Verlässlichkeit

Frau Samsen Huch ist eine Frau mit vielen Talenten; sie ist Produktdesignerin, Metall­gestalterin, Gold- und Silberschmiedin, sie ist Künstlerin, betreibt laut eigener Aus­sage „nebenbei noch eine Kinder-Kunst­schule“ und außerdem entwickelt sie ge­meinsam mit ihrem Mann Farb- und Ge­staltungskonzepte für Wohn- und Wirkungs­räume.
An ihrem bevorzugten Werkmaterial Me­tall, aus dem sie abstrakte Innen- und Außen-Skulpturen
fertigt, interessiert sie unter anderem die Korrosion: „Der Rost, wenn das anorganische Metall in einen or­ganischen Zustand wechselt, dieser Mo­ment fasziniert mich. Und der Geruch… der Geruch von Metall.“
Auch in ihren Bildern ist das Element Rost zu finden; auf Ingrespapier verbindet sie Wachs und Kreide mit Rostapplikationen, wie beispielsweise in dieser Arbeit.
Mrs. Samsen-Huch has a gift for quite a bunch of things; she’s a product-designer, she works with metal, she’s gold- and silversmith, she’s an artist and she runs, by her own admission as a sideline, an art-school for kids. Furthermore she develops, together with her husband, color- and designconcepts for living- and working spaces.
About her preferred work material metal she appreciates most the corrosion. She sculpures abstract objects for interieur and exterieur spaces. „Rust, when the inorganic material changes into organic material, this moment is fascinating me. And the smell…the smell of Metall.“
Also in her paintings she uses rust; rust applications combined with wax and chalk, like in this picture.

Auf meine Frage was im Leben wichtig ist antwortet sie: „Ehrlichkeit. Authentizität. Und, das sage ich jetzt als Mutter, Verlässlichkeit.“ Nach unserer Begegnung beschäftigt mich zum einen die Aussage selbst, zum anderen aber auch die Klarheit und Intensität, mit der Frau Samsen-Huch ihre Antwort ausgedrückt hat. Ich rufe sie ein paar Tage später an, und bitte sie, mir zu erklären, worum es ihr dabei genau geht: „Also, ich denke mal, jede Mutter liebt ihr Kind. Liebe ist das eine, aber es ist genauso wichtig, verlässlich zu sein. Also wenn man sagt, man holt das Kind ab, dann muss man es auch tun, wenn man sagt, ich bin da, dann muss man auch da sein; Rituale sind wichtig. Das Gegenteil von Verlässlichkeit wäre verlassen wer­den.“ Frau Samsen-Huch ist davon über­zeugt, dass dies die beste Voraussetzung für ein Kind ist, in sich zu ruhen, den Schwierigkeiten des Lebens angemessen begegnen zu können, ohne dabei sofort an sich selbst oder dem großen Ganzen zu zweifeln. „In sich ruhen, stabil sein, das ist so wichtig im Leben.“
On my question what she considers important in life, she replies: „Honesty, authenticity, and, I say that as a mother; relieability.“ This keeps my mind busy for the next days; on hand the statement itself, but on the other hand the intense clarity she conveys by saying this. So after a few days I give her a call, and ask her to explain, what she excactly means: „Well, I guess every mother loves her child. Love is important, but relieability is at least as important as love. So if you tell your child you’ll pick it up, you should pick it up, if you say you’re available you should be available. Rituals are of importance. The opposite of relieability would be to get deserted.“ Mrs. Samsen-Huch is absolutely convinced that this is an essential condition to enable a child to become self-confident, being able to rise to the challenges of life, without being assailed by doubts about oneself or even the big picture. „It’s so important in life to be in balance, to be stable.“
30.01.2012

23 Comments

  • Anna sagt:

    Ich kann das nur aus Sicht einer Tochter beurteilen – und dann würde ich sagen, dass Frau Samsen Huch recht hat. Allerdings finde ich Verlässlichkeit auch in jeder anderen Art von Beziehung wichtig! Wenn ich es recht bedenke, kann es aber tatsächlich sein, dass ich mir dieses Wichtignehmen von Verlässlichkeit tatsächlich von der Verlässlichkeit meiner eigenen Mutter abgeguckt habe!?!

