„Der Raum zwischen den Ohren“

…so heißt ein Kunstprojekt das Stephan Brenn 2009 gemeinsam mit zwei weiteren Künstlern realisiert hat. Diesen wunder­baren Titel hat er zwar nicht selbst er­sonnen, er benennt aber den Ort einer Ideenarena, was sag ich, einer sprudelnd reichen Gedankenstätte, der fein- und hintersinnige Virtuositäten scheinbar feder­leicht und definitiv höchst charmant entspringen: der Raum zwischen den Ohren des Stephan Brenn. (Ein Raum der aller­dings in beruhigender Kohärenz mit dem Herzen und auch dem Rest des Körpers verbunden scheint.)
Diese leicht verschraubte Satzkonstruktion, bzw. die Mitteilung des darin enthaltenen ist mir ein unbedingtes Anliegen, und ich will an dieser Stelle verraten: ich habe Sätze schon leichtfertiger in die Tastatur geklöppelt.
„The space between the ears“, that’s the title of an art-project of Stephan Brenn and two other artists. He didn’t invent the title himself, but it anyway mentions a very special space of ideas and creativity, an area of neverending inspirations which seem to occur with grate ease: the space between the ears of Stephan Brenn. ( a space which luckily seems to be connected with his heart and the rest of his body in a coherent way.)
To give this description is of  great importance to me; and I can tell that I’ve been writing sentences more carelessly than this one yet. 

Es ist nämlich so, dass der Herr Brenn für mich kein Fremder ist. Das inzwischen inflationäre Wort Freund möchte ich, auch aus Gründen der respektvollen Beschei­denheit, hier nun zwar nicht zur Prahlerei verwenden. Und doch verbindet mich mit Stephan eine Art der Freundschaft, die mir von einiger Bedeutung  ist, auch wenn ich mich möglichst selten melde. (eine meiner schlechtesten Angewohnheiten: mich selten nie melden.)
Weiter geht’s, bitte hier entlang…
For the reason that Stephan Brenn isn’t a stranger to me it is even harder to write about him. I don’t want to use the inflationary used phrase friend to boast of, and for the reason of respectful humble­ness. But in fact it is a way of friendship which is connecting us, eventhough I hardly ever show up. (one of my worst characteristics; to show up rarely never .)
Read more, please follow…


Trotz all der kleinen und großen Ideen, trotz seiner kurz- und langfristigen Projekte sagt Stephan Brenn von sich selbst, er empfinde sich nicht als inno­vativen Menschen: „Ich bin kein Neuerer.“ Das sei mal so dahingestellt; in seiner Kunst finden sich in der Tat zahlreiche Belege, dass er das Alte und Vorhandene zu schätzen weiß und in immer neuer Form und Weise würdigt. So fertigt er aus gefundenen und gesammelten Drähten und metallenen Dingen jeder Art seine Draht­zeichnungen: „Mich interessiert die zeichnerische Qualität dieser Objekte.“ Oben im Bild der Marketta-Kreis: sein jüngstes Werk, zu sehen im gleichnamigen Berliner Café.
In spite of all his great and little ideas, of all his  short- and long-term projects he would’nt call himself an innovative person: „I’m not an inventor“. I leave this undecided, but in fact there are quite some hints in his artwork, proving that he appreciates old and existing things, which he over and over again honors in more than one way. He tesselates old wires, which he found and collected, creating wire-drawings: „I’m interested in the graphical qualities of these objects.“ In the photo above: the Marketta-Circle, to be seen in a berlin café of the same name.

