Fragen und Antworten

„So steh ich oft da.“ kommentiert Anja sich selbst, während ich sie fotografiere. Sie steht ganz gerade und mit leichter Körper­spannung, das Gewicht auf beiden Füßen. Fast reckt sie sich insgesamt ein wenig nach oben. Dabei wippt sie ganz leicht auf und ab. Ich frage, was sie mit dieser Körperhaltung verbindet:  Anja erzählt, dass ihr diese Art zu stehen ganz vertraut ist und dass sie schon so stand, als sie noch jung war. Nun ist Anja ja immer noch jung. ‚Also meint sie wohl ganz jung‘, denke ich und frage sie, ob es ihr beim Fragen hilft eine so altvertraute Haltung einzunehmen.
Denn das Fragen ist ein wesentlicher Bestandteil von Anjas Beruf. 
Anja ist Radio-­ und Fernsehmoderatorin und dass nicht sie die Fragen stellt, sondern statt­dessen meine beantwortet, liegt daran, dass sie mich schon vorher befragt hat. Klingt verwirrend? Ist es nicht; man könnte auch sagen, treffen sich zwei Frauen mit Mützen und befragen sich ge­genseitig. Heraus kommt dabei ein kurzer Fernsehbeitrag für EINSWEITER und ein kurzer Post in diesem Blog.
Weiter gehts, bitte hier entlang…
„That’s how I’m standig very often“ Anja comments on herself while I take photos of her. She stands straight up with a light tension in her body, putting her weight on both legs. She’s almost turning upwards with her body, bobbing slightly up and down. I ask her what this posture means to her: Anja tells that it is quite familiar to her to stand like this, that she’s used to it since she was young. Though Anja is still young: ‚She probably means very young‘, I think to myself and I ask her, if standing this way helps her asking questions.
Asking questions, that’s to say, is a main part of Anjas work. She’s a Radio- and TV-host, and that she’s not the one who is asking questions at the moment and instead is answering mine is caused by the reason that she has interviewed me before. Sounds confusing? It shouldn’t; let’s say it like this: two women with woolen caps meet to interview each other. The result is a brief contribution on TV and a short post for my blog.
Read more, please follow…

Meine Frage zum inneren Halt durch die Art des Stehens kann Anja übrigens gar nicht so leicht beantworten: „Da muss ich mal drauf achten…“ sagt sie und scheint den Blick schon interessiert nach innen zu richten.
Ich stelle vielen Menschen viele Fragen für diesen Blog, und es ist interessant mit jemandem zu sprechen dessen Arbeit ähnlich ist: im Gegensatz zu mir kann Anja allerdings nicht frei nach Tageslaune ent­scheiden, ob oder wen sie zu welchem Thema gerne befragen möchte. Mich interessiert, wie sie damit umgeht, wenn sie ihr Gegenüber nicht mag oder eine sehr kritische Haltung in sich trägt: „Das sind dann oft die interessantesten Interviews, weil eben nicht alles so glatt und einfach ist.“ Allzu oft passiert ihr das allerdings nicht; die Sendungen für die sie arbeitet sind eher geprägt von wohlwollendem Interesse am Tun und Schaffen anderer. Schwierig sei es für sie eher, wenn sie nicht wirklich an ihr Gegenüber heran­kommt: „Einmal habe ich einen Comedian interviewt und der war die ganze Zeit in seiner Rolle.“ Erst später, als die Kamera aus war, habe er sich als Privatperson ge­zeigt.
My question about finding inner stability by the way of standing on ones feet isn’t that easy to answer for Anja, by the way: „I have to put some attention on this …“ she says and seems to start considering it promptly.
I usually ask many people a lot of questions for this blog and it’s interesting to talk to somebody whose work is so similar: in contrast to me Anja isn’t free to follow her daily mood to decide whom she wants to ask for which topic. I’d like to know how she handles the situation, if she doesn’t like her interview-partner of if her attitude is very critically: „Often these are the most interesting interviews, for the reason that it’s not that easy and smooth.“ Certainly this doesn’t happen too often; the programmes Anja is working for are mainly putting a friendly focus on the work and creativity of people. It’s more difficult to her if she can’t reach the person she wants to introduce: „Once I tried to interview a comedian, but he constantly kept playing his role.“ Only when it was over and the camera was turned off he appeared as a private person.

Fragen gestellt zu bekommen und dabei obendrein von einem – wenn auch über­schaubaren – Fernseh-Team  umzingelt zu sein, das ist auch für Anja nicht alltäglich. Meine letzte Frage kommt mir über­raschend in den Sinn, ohne eine inhaltliche Anbindung an unser Gespräch zuvor: „Wobei kannst du dich wirklich entspan­nen?“ „Mit meinen Kindern, wenn ich mit denen spiele oder male, das kann ich 3 Tage am Stück machen, dabei bin ich total entspannt.“
To be the one who is interviewed and, in addition, to be watched by a – although manageable – TV-crew isn’t an all-day-routine to Anja. My last question crosses my mind surprisingly, not tying on the talk before: „How do you relax best?“ „With my children, playing or drawing with them, I could do that for days, then I’m totally relaxed.“

14.03.2013

8 Comments

  • Anonym sagt:

    Oh, was für eine tolle Fernseh-Reportage und was für eine klasse Idee, den Spieß umzudrehen. 🙂 Toll gemacht!

  • Anna sagt:

    Schöner Fernsehbeitrag; treffend gesagt, das mit der "Notwehr"!

    Anja bzw. alles, was ich hier von ihr sehe und lese, ist mir spontan sehr sympathisch! Dass Comedians (manchmal auch Schauspieler, finde ich) in Interviews nicht aus ihrer Rolle herauskommen (wollen!?) denke ich auch mitunter.

    Danke, dass Ihr beiden hingegen im Wechseln der "Rollen" so flexibel wart!

    Sehr spannend auch die Frage nach der (eigenen) Körperhaltung und was diese einem/einer auch innerlich gibt!

  • Stefanie sagt:

    Liebe Smilla,
    habe mir eben den Fernsehbeitrag angesehen: Sehr schön geworden! Und Dein dazugehöriger Post komplettiert das Ganze zu einem schönen Gesamtbild…

    Herzlich
    Stefanie

  • I added your blog to my Pinterest board!

    Greetings from the Netherlands,
    DzjieDzjee

  • Oona sagt:

    Schön, die beiden Seiten eines Treffens und die Möglichkeit der verschiedenen Medientypen nebeneinander zu sehen. Gerade sah ich den Fernsehbeitrag und kann dann lesend und mit der Fotografie Deine Seite des Treffens anschauen.

    Das Du Deine Kamera fast immer dabei hast finde ich beeindruckend. Hat diese Kamera und das …ja "monströse" (lach) … Objektiv kein großes Gewicht?

    Ich habe mich ja mal schlau gemacht, was ich für ein Objektiv ich für meine Olympus E-520 bräuchte, um solche Fotos von Menschen zu machen, wie Du sie machst. Habe der Fachfrau einfach deinen Blog gezeigt. Über diese Geldausgabe muss ich noch nachdenken…
    Herzlichen Gruß aus Bremen
    Oona

  • Anonym sagt:

    "…das es ganz schön viele ganz schön gute Menschen gibt." Hoffentlich lesen/hören viele Menschen diesen Satz. 🙂

  • Zabaione sagt:

    ja, sehr schön, ich habe sie eben noch im Fernsehen gesehen :-)!

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