The pirate in me

North Laine ist ein buntes und sehr leben­diges Viertel von Brighton, das nicht unwe­sentlich zum Zweitnamen London-by-the­sea beitragen dürfte. Hier treffe ich Runa, der es gelingt inmitten all derer, die sich von phantasievoll über eigenwillig bis re­tro-klassisch, und auf jeden Fall immer se­henswert, auszustaffieren verstehen, noch deutlich aufzufallen. Darum geht es ihr aller­dings gar nicht, wie sie mir erklärt: „Ich überlege morgens einfach, wie mir so zumute ist, und dann ziehe ich mich an, wie es mir gefällt.“
Runa arbeitet seit 9 Jahren bei der Müll­abfuhr, und zwar als einzige Frau in Brigh­ton: „So richtig, wie die Kinder es immer toll finden, mit hinten auf dem Wagen stehen und so.“ Als Runa ihr Studium abgebrochen hat brauchte sie Geld und so kam es dass sie diesen Job angenommen hat: „Ich mache das sehr gerne.“ sagt sie, „Ich mache schon lange die selbe Tour, ich kenne die Menschen in meinem Viertel und bekomme mit was passiert. Ich bin viel draußen und erlebe den Wechsel der Jahreszeiten. Das ist einfach schön alles.“ Morgens um fünf steht Runa auf, gegen zwei Uhr ist ihr Arbeitstag zu Ende und auch das gefällt ihr an ihrer Arbeit.
North Laine is a vibrant and most ragtag district of Brighton which possibly explains best, why Brighton is also called London-by-the-sea. Here I’ve met Runa, who caught my attention although I spotted her in an area where most people are dressed exceptional, fanciful or in a classic-retro-style. But dressing up to her is not about catching attention: „In the morning, when I get up, I simply wonder how I feel, and then I put on, what I like.“
Runa works as a dust woman since 9 years; and she’s the only dust woman in Brighton. „Just like the kids like it; standing at the back of the bin lorry.“ When Runa left the university she needed to earn some money, and so she found this job: „And I really like to do it.“ she says, „I’m doing the same tour since a long while, and so I get to know the people in my district, I know what’s going on there. I can see the seasons changing, I’m outside a lot. I really enjoy that.“ Runa get’s up at five in the morning and her work is done by around two o’clock. That’s another thing she likes about her work.

Runa ist in Brighton geboren: „I’m a  real Brightonian!“ sagt sie und ich frage ob sie darauf stolz ist. „Ja, denn es gibt gar nicht mehr so viele hier. Die meisten ziehen weg, dafür kommen andere her.“
Die Tattoos, die ihren Körper zieren, sind für Runa eine Art Schatz, den sie liebt und hegt: „It’s the pirate in me.“ sagt sie und lacht. Sie lacht ohnehin viel und auf meine Frage, was ihr im Leben wichtig ist antwortet sie: „Glücklich zu sein. Alles mögliche kann einen glücklich machen, es sind  die vielen kleinen Dinge jeden Tag.“
Runa was born in Brighton: „I’m a real Brightonian!“ she says and I ask if she’s proud of it: „Yes. Because there aren’t many of us left. Many young people are leaving for University, and a lot of others come.“
Her tattoos are like a treasure to Runa: „It’s the pirate in me.“ she says and laughs. She’s laughing quite a lot anyway, and on my question what she considers important in life she replies: „Happyness. There are so many things which can make you happy. All the little things that happen every day.“
01.05.2012

14 Comments

  • Elana sagt:

    Yeah, ungewöhnliche Frau. Und natürlich auch hier eine Stimme derer, die als Kind (und eigentlich bis heute) auch immer hinten am Wagen stehen wollte. ^^

  • Miss-Peacock sagt:

    da hat sie wohl recht !!! man muss einfach nur glücklich sein und alles im leben ein wenig positiv sehen !

  • Sally sagt:

    wow, what a pleasure to look at her!
    sie sieht umwerfen toll aus, so anders, so eigen und mutig, so farbenfroh.
    schön daß du runa für uns entdeckt hast!
    🙂

  • patricia.s sagt:

    Great personality!

  • Zachia sagt:

    Der letzte Satz war genau das was ich heute früh gebraucht habe !
    Mal wieder ein wunderbares Porträt einer interessanten Person.

