Einer für alle, alle für einen

Es gibt in Köln nur noch zwei Schorn­steinfeger, die Zylinder tragen und Olli ist einer davon. Er hält damit an einer Tra­dition fest, die für ihn von Bedeutung ist, ganz einfach weil er Traditionen wichtig findet. Seine Freundin, die mit Kind und einem Windelpaket, das er eben noch getragen hat,  beim fotografieren zusieht, sagt: „Das ist eben Olli, wäre er Bäcker, würde er auch die Tradition aufrecht erhalten.“ Bäcker wollte Olli aber nicht werden, und Schornsteinfeger eigentlich auch nicht: „Ich wollte KFZ-Mechaniker werden, aber das hat nicht geklappt. Mein Onkel, der hat ’nen Kiosk in Nippes, und da hat oben drüber ein Schornsteinfeger­geselle gewohnt.“ So kam es, dass Olli erst mal ein Praktikum gemacht hat: „Ja, und dann hat mir das irgendwie ziemlich gut gefallen da.“ Olli ist 24 Jahre alt, seit 5 Jahren trägt er die Kluft der Kaminkehrer. Ich frage ihn ob er oft angesprochen wird, weil es ja angeblich Glück bringt einen Schornsteinfeger zu treffen: „Jaa, das passiert irre oft. Die Leute wollen angefasst werden, oder selbst anfassen, alles mögliche.“
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In Cologne only two chimney sweepers are still wearing the silk hat, and Olli is one of them. He keeps to this old tradition, because traditions are of importance to him. His girlfriend, standing beside us with a child and a package of diapers, which he was carrying before, says: „That’s Olli. If he was a baker he would keep up the traditions as well.“ But Olli didn’t want to become a baker, he didn’t even plan to become a chimney sweep: „I wanted to become a motocar mechanic, but it didn’t work. My uncle is running a kiosk in Nippes, and a chimney sweep was living at the appartement above it.“ So Olli took his chance to absolve a traineeship: „And after a short while I thought, this would fit for me.“ Olli is 24 years old, he wears the dress of the chimney sweepers since five years. I ask him, if many people approach him for the reason that meeting a chimney sweep is supposed to bring good luck: „Oh yes, that happens very, very often. They want to touch me, or they ask me that I touch them, all kind of stuff.“
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Auf den goldenen Knöpfen seiner Kluft, die zu berühren übrigens besonders glück­verheissend sein soll,  steht der Leitspruch der Schorn­steinfegerzunft: Einer für alle, alle für einen. „Das gilt so heute aber leider nicht mehr überall.“ sagt Olli. Überhaupt befindet sich der Beruf im Wandel; heutzutage verbringt ein Schornsteinfeger weniger Zeit auf dem Dach, als es zu Zeiten der Kohleheizung noch üblich war, und viele Schornstein­feger bieten inzwischen auch Energie­beratungen an. „Emission, Brandschutz, Umweltschutz.“ zählt Olli auf, als ich ihn frage, worin der Kern seiner Arbeit liegt.

Zwei französische Filmemacherinnen haben einen Berliner Schornsteinfeger auf ganz wunderbare Weise im bewegten Bild portraitiert:

The golden buttons of the uniform, which have the reputation of bringing extraordinary good luck, carry the motto of the chimney sweepers guild: All for each and each for all. „But nowadays that’s not common anymore.“ The tasks of chimney sweepers have changed anyway, since heating by coal is out; in these days a chimney sweeper spends less time than before on the rooftops. „Emmission, pollution control, fire prevention.“ says Olli, when I ask him after the root of his job.

Two french film-makers produced a very nice portrait of a chimney sweaper of Berlin:

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Norbert, a chimney sweep in Berlin from A PROJEKT on Vimeo.

Was für Olli persönlich wichtig ist im Leben, frage ich ihn: „Zufriedenheit, dass man mit sich zufrieden sein kann. Man muss schon in sich selber gerade sein.“ Ich finde, er macht einen sehr zufriedenen Eindruck, und das sage ich ihm auch. Er lacht und antwortet: „Na, kein Wunder bei der Frau.“ 
I ask Olli what he personally considers important in life. „Contentment. To be content with oneself. You need to be honest within yourself.“ To my mind he seems to be very contented. „No surprise, with this woman.“

16 Comments

  • Anna sagt:

    Wolltest auch Du ihn berühren, Smilla?

    Zu gern hätte ich ihn in seiner Kluft und mit dem Windelpaket gesehen! 😉

    Dass der Satz "Einer für alle, alle für einen." aus der Schornsteinfegerzunft kommt, wusste ich auch noch nicht. Interessant!

