John Wayne auf „Platte“

Wie es manchmal so ist; während ich nachdenklich vor dem Plakat „Unmut statt Armut“des Schauspielhauses stehe, sehe ich mit langen Schritten einen Cowboy um die Ecke kommen. Ich laufe hinterher und lerne Erwin kennen, den alle Elvis nennen. Seit 27 Jahren ist er obdachlos. Er ist gelernter Maler und Verputzer und sein Lieblingsschauspieler ist John Wayne. Auf seinen Kleidungsstil legt er großen Wert: „Bloß weil man auf der Straße lebt muss man nicht total abgerissen aussehen.“ sagt er. Überhaupt hat er Prinzipien und für einige auf der Platte ist er eine Vaterfigur: „Ich hör den Leute zu, und ich geb‘ auch mal Ratschläge“ So manchen Ausreißer hat er schon persönlich wieder heimgebracht. Wichtig in seinem Leben ist ihm Ge- sundheit. „Von den Drogen bin ich weg, ich trinke meine 2 Bier am Tag, das wars.“ Das ist keineswegs normal. Elvis ist 63 Jahre alt, seit er 36 ist ist lebt er auf der Straße. 1968 war er wegen dem Blinddarm im Krankenhaus;“… seitdem war zum Glück nichts.“
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As life goes sometimes; thoughtfully I look at the advertisement poster of the cologne theatre „Dipleasure instead of poverty“ when suddenly a Cowboy comes round the corner. I follow him and get to know Erwin, but everyone calls him Elvis. Since 27 years he is a homeless person. He used to be a painter and his favorite actor is John Wayne. He sets great value upon his style of clothing; „Only because being homeless there is nor reason for running around sleazily.“ He anyway has some principles and is kind of a father figure for some of his homeless pals: „I listen to them, sometimes giving advice.“ Some runaway kids was brought back at home by him. In his life health is important. „I quit with drugs, I have my two beers a day and that was it.“ Thats not standard in this scene, of course. Elvis is 63 years old, since he’s 36 he lives on the street. 1968 he went to hospital with a bad appendix: „Luckily since then everything was ok.“
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Elvis erzählt vom „Gulliver“, einer Überlebensstation die unkomplizierten Ein- stieg in die Kölner Hilfskette für Obdach- lose bieten soll. Beim recherchieren stelle ich fest, dass mir wieder einmal die KISD begegnet; Servicedesign, hier bereits erwähnt bekommt ein sehr lebensnahes Gesicht. Studenten der Schule haben sich mit den Realitäten vertraut gemacht und versucht, adäquate Konzepte für Hilfe- und Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln. Die Würde der Obdachlosen hatte bei der Entwicklung Priorität. Elvis wäscht im Gulliver seine Wäsche, duscht, isst und trifft Freunde, erzählt er mir. Bei einer Projektreflektion der KISD sind das, wie man lesen kann, auch genau die Dinge auf die es den meisten ankommt.
Elvis tells about „Gulliver“, a survivalstation which is supposed to enable an uncomplicated access into the social opportunities in cologne for homeless persons. At my research again I come across the KISD-site; Service-design, already mentioned here, is getting a real face. Students of the school acquainted themself with the realities of the street-people and tried to figure out an appropriate concept for biulding up helpful social measures. The dignity of the users had priority in the development. Elvis washes his clothes at the gulliver, he eats, showers and meets his pals there. In a project review by the KISD this still are the most mentioned things, as it’s written in a report.

In Günter Wallraffs Reportage „Unter Null“ geht es um das Leben obdachloser Menschen in Deutschland. Im Winter 08/09 hat Wallraff sich selbst – getarnt, wie es so seine Art ist- unter die Obdachlosen bege- ben. Die sehenswerte Dokumentation gibt es in 5 Teilen auf youtube; auch Elvis ist kurz darin zu sehen. Wallraff hatte für eine kalte Nacht sein Lager neben seinem aufgeschlagen.
Elvis und ich stehen eine ganze Weile da und reden. Er erzählt ohne Vorwurf und Bitterkeit aus seinem Leben.
Immer wieder registriere ich erstaunt die skeptischen bis ablehnenden Blicke von vorübergehenden Passanten.
In Günter Walraffs documentation „sub-zero“ the live of homeless persons is in focus. At the winter 08/09 he himself lived the live of a man on the street for a while; he was masked, like he usually is during his researches. The well worth seeing documentation is unfortunately only in german, devided in 5 parts on youtube. Elvis is in it as well; in one cold night Wallraff camped right beside him.
Elvis an I are standing together for qiute a while, talking. He tells about his live without complaining or bitterness.
Again and again I notice amazed the sceptical and even deprecating looks of passers-by.

