Andy ist 68 Jahre alt und seit 1968 lebt er in Brighton. Er ist der Vorsitzende und gleichzeitig der Projektmanager des Fishing Museum, und in seinen Worten klingt das so: „I’m a Volunteer.“ Andy engagiert sich für die Gemeinde in der er lebt; das hat er schon immer getan, einfach weil er es wichtig findet. Er hat einen Lebenslauf, von dem er selbst sagt, dass der heute so nicht mehr möglich wäre: „Ich gehöre zu einer gesegneten Generation.“
Angefangen hat er als Werkzeugmacher in London: „Ich habe ein Handwerk gelernt, weil ich nicht gut lesen und schreiben konnte.“ Seinem augeprägten Interesse für Geschichte und Architektur hat er sich dennoch immer gewidmet und schließlich hat er die Chance bekommen diese Fächer an der Uni zu unterrichten: „Es fehlten damals einfach Leute, so kam das. Ich konnte immer noch nicht gut lesen und schreiben, aber an die Uni habe ich es trotzdem geschafft.“
Angefangen hat er als Werkzeugmacher in London: „Ich habe ein Handwerk gelernt, weil ich nicht gut lesen und schreiben konnte.“ Seinem augeprägten Interesse für Geschichte und Architektur hat er sich dennoch immer gewidmet und schließlich hat er die Chance bekommen diese Fächer an der Uni zu unterrichten: „Es fehlten damals einfach Leute, so kam das. Ich konnte immer noch nicht gut lesen und schreiben, aber an die Uni habe ich es trotzdem geschafft.“
Andy is 68 and since 1968 he lives in Brighton. He’s the Chair and Project Manager of the Fishing Museum. Andy himself says: „I’m a volunteer.“ He commits himself to his commune, and he always did, because he simply thinks this is an important thing to do. His life carreer is an interesting story and Andy says it wouldn’t be possible to happen like this in these days: „I belong to a blessed generation.“
First he became a toolmaker in London: „I wasn’t too good in reading and writing, so I decided to learn a handcraft.“ Nevertheless he applied himself to architecture and history, as well, which fascinated him a lot. Finally he even got the chance to teach these disciplines at the University: „There weren’t enough teachers, so they asked me. I still couldn’t read and write well, but anyway I made it to the University.“
First he became a toolmaker in London: „I wasn’t too good in reading and writing, so I decided to learn a handcraft.“ Nevertheless he applied himself to architecture and history, as well, which fascinated him a lot. Finally he even got the chance to teach these disciplines at the University: „There weren’t enough teachers, so they asked me. I still couldn’t read and write well, but anyway I made it to the University.“
Neben seiner Arbeit hat er sich auch politisch engagiert: als Kommunalpolitiker: „Wir haben einiges bewegt hier in Brighton.“ Die Torys hätten sich immer nur um ihre eigenen Belange gekümmert, erzählt Andy: „Ich bin Sozialist, ein old-school-Sozialist. Ich fand es immer wichtig, das kulturelle Leben zu fördern, eine Bibliothek zu bauen, Theater unterstützen, solche Sachen.“ Auch beim jährlichen Brighton-Festival hat er sich engagiert, nicht zuletzt in seiner Zeit als Bürgermeister, die er in einem Nebensatz erwähnt.
Weiter gehts, bitte hier entlang…
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Besides his work he was involved in politics, as well: as a community politician: „We actually achieved quite a lot here in Brighton.“ The Torys always have been busy in their self interests, Andy says: „I’m a socialist. An old-school-socialist. To me it seemed to be important to support cultural things, like building a library, supporting theatres, things like this.“ During his time as a mayor, which he only mentions casually, he was also commited to the annual Brighton Festival.
Read more, this way, please…
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„Das Schöne an Brighton,“ sagt Andy, „ist dass die Menschen hier sehr offen sind. Rassismus, Gender, Homosexualität, das war hier nie eine Frage. Es gibt hier nicht diese Vorurteile oder Verurteilungen.“ Andere auszugrenzen sei ganz leicht: „It’s an easy option.“
Seine eigene Familie musste Ausgrenzung erleben und Verfolgung befürchten. Deswegen ist Andys Großvater 1934 von Deutschland nach England geflohen. So etwas dürfe sich niemals wiederholen, sagt Andy und er äußert seine Sorge über den steigenden Zulauf, den rechte Parteien in europäischen Ländern verzeichnen können.