    Mal kurz meinen Bildschirm berührend grüße ich herzlich!

    Anna

  • smilla sagt:

    Anna, aaaach, du hast so recht, ich bin so dummm, natürlich hätte er es halten sollen. Ich kann zu meiner entschuldigung nur sagen, ich hab sie aus einem drogeriemarkt kommen sehen, und dann war das Paket irgendwie sofort weg…
    danke für den hinweis und besten gruß zurück
    und nein ich hab ihn nicht berührt, auch nicht seine Knöpfe, ich glaub mir war einfach sehr, sehr kalt 🙂

  • Cindora sagt:

    Ich glaube einer meiner liebsten Beiträge.
    Ich finde Traditionen kommen in Deutschland immer viel zu kurz, deswegen versuche ich persönlich immer mal wieder welche aufleben zu lassen. zB wenn ich im Mai heirate.

    Du hast recht, Olli sieht wirklich zufrieden aus 🙂 Das sieht man ja leider fast so oft wie die Traditionen in Deutschland. Ich hoffe mehr von den zufriedenen Menschen sehen zu können! 🙂

  • Die Tradition … ich finds gut, dass er daran so festhält. Letztendlich ist es ja auch ein Stück Kulturgut, das dabei aufrecht gehalten wird. Mein Mann ist gelernter Zimmermann, leider war er nie auf der Walz. Aber seine Zunftkluft hat er immer getragen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er umgeschulen (Zimmermann ist ein Knochenjob), aber seine Kluft von damals haben wir immer noch – auch wenn er schon lange nicht mehr reinpaßt ;).

    Beste Grüsse Doris

  • Ach, so ein glücklich lachender Schornsteinfeger!
    Der bringt schon Glück, wenn man ihn nur am Computer ansieht.
    Man merkt ihm auf deinen Fotos richtig an, dass er auch von innen heraus strahlt.
    Den Zylinder finde ich einfach super, mir gefällt es immer ausgesprochen gut, wenn man heute noch Menschen trifft, die schöne alte Traditionen aufrecht erhalten.

    Liebe Grüße vom Bodensee von Sandra und Bruno dem Wuff

  • mona lisa sagt:

    Ist das der schwarze Mann, mit dem mir in meiner Kindheit immer Angst gedroht worden ist? Ich hätte die schwarzen Männer genauer ansehen sollen 😉

  • Das Glück übertragt sich bestimmt auch über Die Kammera!
    LG Anja

  • klickerklacker sagt:

    ich hab auch den Bildschirm berührt…ich dachte immer, das wäre ein Musketier Spruch??…nun.gut,viel Glück!

  • Anna sagt:

    Smilla, vielleicht triffst Du eines Tages seinen Kollegen, den anderen mit der Kluft, meine ich, und vielleicht hat der auch ein Kind (und ein Windelpaket) – dann kannst Du das ja nachholen ;-)! Würde mich freuen :-)!

    Beste Grüße wiederum – und ganz viel (innere und dadurch äußere) Wärme!

    Anna

  • Das ist aber toll! Unser Schornsteinfeger trägt auch den Zylinder. Das finde ich ganz klasse.

    LG von Juliane

  • Smithee sagt:

    Mal wieder ein toller Artikel mit schönem Video. Hat mich an die vielen fröhlichen Schornsteinfeger aus meiner Kindheit erinnert:
    http://youtu.be/HKSPxsX4MDM

  • smilla sagt:

    smithee, haha, super, danke

    Step in time…Mary Poppins…

    Klickerklacker, ja, von den Musketieren hat Olli auch gesprochen in dem Zusammenhang

    Doris, niemals wegtun, das gute Stück!! Kulturgut, jawohl, da sagst du was wahres.

  • Oona sagt:

    Das die Knöpfe so glänzen bei all dem Russ.

    Mir gefiel der Spruch "Einer für alle und alle für einen" schon immer sehr gut. Und hier sieht man, das TV "dumm" macht – besonders Filme aus dem amiland- und Blog lesen bildet.
    Nix mit Muskel-Kater und so :O)

  • Duck sagt:

    I do love how in Germany some people still wear traditional uniforms for their professions. Nobody does this in the UK anymore…

  • Ulrike sagt:

    "Bei der Frau"… Jetzt wäre ich aber neugierig auf die Frau! :-))

  • rebhuhn sagt:

    daß ein so junger mensch [schon] so zufrieden ist und solche dinge sagt, find' ich obersuper. schöner start in den tag!

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