Yemek – das ist Türkisch und heißt Essen

Isabel Lezmi  und Lisa Rienermann

Das sind die schönsten Überraschungen: Geschenke, mit denen man nicht rechnet. Liisa von Charming Quark hat mir vor ein paar Wochen ein Istanbul-Kochbuch geschickt – einfach so! Nett, nicht wahr?
Yemek heißt das Buch und es ist toll. Isabel Lezmi und Lisa Rienermann haben sich das Buch zusammen ausgedacht und es miteinander umgesetzt. Neulich habe ich die beiden in Köln getroffen.

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Ein Buch wie ein Ferientag am Bosporus – so steht es hinten auf dem Buch geschrieben. Mit dieser Begrüßung laden die Autorinnen zu einer kulinarischen Tagesreise durch Istanbul ein. Sie reichen ihren Lesern mit spielerischer Leichtigkeit die ortskundige Hand: „.Denn das ist eigentlich das Schönste: eine Stadt zu erleben, die einem jemand zeigt.“ sagt Lisa, die Istanbul selbst auf diese Weise kennenlernen konnte. Isabel ist vor ein paar Jahren gemeinsam mit ihrem Mann nach Istanbul gezogen und Lisa hat die beiden dort mit ihrem Freund besucht: „Wir haben zehn Tage auf ihrer Couch gewohnt und hatten die besten Stadtführer der Welt. Das ist toll, wenn jemand sagt ‚Guck mal, hier gibts das leckerste Dürüm und da hat man eine tolle Aussicht‘.“

Eigentlich war Isabels ursprüngliche Idee, einen kulinarischen Reiseführer zu machen. Bei Lisas erstem Besuch in Istanbul haben die beiden angefangen gemeinsam zu überlegen, wie das konkret aussehen könnte. Vom Reiseführer sind sie dabei mehr und mehr abgerückt, die Idee Istanbul vorzustellen ist geblieben. Das Thema kulinarische Stadtführung haben sie mit einem Tagesablauf kombiniert: eigentlich verblüffend naheliegend. Yemek beginnt für den Leser mit einem Frühstück und endet mit einem Mitternachtssnack. Dabei lernt man in kurzen Portraits Menschen aus Istanbul kennen oder erfährt grundsätzliches über Oliven und türkischen Pudding.

Lisa ist Illustratorin und Fotografin; von ihr stammen die meisten Fotos im Buch. Isabel ist Texterin und PR-Beraterin und leidenschaftliche Köchin mit Kochblog: Lecker Lezmi. Für die erste Fotoproduktion ist Lisa für drei Wochen nach Istanbul geflogen: jeden Tag haben sie gekocht und fotografiert – und natürlich auch gegessen. Mit dabei war Veronika Helvacioglu, die auch bei der Recherche und den Übersetzungen geholfen hat. Wenn ihnen etwas nicht geschmeckt hat, hat Isabel es nochmal zubereitet: „Die Dillbrötchen zum Beispiel,“ sagt Lisa und lacht. „Da hat Isa gesagt, so geht das nicht, das müssen wir nochmal machen.“

Für die zweite Fotoproduktion ist Isabel zu Lisa nach Berlin geflogen. „Aber die Seiten, die so gebastelt sind, die hat Lisa dann alleine gemacht“ sagt Isabel. Also all die liebevoll aufgereihten, hingestreuten, sortierten und arrangierten Zutaten, die Lisa fotografisch illustriert hat, wie sie es nennt. „Ich brauch da meine Ruhe und muss allein sein, sonst werde ich ganz gnatzig.“

Drei Jahre lang hat Isabel mit ihrem Mann in Istanbul gelebt. Seit kurzem sind sie wieder in Köln. Auf ihrem Blog beschreibt sie, was der Wechsel der Welten für sie bedeutet und wie es war Istanbul zu verlassen: „Istanbul dröhnt in mir.“

Über ein Jahr haben Isabel und Lisa an dem Buch gearbeitet. Vor ein paar Wochen ist es erschienen und die beiden haben es getrennt voneinander das erste Mal in den Händen gehalten: „Ich hatte gedacht, ich platz‘ bestimmt vor Stolz, wenn es dann kommt,“ sagt Isabel. „Aber am Anfang hab ich total gefremdelt. Da lag es dann so fertig und ich dachte … Mh, das ist es jetzt?“
Lisa, für die Yemek nicht ihr erstes Buch ist, kann das gut verstehen: „Am Rechner sieht man immer Doppelseiten, die Farben leuchten doll, das ist schon ein Unterschied, wenn man dann so ein Buch in der Hand hat. Aber als Yemek kam, dachte ich einfach nur: Super!“

Lisa hat schon drei Kinderbücher gemacht, zusammen mit einer anderen Autorin: „Die Kinderbücher liebe ich sehr, aber was ich bei Yemek so toll finde ist, dass ich selbst die Zielgruppe bin. Das ist ein Buch, das würd‘ ich mir selbst auch kaufen.“

Die Gemüsefrauen, die Lisas Visitenkarten zieren, sind aus dem Buch ‚Entdecke was dir schmeckt‘ zusammen mit Anke M. Leitzgen, erschienen bei Beltz&Gelberg .