27 Comments

  • Anonym sagt:

    Ja – wenn Du "anders" bist – dann kommt das Lied von Niedecken/BAP zum Tragen:

    Ne schöne Jrooß ahn all die, die unfählbar sinn, vun nix en Ahnung hann, die ävver immerhin
    su dunn als ob, weil op Fassade, do stonn se halt drop.

    Anders sein darfst Du NUR , wenn Du : reicher, schöner, edler, status-behafteter ( etc.pp ad nauseam) bist… geht das Anders-Sein in die ANDERE Richtung – nada…

  • Anonym sagt:

    auch hier passt dieser spruch:
    wer sein leben selbst gestaltet,
    wird schnell für verrückt gehalten!

    hat mich arg beeindruckt, dieser lonesome cowboy und was du über ihn zeigst und schreibst!
    gruß von sonia

  • Anonym sagt:

    Hey Smilla,
    danke für diesen tollen Beitrag! Ich muss mir unbedingt auch noch Zeit für die Links nehmen, die du untergebracht hast.

    "Immer wieder registriere ich erstaunt die skeptischen bis ablehnenden Blicke von vorübergehenden Passanten."
    Den Fotos nach kann ich mir die ablehnenden Blicke überhaupt nicht vorstellen. Er sieht schließlich aus wie jedermann, nur dass er vlt eher ungewöhnliche Kleidung hat 🙂

    Ich habe mich gefragt, ob du die Leute bei der Pose für die Fotos irgendwie anleitest? Die Leute machen häufig einen so offenen Eindruck, wie nimmst du ihnen die Angst vor der Kamera?

    Du bist seit dem Beitrag auf Stylespion in meinem Reader, freue mich immer über die kleinen Einblicke in das Leben und den Kleidungsstil anderer Menschen, mach weiter so!

    Viele Grüße und einen wunderschönen ersten Mai, Judith

  • Anonym sagt:

    Ein faszinierender Mensch!

  • smilla sagt:

    @judith; ich bin mir auch nicht sicher, dass die komischen Blicke kamen, weil er wie ein Obdachloser aussieht. Aber anders ist er eben, und das reicht wohl schon. Ich hab auch nicht etwa extra drauf geachtet, aber irgendwann hat bei mir das Bemerken und Wundern eingesetzt.
    Und , nein, ich leite die Menschen nicht an. Außer jemand steht vielleicht sehr unvorteilhaft da; dann sag ich schon mal was.
    Schön, dass dir mein Blog gefällt! 🙂

    @wildgans; ja, das sit auch definitiv eine Begegnung an die ich oft denken werde.
    Der Wallraff Film lohnt sich übrigens sehr!

  • rebhuhn sagt:

    @smilla & judith
    vielleicht 'kennen' ihn auch viele und wissen, daß er 'ein obdachloser' ist? …

    jedenfalls danke für die youtube-videos, smilla, ich habe schon die beiden ersten teile gesehen – sehr beeindruckend. und anders, als ich dachte. nach dem packen gucke ich weiter.

  • Liisa sagt:

    "Immer wieder registriere ich erstaunt die skeptischen bis ablehnenden Blicke von vorübergehenden Passanten."

    An dem Satz bin ich auch hängengeblieben. Ich hätte unter Umständen auch genauer geschaut aber eher wohlwollend, was das wohl für ein interessanter Typ ist!

    Ansonsten denke ich mir, dass man in 27 Jahren auf der Strasse sicher sehr sehr viel Lebenserfahrung ansammelt!

    Dir einen wunderbaren 1. Mai und natürlich einen schönen Mai überhaupt!