Seine eigene Familie musste Ausgrenzung erleben und Verfolgung befürchten. Deswegen ist Andys Großvater 1934 von Deutschland nach England geflohen. So etwas dürfe sich niemals wiederholen, sagt Andy und er äußert seine Sorge über den steigenden Zulauf, den rechte Parteien in europäischen Ländern verzeichnen können.
„The nice thing about Brighton is, that people are very open mined here,“ Andy says. „Racism, Gender, being gay, this has never been a question. You won’t find all these prejudices and judgements and exclusion. Exclusion – it’s an easy option.“
His own family had to witness exclusion and had to be apprehensive to be pusuited. So his grandfather decided to escape from germany in 1934, heading to Britain. This must never happen again, Andy says, and he tells about his worries about right-wing partys in Europe, which seem to get more popular again.
His own family had to witness exclusion and had to be apprehensive to be pusuited. So his grandfather decided to escape from germany in 1934, heading to Britain. This must never happen again, Andy says, and he tells about his worries about right-wing partys in Europe, which seem to get more popular again.
Das Wichtigste im Leben sei das Leben an sich, sagt Andy: „Ich kann das so sagen, nachdem ich quasi tot war.“ Vor einigen Jahren hat plötzlich sein Herz versagt: „Ich hatte wohl zuviel von allem, vom Rauchen, vom Arbeiten, vom Trinken. Ich habe es quasi herausgefordert.“ Rauchen tut Andy übrigens immer noch, oder wieder: selbstgedrehte. „Drehen ist Teil des Rituals.“
Während meiner Woche in Brighton habe ich Andy ein paar Mal gesehen, und immer hatte er eine Latzhose an. Seit einigen Jahren trägt er fast nichts anderes mehr, er hat sieben oder acht davon. Die, die er auf den Fotos trägt hat er vermutlich aus Amerika, ganz sicher ist er nicht: „Da sind die jedenfalls viel billiger als hier.“
Latzhose heißt auf englisch Dungarees.
The most important thing in life is to be alive, Andy says: „I can tell that, after being dead in a way.“ Some years ago he’s had a heart failure: „I’ve had too much of everything, I guess. Too much smoking, working, drinking. I mean, I asked for it in a way.“ Andy still smokes cigarettes, or maybe again: hand-rolled cigarettes. „To roll them is part of the ritual.“
During my week in Brighton I’ve met Andy several times, and I always saw him in his dungarees. Since a few years he hardly wears anything else and he has about 7 or 8 pairs of them. The ones at the photos might be from the States, he can’t remember: „But actually they are much cheaper over there.“
Sie steht Andy ganz wunderbar, the dungarees! Überhaupt sieht er überaus sympathisch aus! In meiner Patchwork family gibt es auch einen ehemaligen Werkzeugmacher. 🙂
Seine Lebens-Aussage finde ich sehr zutreffend und ich wünsche Andy, dass sein Herz nun noch lange und gleichmäßig schlagen möge!
Auch seine politischen Einschätzungen teile ich. In diesem Sinne wünsche ich auch uns allen hier in NRW klare Köpfe am Sonntag oder per Brief schon vorher gehabt zu haben!
Ein wunderschöner Blog mit viel Charakter ist das hier.. da werde ich gleich bleiben =)
Sonnige Grüße, und eine kleine Blume lasse ich hier.. VG Joy
toll. er trägt eine hose von dickies :D! und wahnsinn, daß er an die uni konnte… – magst du erzählen, wie/warum du ihn angesprochen hast?
rebhuhn, ich habe ihn gesehen und wusste sofort, dass ich ihn ansprechen wollte. Aber gerade in dem Moment war ich mit einem Greeter unterwegs; das ist eine ganz prima sache: einheimische zeigen einem Brighton. ich wollte natürlich nicht unhöflich sein…
Jedenfalls bin ich direkt danach wieder zurück, um den Mann in der Latzhose zu suchen.
