Edwardians

Als Nick 32 Jahre alt war ist ihm auf­gefallen, dass er sich sein ganzes Leben lang mehr oder weniger gleich angezogen hat: „Baggy Jeans und T-shirts.“ Dieser plötzlich ins Blickfeld gerückte Umstand hat ihm nicht behagt und so dachte er bei sich, es wäre an der Zeit etwas zu ver­ändern. Aber alles was er in den Geschäf­ten an aktueller Männermode vorgefunden hat entsprach nicht recht seinem Ge­schmack: „Mir hat davon wirklich gar nichts gefallen.“ Also hat er seine Suche etwas ausgedehnt und schließlich eine vestimen­täre Zeitreise angetreten, die ihn zu den Anfängen des 20 Jahrhunderts geführt hat. In der Ära der Edwardians, lokalisiert im Zeitraum zwischen 1900 und 1910, hat Nick sich, zumindest was die Kleidung angeht, wiedergefunden: „Es ist, als hätte ich was das angeht erst mein wahres Selbst ent­deckt.“
When Nick turned 32 he suddenly realized that he had been dressing more or less the same way for almost his whole life: „Baggy jeans and T-shirt.“ This circumstance he suddenly became aware of didn’t please him very much, and so he thought to himself it was about time for a change. But what he found offered in the shops as cutting-edge fashion for men didn’t please him either: „I didn’t like it at all.“ So he spread out his search a bit and finally he started kind of a clothing time travel back to the early 1900s. The era of the Edwardians, located from about 1900 to 1910, appeared to him as a well opportunity, at least concerning clothes: „It’s like I somehow found myself by getting dressed like this.“

Die richtige und passende Kleidung zu finden erfordert einen gewissen Aufwand: „Es gibt verschiedene Online-Plattformen, wo man historische Kleidung bekommt. Einiges finde ich auch bei Ebay.“ In Lewes, einem kleinen Ort in der Nähe von Brighton gibt es einen Laden der Kostüme an Filmproduktionen vermietet, erzählt Nick: „Aber dort kann ich auch immer mal etwas kaufen. Außerdem kann ich auch selbst Sachen umändern, Hosen zum Beispiel.“ Ich erzähle Nick von Florian, der aufgrund seiner Kleidung keineswegs nur positive Rückmeldungen bekommt: „Oh ja, das kann ich mir vorstellen. Hier in Brighton ist es leicht, da kann wirklich jeder herumlaufen wie er will, ohne dass irgendjemand ko­misch guckt. Das ist aber nicht überall in England so. Und hier gibt es auch immerhin einige, die diesen Stil teilen.“
Nick arbeitet auf Freiwilligen-Basis im Museum: „Ich bin gerade arbeitslos. Aber ich würde gerne fest in einem Museum arbeiten, ich meine, das wäre wirk­lich phantastisch.“
To find the right clothes requires quite a deal of effort: „There are some online-platforms providing historical clothes.  And I find some stuff at ebay, of course.“ In Lewes, a small village close to Brighton, is a shop which rents historical costumes to film-companies, Nick tells: „There I can buy things from time to time, as well. And I do some alterations myself, pants for example.“ I tell Nick about Florian, who doesn’t always get an easy feedback caused by the way he’s dressing himself: „Oh yes, I can imagine. I mean it’s easy in Brighton, for the reason that really everybody can look like he want’s to,  and people won’t stare at you, anyway. But it’s not like that everywhere in Britain. And here are at least some who share this style.“
At the moment Nick works at the museum as a volunteer: „In fact I’m unemployed at the moment. I’d like to find a job in a museum, I mean, that would be really great!“

30.04.2012

5 Comments

  • Anonym sagt:

    Traumhaft, ich finde sowas wunderbar. Seit ich mich in der Gothic-Szene nicht mehr recht zu Hause fühle, laufe ich auch hauptsächlich in Jeans herum. Aber ich vermisse ein wenig das Gefühl, mich über meine Kleidung auszudrücken. Und dieser Stil des frühen 19. Jahrhunderts strahlt wirklich etwas aus… ich weiß nicht genau, was. 🙂 Vielleicht das Gefühl einer Zeit, in der die Beschleunigung des Lebens gerade erst einsetzte und man noch an den stetigen Fortschritt der Menschheitsgeschichte glauben durfte…? Auf jeden Fall hat es Stil, Geschichte und Charme. 🙂

  • Klickerklacker sagt:

    ich mußte natürlich sofort an Florian denken, und daran, dass es bestimmt leichter ist, in England so angezogen zu sein, als hier…warum denk ich das bloß?
    32 und arbeitslos ist wahrscheinlich wirklich kein Spaß…

  • Oona sagt:

    Lächelnd finde ich ihn schöner.
    :O)

  • Wolfram sagt:

    Edwardian – das ist der Beginn des 20. Jahrhunderts, die Jahre, die unaufhaltsam in den 1. Weltkrieg münden. An den Fortschritt glaubte man allerdings unbeschränkt, aber die Beschleunigung des Lebens hatte schon längst eingesetzt. In England liefen seit einem Jahrhundert überall Maschinen und Fabriken, die Eisenbahn hatte längst die 100 km/h überschritten, und auch dem Kraftfahrzeug wurde in jener Zeit die Langsamkeit abgewöhnt und der Red-Flag-Act aufgehoben, der vorschrieb, daß vor dem Automobil ein Mann mit roter Fahne zu laufen hatte.

  • k l i ckerklacker sagt:

    @Wolfram: das mit den flaggen sollte man, meine ich, ganz schnell wieder einführen

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