  • Anonym sagt:

    Das er Alkoholiker ist, wird dann auch wohlwollend überlesen…

  • Anette sagt:

    …vermutlich wäre ich auch gegen eine Laterne gelaufen, wenn ich euch 2 gesehen hätte :-)))
    Von dem Herrn geht eine irre Fazination aus – und mir ist es total schnuppe, ob er obdachlos ist, 2 Bier am Tag trinkt …
    Da sind mir Banker der obersten Liga beim Cocktail trinken dubioser:-)
    Herzlichst, Anette

  • my choice sagt:

    für seıne 63 jahren sıeht er ganz schön fit aus und respekt das er von drogen weggekommen ıst und das obwohl er obdachlos ist. ich fınde es toll das er sıch um dıe anderen menschen kümmert und nicht eınfach eın ıgnorant ıst. denn wenn man selbst ın schwıerıgen situation ıst neıgt man eher dazu haerter zu seın…
    ıch denke das dıe leute so offen sınd lıegt daran weıl du so bıst. ıch kenne dıch nıcht aber du machst dıesen eındruck:=)

    lg,

  • Anonym sagt:

    Lustig wie faziniert jetzt alle von den Obdachlosen sind…statt den dubiosen Bänkern…hä? Aber im Alltag dann doch'nen Bogen rumgehen, Sorry, aber der Mann sieht doch nicht gut für sein Alter aus?!?

  • smilla sagt:

    @anonym; Was du mit dem ersten Satz wohl sagen möchtest ist mir unklar.

    Ansonsten kann ich nur sagen, dass "für sein Alter gut aussehen" nicht das Kriterium ist um das es geht. Nicht bei diesem Post, nicht in diesem Blog und im Leben, wennn ich das mal so pathetisch sagen darf, auch nicht. Und schon gar nicht mit dem Unterton der zu verlangen scheint, dass man für sein Alter gefälligst gut auszusehen habe.

    Und weil es mir gerade wieder mal unangenehm auffällt; mit "Anonym" spricht es sich nicht gut.

  • Pia B. sagt:

    smilla, deine fotos, deine idee, dein interesse, die menschen, die du fotografierst: toll. bin beeindruckt. habe schon öfter hier gestöbert und finde es sehr interessant, dass es hier um das outfit von menschen geht und dabei überhaupt nicht oberflächlich ist. das halte ich für einzigartig. freue mich auf mehr …
    pia.

  • smilla sagt:

    @mychoice; vielen Dank für deine netten Worte; ich freu mich sehr darüber!

    @Pia B: Danke..danke!! 🙂 schön das zu hören!

  • Anonym sagt:

    Wenn ich obdachlose Menschen sehe, werde ich immer ganz traurig…und ja, da muss ich 'Anonym' recht geben, es sind auch immer die vielen Flaschen die mir ins Auge fallen. Mit dem Alkohol hat ja wohl auch irgendwann mal der ganze Spuk angefangen…
    Vile Grüße
    MIMI

  • yael sagt:

    ein toller "fang", den du da gemacht hast. regt doch sehr zum nachdenken an. besonders in bezug auf die abwehr-reaktion des anonymen schreibers. was das gut aussehen betrifft: wäre dieser mann ein amerikanischer autor oder schauspieler, wäre er absoluter kult, und seine lebensspuren wären substantieller bestandteil seiner gesamtperformance. rein optisch meine ich. da er aber ein deutscher obdachloser ist, wird ihm genau dies zum negativen ausgelegt.
    so ist das halt mit den verschiedenen brillen, die wir aufsetzen. wehe, etwas paßt mal nicht. ein obdachloser, der cool aussieht, einen bestimmten blick im gesicht hatund vielleicht etwas an sich hat, das der un-geneigte betrachter vielleicht auch gerne hätte, aber nie haben wird…das kann schon mal wütend machen…

  • Steph sagt:

    Another great character! Wowww thanks for sharing!

  • smilla sagt:

    @yael; als ich ihm hinterhergelaufen bin dachte ich auch genau das kurz; könnte auch ein Musiker sein. Das lag vielleicht auch enorm schwungvollen Gang, den er hatte.

    @Mimi;
    das wird in der Walraff doku ganz gut sichtbar finde ich; dass es auch viele gibt, denen man es nicht sofort ansieht, bzw, dass man den Blick auch über die Flaschen bekommt, und wirklich mal hinsieht.

  • Mim sagt:

    I don't believe anything like "Gulliver" exists in the United States. Germany is way ahead of us in social programs!