Zwei Kinder begleiten die Entstehungsphase des Kochbuchs: Isabel hat ihr erstes Kind zur Welt gebracht, kaum dass der Vertrag mit dem Verlag unterzeichnet war, und Lisa ist kurz danach schwanger geworden. Das hat die Sache nicht unbedingt leichter gemacht, auch wenn sie sich gut organisiert haben: „So ein Buch ist einfach immer wahnsinnig viel Arbeit. Dann noch ein Kind zu bekommen oder schwanger zu sein … Aber im Nachhinein finde ich, wir haben das echt gut hinbekommen.“ sagt Lisa. „Ja, im Nachhinein finde ich das auch, „ sagt Isabel und lacht.
Ihr Kochbuch haben Isabel und Lisa natürlich ihren Kindern gewidmet.

Nachgekocht: Cezerye

Rezepte eins zu eins nachzukochen – das mag mir nicht gelingen. Ich variiere sie üblicherweise; irgendeine Zutat die in Rezepten verlangt wird ist meist nirgends zu finden oder aber (mir zumindest) gänzlich unbekannt. Außerdem finde ich es lästig, dauernd ins Kochbuch zu gucken.

Aus Yemek habe ich mir als erstes die Karottenriegel ausgesucht: Cezerye. Das sind süße Karottenriegel – oder Möhrenpralinen. Mich erinnern sie an Energiebällchen aus dem Reformhaus.
In Istanbul bin ich Ihnen nie begegnet, obwohl sie dort offenbar in vielen Cafes angeboten werden.


Danke an Isabel und Lisa, dass ich das Rezept hier zeigen darf!

Weil ich Nelke als Gewürz nur mit Vorsicht einsetze und zudem auch das verlangte Nelkenpulver nicht zu kaufen war, habe ich es durch Cumin ersetzt. Außerdem hab ich tüchtig Pfeffer hineingemalen – das kam mir so in den Sinn. Sehr lecker ist das ganze – begleitet von einer angenehm milden Schärfe.

Für dieses Foto habe ich mir Lisas Idee ausgeliehen und dem Buch einen Karottenriegelrahmen spendiert. Danke Isabel und Lisa für die schöne Begegnung!


Yemek – Rezepte aus Istanbul
Von Isabel Lezmi, Lisa Rienermann und Veronika Helvacioglu, 2015 im Edel-Verlag erschienen.

4 Comments

  • Liisa sagt:

    Ah, wie schön, Dein angekündigter Blogartikel zum Buch und seinen beiden Schöpferinnen! Wunderbar! Und was für sympathische Frauen, die beiden sind. Ich freu mich, dass das Buch ein Anstoß für Dich war, dass Ihr Euch getroffen habt. Und diese kleine Reportage ist klasse geworden. Am liebsten würde man die beiden gleich selbst besuchen und ihnen beim Kochen über die Schulter schauen, ein bisschen über Istanbul, das Kochen und andere Themen plaudern.

  • smilla sagt:

    Danke, und vor allem danke ich dir für das schöne Geschenk, dass mich zu den beiden geführt hat.
    liebe Grüße!!

  • Anna sagt:

    Das ging ja nun doch schnell mit dem Pausenende :-)!

    Dein Mut zur Variation der Rezepte erinnert mich an meine Mutter, die das auch schon immer (solange ich denken kann) so macht, und lädt ein, selbst mutiger zu werden – danke!

    Da wäre ich ja gern eines der Kinder – die werden bestimmt exzellent bekocht! (Mein Mitgefühl den Köchinnen, wenn deren Kinder – wie im Brei-Blogeintrag sehr anrührend beschrieben – diese Liebesmüh nicht gleich zu schätzen wissen…)

    Der Link zum Buch "Entdecke, was dir schmeckt" führt irgendwie nicht dorthin…

  • smilla sagt:

    Danke, Anna, hab den link gerade korrigiert.

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