Stephan Brenn ist aber auch ein Licht-Illuminator: sowohl Drahtteile als auch Scherben oder andere Dinge aus Glas oder Plastik, liegengebliebenes und Utensilien jeder Art werden in fulminanter Weise mit Licht verbunden und in spontanen Kompo­sitionen projiziert; auf Hauswände, Kirchen, Mauern…
Eine seiner jüngsten Grandiositäten, jawohl Grandiositäten, ist das Projekt „Stephan Brenn liest Korrektur“. Heimat­lose Korrekturbänder elektrischer Schreib­maschinen finden eine neue Bestimmung: Stephan montiert sie auf gleichermaßen gefundene Postkarten und tut dann dies: er liest sie vor. Niemand kann sinnlosen Worten mehr kluge Weitsicht einhauchen als der Vortragende selbst, niemand wird glaubwürdiger und herzerwärmender dem zusammengestückelten Buchstabensalat eine Bedeutung verleihen.
But Stephan Brenn is a light-illuminator, also: as well as wires he combines flinders of glass and other broken fragments, plastic-peaces and utensils of any kind with light into a fulminant projection onto walls, churches, houses…
One of his latest superb ideas, and I mean superb, is a project called: „Stephan Brenn is proofreading“. He collects homeless correction ribbons of old electric typewriters, putting them on old postcards he also collected, and finally he reads them out aloud to an audience. Noone else is able to put a deeper sense in those senseless words than the lecturer himself; noone ever could give significance to the letter-salad in a more believable or heart-warming way.

Ein weiteres Werk, das unbedingt Erwähnung verdient, und die Liste wäre angemessenerweise noch viel länger, trägt den Titel: Kruzifix und Mausefalle. Ein Jahr lang hat Stepahn Brenn täglich, gemeinsam mit Martin Kätelhön und Thomas Schneider, den Köner Dom nach ver­gessenem und verlorenem durchsucht. Erstaunliches und kurioses, normales und erst auf den zweiten Blick sinnhaftes haben sie dabei gesammelt. „Unsere natürlichen Feinde waren die hiesigen Putzfrauen“, so steht es im Begleittext des erschienen Buches.

Seit kurzem finden in seinen Illuminationen auch Menschen einen Platz; in seinem Berliner Atelier inszeniert er projizierte Bildnisse und erstellt eigenwillige Portaits. Es ist mir eine Ehre Teil der bisher entstandenen Galerie zu sein. Außerdem empfehle ich noch die Reihe „Testkörper Gisela“. Und wer nun gewiss ist, ein solches Portrait berge das Potential der idealen, äquivalenten Darstellung der eigenen Persönlichkeit, der wendet sich vertrauens­voll an den Künstler.

Another project which definitely deserves to be mentioned, and the list could be endless in a way,  is called: „Crucifix and moustrap“. For the time of a year he and two other artists went to the Cologne Cathedral every single day, to search for lost things. They found quite some strange and peculiar things, normal peaces and those which reveal a deeper meaning on the second view. „Our natural enemies were the charwomen.“ is written in the explanatory notes of the book.

Since a short while he also works with people in his illuminations; in his Berlin based atelier he puts people into scene in an unconventional projection, creating very individual portraits of them. I’m proud to be part of his ongoing galery. I also recommend the „Test-body Gisela“ series. And if you feel like getting portraited in this very special way don’t hesitate to contact the artist.

05.01.2012

17 Comments

  • Birgit sagt:

    das ist ja ein interessanter Mensch.
    Ich finde seine Arbeiten und die Ideen toll.
    Ich bewundere die Menschen die so hinter ihren Arbeiten und Ideen stehen. Das ist 100 % Kreativität.

  • Anonym sagt:

    hochinteressant!

  • mehr home-stories bitte!
    und bei der gelegenheit:
    ein frohes neues, liebe smilla!

  • dachbar sagt:

    Wow!!!
    Schon dein erstes Photo wirkt auf mich wie eine von Stephan Brenns Lichtinstallationen – Wahnsinn!
    Tolle Photos, toller Text (ja, auch und besonders die verschwurbelten Stellen!!) – ein toller, sympathischer und sehr geerdeter Künstler, scheint´s, den man am liebsten gleich mal im Atelier besuchen möchte.
    Danke, Smilla!
    Grüße von oben
    dachbar

  • Anonym sagt:

    Liebe Smilla,
    ich bin vorhin durch eine Sendung, die vor einem Jahr auf 3sat ausgesendet wurde, auf deinen Blog aufmerksam geworden. Und ich bin begeistert! Die letzten eineinalb Stunden hab ich nur deinen Blog gelesen und hab mich begeistern und mitnehmen lassen….