Andy hat eine ganz besondere Art; etwas zwischen großer Ernsthaftigkeit und viel Witz. Auf mich wirkt das sehr beruhigend und ich habe mich sehr wohl bei ihm gefühlt.
anna, gehabt zu haben und gahabz zu haben werden. In diesem Sinne: wählen gehen.
auch wenn der Verdruß groß ist. Bei mir zum Beispiel.
Traumkirschen: danke sehr!
was für ein erfülltes und interessantes leben, man sieht ihm auch an dass er es (wieder) genießt. ein sehr schöner post!
liebe grüße von sabine
liebe smilla, wieder ein sehr schönes porträt! ich finde man sieht andy sein leben und auch seinen witz und das glück richtig an! es muss eine wohltat sein, in einer stadt (land) zu leben, in dem man so tolerant und ohne ausgrenzung miteinander umgeht. der rest vom leben ist schon schwer genug manchmal…trotz verdruss wählen MUSS sein, bei uns in der family diesmal ganz besonders, da unsere großen nun beide 18 sind (mein "zieh-und schiebsohn" 🙂 seit heute!!) und zum ersten mal dürfen…also, auf in ein spannendes wochenende, liebe grüße an dich!
Kann ich gut verstehen, dass Du das Gefühl hattest, ihn ansprechen zu sollen. Er macht auf den Fotos einen sehr liebenswürdigen Eindruck und ich finde es toll, was er mit seinen Mitteln aus seinem Leben gemacht hat. Wieder ein schönes Portrait! Danke!
Smilla, äh, "gehabt zu haben werden"? Zugegeben: ich war schon vorhin grammatikalisch etwas überfordert mit meinem eigenen Kommentar… soviel zum klaren Kopf… wie auch immer; ja: wählen gehen; oder wählen schon gefahren sein.
Liebe Smilla, eine tolle Geschichte. Ich finde es mutig von dir, das Thema anders anziehen von dieser Seite her zu interpretieren. Herzlich Ingrid aus kölle
Dornröschen, naja, das ist sicher auch nur eine wahreheit, es gibt sicher auch in Brighton, und in England sowieso noch ganz andere Ansichten, wo jede menge Ausgrenzung usw stattfindet.
Ich hatte das Gefühl Brighton ist ein bsischen wie Köln, die Leute sind so offen und zugänglich. Es ist alles sehr bunt im Stadtbild, allerdings auch viel unkonventioneller an vielen Ecken, da könnte Köln noch etwas nachlegen für meinen geschmack
Alpenstrick, welche seite meinst du denn?
Bin etwas spät mit meinem Kommentar, aber ich lese Deine Post nur wenn ich wirklich Zeit habe.
Hier finde ich die Überschrift sehr gelungen, denn ich habe ich gefragt: Was oder wer sind denn bloß Dungarees ???
Ja, ich denke, dass diese Generation einen großes Glück hatte sich berufliche und überhaupt zu entwicklen und auszuprobieren.
Heute ist der Gedanke vordergründig da: Hauptsache einen Job und Geld verdienen. Genügend Geld zum Leben. Weil es eben da draußen in der Welt nicht einfacher wird.
Andy hat so ein schöens Gesicht und es spricht. Wunderbar eingefangen, Smilla.
Obwohl mein Englisch begrenzt ist, so habe ich in der paar Tagen in Brighton genau das gespürt: Offenheit.
Ich liebe latzhosen! Werde aber in Geschäften oft mitleidig angesehen. So etwa führen wir nicht!!
Die letzten Jeanlatzhosen habe ich in Paris in einem Secondhandladen gekauft. Jetzt habe ich für ein paar Jährchen Ruhe.
Den könnte ich stundenlang anschauen!
Mona Lisa, ich liebe auch Latzhosen, leider sehe ich total beknackt darin aus 🙁
text-burger; das ist schön, dass du das schreibst. ich hätte stundenlang bei ihm sein können. Andy hat so eine seltene und wunderbarer Mischung aus lebendiger Ruhe, die ein bisschen ist wie heimkommen.
So wunderschöne Porträte!!
Dieser Mann hat Klasse.
♥ Franka