  • smilla sagt:

    @Mim ; so it's even more interesting that th film that is mentionened in the post is blaming some of the social stations for too much bureaucracy.
    Like there's noone at midnight to help people in wintertime.
    I think there is alot of work to do; all over the world. Too bad you couldn't watch the documentary I was writing about in my next post. I think you really would like it.

  • Anonym sagt:

    Eindrucksvolle, sehr schöne Photos wieder einmal.
    Skeptische und ablehnende Blicke kenne ich übrigens auch – dazu muß man nicht notwendig obdachlos sein.

  • Anonym sagt:

    ch muss mich hier mal @anonym zuwenden. Was ist das denn für eine Verallgemeinerung: "…Lustig wie faziniert jetzt alle von den Obdachlosen sind". Hier sind die Leser erst mal nur von diesem Obdachlosen fasziniert. Ich auch. Mich fasziniert seine majestätische Erscheinung und vieles mehr. Und falls du im Alltag einen Bogen um Obdachlose machst, täte mir das sehr leid für dich. Es sind Menschen, die aus unserer Gesellschaft rausgefallen sind, aus unterschiedlichsten Gründen, oft mit sehr tragischen Geschichten. Es steht uns nicht zu, sie zu verurteilen. Nimm dir doch mal den Mut, und unterhalte dich mit dem Einen oder Anderen.

  • Anonym sagt:

    Da kann ich nur sagen "Hut ab" vor so einem Sympathischen Menschen!

  • feli sagt:

    Als "Anonym" traut sich ja jedermann viel im Internet zu schreiben.
    Dieser spezielle Obdachlose macht einen sympathischen Eindruck, zumal er ja auch, wie er selbst sagt, auf sein Äußeres achtet (dank dieser Organisation, wo er waschen und duschen kann). Er muss schon ein guter Überlebenskünstler sein, um so lange auf der Straße überlebt zu haben.

    Und die zwei Bier am Tag … bei einem Arbeitslosen oder Obdachlosen kommt immer gleich "igitt, dreckiger Alki" … dass viele Arbeitstätige (vor allem im Handwerk, aber auch in vielen höheren Gesellschaftsschichten), sich auch regelmäßig, oft täglich, ihre 1-2 Bier oder einen Whiskey abends genehmigen, wird dabei übersehen. Diese Leute sind dann genauso Alkoholiker, aber die arbeiten ja. Die haben es ja "verdient", oder wie? Alkoholismus is eine viel zu wenig betrachtete Krankheit in unserer Gesellschaft, oft wird man sogar seltsam angesehen, wenn man keinen Alkohol trinken möchte. Reaktionen wie "Musst du noch fahren?" oder "Bist du schwanger?" hab ich oft bekommen.

    Achja, Aussehen im Alter: Raucher sehen viel schneller älter aus. Es ist aber auch Veranlagung. Drogenmissbrauch, egal wie kurz, zehrt auch am Aussehen. Ist nun mal leider so. Außerdem sind Altersspuren doch nix Abnormes oder Unschönes. Jeder altert, früher wurden Falten und graue Haare als ein Symbol von Würde und Weisheit betrachtet.

    LG
    feli

  • Anonym sagt:

    Echt sehr schöne Bilder die sehr viel Aussagen über den tollen Mann den ich persönlich kenne und großen Respekt habe..

  • smilla sagt:

    vielen Dank! ich frage mich, wie es Elvis geht, ich habe ihn den ganzen Winter nicht gesehen. Weisst du das?
    lg smilla

  • Mietze sagt:

    Hallo,
    als ich etwas jünger war und die Probleme daheim nicht so ei fach waren verzog ich mich auch oft nach der schule zum Kölner Dom da meine schule in der nähe war.
    Elvis war und ist nich immer mein Platten Papa auch wenn ich ihn seit mehr als 3Jahren nicht mehr gesehen habe. Mit ihm konnte man über Gott und die Welt reden und dies gefiel mir soo an ihm er hat immer ein Auge auf uns gehabt wenn wir mal wieder am Wichenende durch Köln HBf schländerten und etwas tranken und wenn etwas war wussten wir immer wo sein stamm platz war am dom. Man wird älter aber jedes mal wenn ich Elvis im tc oder wie auf dieser Seite hier sehe muss ich grinsen er ist ein wundervoller mensch <3

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