    Du schaffst es auf eine einmalige Art und Weise in kleinen Bruchstücken das Wunder Mensch in seiner Einzigartigkeit darzustellen. Sehr bewegend, tief und gleichzeitig mit einer erfreulichen Leichtigkeit. Wunderbar. Es ist ein Genuss, die kleinen Geschichten von/über/mit Menschen auf deinem Blog zu lesen. Vielen herzlichen Dank, Sebastian

  • smilla sagt:

    Judith, ja, mal sehen, mach ich ja wirklich nur selten, aber eigentlich doch sehr gerne immer.
    frohes neues Jahr auch dir!!

    dachbar; danke, auch und gerade für das verschwurbelte

    Sebastian, na, das ist ja ein wirklich schönes Kompliment! Vielen Dank, das freut mich sehr, sehr zu hören.

  • Anonym sagt:

    Ich bin ganz angetan von diesem wunderbaren Portrait, von dem Menschen, von den Fotos, und das lichtstudio in berlin, wow….

    Sollte ich in naher Zeit nach Berlin kommen, ich weiß schon mal, wo ich auf jeden Fall hinmöchte!

    Dir ein gutes, neues Jahr liebe Smilla…an einigen Stellen im Text musste ich schmunzeln. Ich glaub, du weißt wo.

    Grüße aus der Nachbarschaft, Natàlia

  • smilla sagt:

    Ja, Natalia, ich weiß wo, die Stellen in denen durchgestrichene Worte zu finden sind…schon klar…

  • tanïa sagt:

    Herr Brenn, ick gloob ick brenne. Für Ihre Kunst. Und rege an, bei der nächsten Gelegenheit doch mal im Deutschen Drahtmuseum vorbeizuschauen. Zur Inspiration, aber gerne auch mit einer Sonderausstellung. Oder in der Nachbarstadt an den nächsten Lichtrouten teilzunehmen. Falls die nochmal stattfinden sollten. Ich würde jedenfalls gucken kommen. Und kräftig die Werbetrommel rühren.
    Erscheinen die Korrekturband-Lesungen auch als Hörbuch?
    In diesem Sinne: weitermachen, großartig!

  • smilla sagt:

    Taniia; eeecht, das gibts ja wirklich!
    Deutsches Drahtmuseum

    Sonderausstellung halte ich für angebracht!

    und welche Lichtrouten welcher Nachbarstadt meinst du denn??
    Schöne Idee auch das mit dem Hörbuch, tolle Anregungen!!

  • Text-burger sagt:

    Bilder aus gefunden Drähten, Wörter aus alten Korrekturbändern – das ist genau das, was ich selber gern finde. Das hätt ich mir gern angesehen…

  • Smilla, danke für dieses schöne Porträt, ich hab dich gleich weiter verlinkt, wenns recht ist? Und selber stundenlang gestöbert bei Herrn Brenn. Toller Künstler!

  • Oona sagt:

    Erst einmal nur kurz, weil schon so spät:
    einfach nur toll!!

    Ganz lieben Gruß
    Oona

    P.S. Heute ist Post angekommen *freu*

  • Anonym sagt:

    Die Berliner Luft lässt Herrn Brenn in neuem Glanze erstrahlen. Weiterhin viel Freude beim coolen Berliner Sein!

  • liebe smilla

    und ich möchte mich hier auch noch einmal bei dir für deinen wunderbaren beitrag bedanken.

    herzliche grüße aus berlin

    stephan

  • Frau Seidensticker sagt:

    Coole Schuhe!

  • Marc sagt:

    Freundschaft ist so ein schönes Wort, dass man es nicht mit Einschränkungen wie Frequenz, oder Dauer definieren sollte. Bin auch nicht begabt in Regelmäßigkeit und meine besten Freundschaften haben teilweise sogar Jahre ohne Treffen überdauert.
    Und es gibt Menschen, über die ich rückblickend sagen kann, dass sie fast vom ersten miteinander gesprochenen Wort meine Freunde waren.
    Akzeptanz und Vertrauen sind doch viel wichtiger, als sich selbst unter Druck zu setzen und ein schlechtes Gewissen zu haben, weil man sich lange nicht mehr hat blicken lassen…

    Schöner Artikel.

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