群青日和 – Gunjou Biyori

Mit einer kleinen Gruppe japanischer Tou­risten steht Tomoko auf der Domplatte. Sie steht allein am Rand, dem Dom und auch der Gruppe den Rücken zugewandt, und schaut mit unbestimmten Blick umher. Sie sieht mal hierhin und mal dorthin, und sie sieht viel nach oben. „Mit Blicken lauschen“ denke ich und überlege ob ich sie wirklich stören soll.
Tomoko spricht sehr wenig englisch und sie versteht mehr, als sie selber sagen kann. Mit der Unmöglichkeit konfrontiert sich, für mich verstehbar, auszudrücken, ringt sie nach Worten und antwortet immer erst mal auf japanisch. Aber kein Blitzwissen lässt mich plötzlich japanisch verstehen, und so kommt uns eine Frau aus der Gruppe zu Hilfe. Die übersetzt für Tomoko, ohne mich dabei anzusehen. Es ist eher, als würde sie heimlich ‚einsagen‘, und Tomoko wiederholt dann das Gehörte.
Tomoko lebt in der Nähe von Tokyo, sie ist 20 Jahre alt, und sie studiert Pharmazie. Sie hat 9 Tage Urlaub, und gerne hätte ich sie gefragt, wieviel eigentlich an meinem Bild dran ist, dass Japaner hastige Gruppenurlauber sind.
Wichtig im Leben sind für Tomoko ihre Familie und ihre Freunde. Ich frage, ob sie eine große Familie hat: „Nein, nur drei Menschen.“
Außerdem hört sie gerne Musik, zum Beispiel die Gruppe Tokyo Jihen, mit der Sängerin Ringo Shiina. Sie empfiehlt mir Gunjou Biyori, und mit japanischen Schrift­zeichen schreibt sie mir den Titel auf, in dem es um den perfekten Tag mit blauem Himmel geht.
Hier noch eine etwas ruhigere Fassung des Stückes.
10.08.2011

5 Comments

  • Anna sagt:

    Tomoko wirkt auf mich gerade in ihrer Konzentration auf ihre Umgebung in mehrererlei Hinsicht sehr "bei sich": so wie Du sie "mit Blicken lauschen"d beschreibst, so wie sie sich Dir spontan immer erst mal auf Japanisch verständlich zu machen versucht und auch so wie sie auf den Fotos da steht.

    Umso gruseliger mutet mich die Gesprächssituation mit der übersetzenden Frau an…! Oder täuscht mich da etwas?

    Schade, dass kein japanischsprachiges oder -verstehendes Blitzwissen Dich ereilt hat – es hätte die Begegnung sicher weiter erhellt!

  • Schnitzel sagt:

    Absolute nice Hair-do!

  • smilla sagt:

    Anna, oh, also gruselig war das gar nicht, hab ich das so ausgedrückt? Ich habe es eher als extreme Höflichkeit empfunden; zum einen Tomoko gegenüber, indem sie souffliert hat hat sie deren Eigenständigkeit erhalten, also das ist so meine Vermutung. Und dann hat sie auch so die Distanz gewahrt, sich nicht 'aufgedrängt'. Also mein Eindruck war wirklich der von außerordentlicher Höflichkeit.
    Hätt ich veilleicht anders formulieren müssen…
    und war auch ungewöhnlich, zumindest für mich als West-Europäerin..
    Mehr, bzw, einfacher sprechen können hätte ich allerdings auch schön gefunden.

  • Anna sagt:

    Smilla, ach so war das – na, da bin ich ja beruhigt! Ich glaube, als ich das also missinterptretiert habe, schwang etwas anderes, eigenes mit, was ich aber gerade nicht in Worte fassen kann…

  • Corinna sagt:

    ich bin immer wieder von jedem post und besonders von den darin vorgestellten menschen begeistert.
    ich finde es wirklich toll, was für interessante menschen hier vorgestellt werden und dass eben nicht nur bilder gepostet werden, sondern dass man immer auch einen kleinen einblick in ihre persönlichkeit bekommt.
    danke für diesen wunderbaren blog! 🙂

    alles liebe x

    http://feguro.blogspot.com/

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