  • Konzertheld sagt:

    Ein alter Mann, den ich am Strand traf und der glaube ich auch Ur-Brightoner war, meinte zu mir, das Schöne hier sei, dass wirklich niemand schief angeguckt wird dafür, wie er rumläuft. Das finde ich super, denn dann geht genau das, was Runa macht, morgens einfach das anziehen wonach einem ist. Schön dass du trotz deinen vollen Tagen noch Zeit hast die Menschen anzusprechen und zu fotografieren, das lohnt sich hier wirklich. 🙂

  • smilla sagt:

    Sally, danke 🙂 auch dass du in englisch geschrieben hast 🙂

    Konzertheld, ja, ich kann dir sagen, die Woche in Brighton hat mich aber auch echt müde gemacht, mannomann.
    Ich bin sehr gespannt ob du einen der alten Männer meinst, die ich am Strand getroffen habe? Dachte ich natürlich sofort!

    ich lese mit Begeisterung deine Brighton berichte und bin immer ganz ehrfürchtig wegen deiner Hostelbeschreibungen. Ich könnte das nicht.
    Und ja, du hast recht, es gab so viele interessante, auffällige und neugeirigmachende Menschen, dass ich manchmal dachte, ich könnte auch einfach nur so stehen bleiben und immer den nächsten der kommt ansprechen.

  • Oona sagt:

    Das mit der "Piratin in mir" finde ich ganz famos auf den (Tatoo)-Punkt gebracht.
    Diese "rebellische" Seite in einer/einem auch zum Ausdruck zu bringen.
    Das kann ich irgendwie gut nachfühlen.

    Was ich mich allerdings frage: War es schon so warm in Brighton?? Sie ist so leicht bekleidet.

    Ich finde, Runa strahlt die pure Lebensfreude aus und ihren Stil "eigen". Das meine ich positiv.

    Bin so gespannt, was da noch so alles Englisches in den nächsten Wochen – evtl. – uns zu Augen kommt.

    Viele liebe Grüße
    Oona

  • smilla sagt:

    Liebe Oona, ich habe das Foto ziemlich genau eine Stunde vor meiner Abreise gemacht. An meinem letzten Tag war es so warm, wie Runa es vermittelt, ganz im Gegensatz zu der übrigen Woche…
    gr*

  • Oona sagt:

    Dann bin ich berühigt… das die junge Frau keinen Schnupfen kriegt :O)

  • Anna sagt:

    Ich muss an ein Müllauto denken, welches mir auf dem Weg zu meiner vorletzten Arbeitsstelle eine Zeitlang wirklich JEDES Mal, wenn es in der Gegend war, an ein und der selben Stelle begegnete, nämlich als ich eine Straße ohne Fußgängerampel überqueren musste, in die das Auto seinerseits biegen musste, und an der es wirklich JEDES Mal für mich gebremst hat. Eigentlich war es ja der Fahrer des Autos, der gebremst hat; viel stärker in Erinnerung ist mir aber die hinten auf dem Auto stehende Müllmännin, die ich – je öfter das passierte – immer mehr peinlich berührt anschaute angesichts der Tatsache, dass ich schon wieder ihren Weg durchkreuzte, und die mich jedes Mal sehr ermutigend anblickte und manchmal ein paar schnelle Worte mit mir wechselte. Sie wusste nichts davon, dass jene Zeit für mich eine teils sehr bittere war; trotzdem oder gerade deshalb hat sie jedes Mal mein Herz erwärmt und getröstet. Ich habe mich dafür nie ausdrücklich bedankt – und leider weiß ich dies alles nun nicht auf englisch zu sagen, bedanke mich aber sozusagen stellvertretend bei Runa: Thank you so much, Runa! Und bei Dir, Smilla! Danke, Du Liebe!

  • Konzertheld sagt:

    Besagten alten Mann traf ich an einer der Strandhütten am Strand Richtung Hove, so um Nummer 25 herum. Er stand dort mit seinem Auto und bereitete seine Hütte für einen neuen Anstrich vor.

    Was das Hostel angeht, ist Abhärtung alles. Bin bei Unterkünften generell sehr anspruchslos… dafür habe ich Respekt vor dir, weil du es so gut drauf hast, Menschen anzusprechen. Die paar, bei denen ich mich in Brighton getraut habe, haben mich sehr viel Überwindung gekostet.

  • Mim sagt:

    Ah, so you had at least one warm day in Brighton.

  • Mim sagt:

    Runa is an original.

    Leave it to you to find her.

    All the best from Boston . . .

Schreib mir!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© Smilla Dankert 2019 | Impressum | Datenschutz