall solcherart höchst unterschiedlich moti­vierte Menschen mit ihren Rollkoffern ge­sehen, und Raoul beantwortet meine Frage ob er ein Karnevalsflüchtling ist mit einem klaren „Ja!“ Er ist auf dem Weg nach Innsbruck, und was er dort tun wird liegt auf der Hand. An Karneval stört ihn so einiges; vor allem aber „diese Distanz­losigkeit, mit der die meisten Menschen spätestens nach einem halben Tag unter­wegs sind.“
Raoul ist Friseur, und er hat seinen eigen­en Laden: Hauptquartier heißt er. Was ihm wichtig ist im Leben, frage ich: „Dass man so häufig wie möglich bei sich bleibt.“ Das, so sagt er, gilt auch für die Arbeit und für den Umgang mit anderen Menschen so­wieso.
At the time when Cologne street carnival is about to start one or another cologne resident rather grabs his trolleybag, heading to the train station. There he’ll probably meet a large number of many more trolley bags; which certainly especially came over to Cologne for carnival. Today I’ve seen quite some people with such totally opposed motives pulling trolleys through the streets. Raoul answers my question, if he’s an carnival refugee with a clear: „Yes!“ He’s on his way to Innsbruck, and what he plans to do there is quite obvious, I think. Carnival bothers him in some ways; but above all „that people tend to be so obtrusive after a couple of hours.“
Raoul is a hairdresser, running his own shop: It’s called Headquarter. What he concerns important in life, I ask him: „To stay true to oneself as often as possible.“ That, he says, applies to work as well as to human relations.“
03.03.2011

20 Comments

  • Sind die Karnevalsflüchtlinge eigentlich allesamt wirkliche Rheinländer bzw. Kölner, oder Zugezogene? Weil diese Distanzlosigkeit macht die kölsche Mentalität doch aus. Ansonsten empfehle ich mal ein halbes Jahr Schwabenland 😉

  • Oona sagt:

    Du findest immer wieder schöne Menschen/Gesichter. Das ist ganz sicher auch eine Art Kunst.
    Würde ich in Köln leben, dann wäre ich zu Karneval verschwunden. Liegt das daran das ich aus dem Norden komme? :O)
    Grüße
    Oona

  • Anna sagt:

    Raoul spricht mir mit allem aus der Seele – ich wäre auch Karnevalsflüchtling, wenn ich in einer "karnevalstypischen" Stadt wie Köln wohnen würde, garantiert! Auch sein Statement zum bei sich bleiben ist sehr wahr, finde ich – und manches Mal schwer durchzuhalten…!

  • smilla sagt:

    Mimi, das weiß ich gar nicht, aber ich hab auch schon von echten Rheinländern gehört, dass Karneval ihnen zu viel ist…
    Was Raoul mit der Distanzlosigkeit meint ist aber weniger die leichte Zugänglichkeit als die trunkenboldige Plumpheit, mit der man sich schon auseinandersetzen muss, wenn man hineinspringt in den Karnevalstopf…

    Ich selbst bin ja auch keine echte Rheinländerin, und die ersten Jahre in Köln hab ich Karneval mehr oder weniger mit Schockaugen von Ferne betrachtet. Irgendwann hab ich dann mal mitgemacht, und ich kann nur sagen; macht Spaß. Jedes Jahr wär mir zu oft, aber mal, und vor allem wenn man an die richtigen Orte und mit den richtigen Menschen feiert, und das ist ja mal wieder ein höchst subjektives Kriterium.
    Also Anna und OOna, es
    kann auch sehr nett sein…

    Letztes Jahr haben einige ziemlich feine Outdoor partys stattgefunden. Für mich sind diese total überfüllten Kneipen mit 100m Schlangen davor nämlich der totale Killer.

    Ich zockel gleich mit meiner Kamera los, das Wetter ist traumhaft und ich freu mich drauf!

  • Anonym sagt:

    Ich bin mittlerweile Rheinländerin im Exil, und ich /hasse/ Karneval. Das war schon immer so, das wird wohl immer so bleiben. Bin – als ich alt genug war und nicht mehr schulpflichtig (wir mussten an der schulinternen Veranstaltung teilnehmen, verkleidet) – IMMER geflohen.

    Was ich vermisse ist einzig Vater Rhein und meine Freunde, die noch dort wohnen.

    LG aus Berlin
    Ulrike

  • A-M sagt:

    Eine tolle Haar- (und Bart)farbe hat Raoul. Mag ich 🙂

  • Viele Leute aus Deutschland fahren Karneval nach Köln, um mal richtig die 'Sau' rauszulassen. Das nervt auch viele Kölner, die mit der Karnevalszeit etwas ganz anderes verbinden. Das Massenbesäufnis wird oft von Nicht-Kölnern veranstaltet…

  • Anna sagt:

    Mimi, witzig, ich habe mal einen in der Tat ganz tollen Karneval (oder wie es dort glaube ich heißt "Fasnet") in Rottweil erlebt, als ich zwei Jahre in Stuttgart gelebt habe: ganz früh morgens noch im Dunkeln oder Morgengrauen ein Umzug mit ganz beeindruckenden mittelalterlichen Masken und Kostümen… Ich glaube, ich habe mit offenem Mund all diese Menschen angeschaut – ich war 5!

    Später in der Schule war ich zum Rosenmontag immer ganz stolz auf meine Rolliräder, die meine Mutter "kreppiert" hatte: verschiedene Farben Krepppapier in schmale Bahnen geschnitten und dann kreisförmig von der Felge aus nach außen um die Speichen gebastelt – sah toll aus! Ich weiß also, Smilla, es kann wirklich durchaus nett sein – auch hier, im sturen Bielefeld 🙂 Nur eben mit einer aufgesetzten Stimmung, die mir manchmal auch mitzuschwingen scheint, kann ich rein gar nichts anfangen…!

  • croco sagt:

    Huch, ein Wikinger 😉

    Habe Beruferaten gemacht, bevor ich deinen Text durchgelesen habe.
    Und ich lag völlig daneben.
    War nämlich bei Geologe oder Geograph gelandet.

  • rebhuhn sagt:

    obergeiler klamottenstil, tolle haar- und bartfarbe und ein hübsch geschnittenes gesicht. diese augen! <3 ;)!
    [ich will mit karneval auch nix am hut haben ^^.]

  • *emma* sagt:

    Ein Toller Typ und hüüüüübsch!!!

  • Ich wohne seit Jahren nicht mehr in Koeln und waere besonders zu Karneval gerne wieder zuhause! Fuer alle gluecklichen feiernden Koelle Alaaaf 🙂

  • KLASSIKer sagt:

    Hier!
    Echter Rheinländer!
    Karnevalsflüchtling seit eh und je!!
    Bin froh, wenn Aschermittwoch und alles auf einen Schlag wieder vorbei ist!!
    Hiilfäääh! 😉

    Die vielgerühmte rheinische Mentalität gibt es tatsächlich und ich schätze sie sehr, aber ob sie sich wirklich in dem manifestiert, was man an den sogenannten "tollen Tagen" auf den Kölner Straßen antrifft und miterleben muss, das wage ich ernsthaft zu bezweifeln…

    Viele Grüße aus Köln vom KLASSIKer
    (nach Diktat verreist…)

  • Schnitzel sagt:

    Kann ich da etwa drei Kapuzen übereinander erkennen plus Mütze? Respekt!

  • Anonym sagt:

    Ein hübscher Mann und clever noch dazu.

  • Anonym sagt:

    Er hat vom Gesicht her (Lippe, Nase, Augenpartie) etwas von Brad Pitt – im Gegensatz zu Pitt sieht Raoul aber besser aus (allein die schönen Haare), nicht so knochig. Und her hat eine Meinung. Interessanter Mann. Interessanter Style.

  • Sally sagt:

    Raoul hat ja eine tolle Ausstahlung!!!

  • Anonym sagt:

    sieht interessant aus. und ich haette wirklich wirklich wirklich gerne mal hier bei mir einen frisoer mit so einer einstellung. Ich kenne leider nur das gegenteil.

  • oh, ich würde auch abreisen! 😉
    ein Glück, dass es bei mir hier im Süden nicht so hoch her geht mit Karneval und Fasching..

  • Max sagt:

    Wow cooler Look!
    Sind die Spitzen eigentlich gefärbt?

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