    Frau Samsen-Huchs Kette gefällt mir und die Brille steht ihr auch besonders gut!

  • smilla sagt:

    Anna, ja, die Kette ist sehr besonders,auch die Brille; ein Modell von Armani, aus den 70igern. Ihre Mutter war Optikerin, daher ist auch dieses schöne Modell.
    Frau Samsen Huch hat mich mehr als beeindruckt!

  • ALEXandra sagt:

    Hallo, ein toller Blog! Ich liebe das individuelle und das eigene..

    GLG
    Alex

  • Anonym sagt:

    Obwohl an sich selbst und am großen Ganzen gelegentlich zu zweifeln auch sehr wichtig ist, denke ich.

  • smilla sagt:

    anonym; das ist wohl wahr… die Frage ist das Maß, wie schnell und bei welchem Anlass man beginnt zu zweifeln.
    Kinder die verlassen wurden zweifeln sicher schneller und grundsätzlicher, auch bei Anlässen, die andere nicht gleich in die Krise stürzen.

  • Oona sagt:

    Verlässlichkeit.
    Darauf kann ich mich verlassen.
    Darauf kann ich / er / sie vertrauen.
    Vertrauen ist das MIT das Allerwichtigste, was Eltern / Familien den Kindern mit auf den Weg des Lebens gehen können.
    PLUS: Achtung und Respekt.

    Freunde von mir reden z.B. am Esstisch nicht über Dinge, die ihre Tochter nicht verstehen konnte. Das wurde / wird auch Freunden, Gästen und Verwandten nahe gelegt.

    Frau Samsen-Huch hat einen markanten Haarschnitt und dazu die "harte" Farbe. Das sind schon allein Hingucker. In meinem Empfinden unterstreicht das eine Klarheit.
    Das Thema Rost scheint sich in der Farbe
    O range
    / braun zu verfestigen.

    Grüße aus dem sonnigen Bremen bei – 8 Grad
    Oona

    P.S. In einem Kaufhaus gab es in der Mittagspause einen Anstrum auf die Strumpfhosen/Strump-Abteilung. Schlangen standen da an den Kassen. 30 Euro für eine wärmende Strumpfhose – eh nur bis Größe 44. Da werde ich wohl ein bißchen frieren die nächsten tage…es ist cold outside :O)

  • Ruth sagt:

    Frau Huch sieht Annette Benning sehr aehnlich.
    Wie immer: sehr interssant!

  • Anonym sagt:

    ich bin alleinerziehende mutter und kann auch nur sagen, daß frau samsen huch recht hat. kinder (besonders scheidungskinder)brauchen diese absolute verlässlichkeit und ich möchte wirklich nicht wissen, was aus ihnen wird, wenn sie diese in ihrem leben nicht bekommen haben….und ich gebe anna recht: verlässlichkeit ist in jeder beziehung wichtig…

    lg,
    suse

  • Klickerklacker sagt:

    @Oona
    ich habe mein Vertrauen in die Welt durch die Verläßlichkeit meiner Eltern gelernt.
    Kann ich so sagen.
    @ suse
    aber ich kenne auch welche Menschen, die das nicht haben und aus denen ist oft was ganz ganz besonderes geworden.

  • Oona sagt:

    @klickerklacker: Ich leider gar nicht.
    Bis heute ein Herauforderung.

  • Anna sagt:

    Klickerklacker, da (mit dem letzten Punkt, meine ich) hast Du wahrlich recht! Mir war das auch noch eingefallen, hinterher; demnach kann man Verlässlichkeit (und andere positive Eigenschaften) durchaus nicht nur durch positive, sondern auch durch negative Vorbilder lernen – im Sinne von: etwas anders machen. Das bestaune ich auch immer wieder!

  • smilla sagt:

    Tja, also meine persönliche Erfahrung mit nicht vorhandenen Eltern ist, dass man neben oder bei allem was man so tut im Leben, stets auch noch den extra-Arbeitsschritt hat, für den eigenen sicheren Boden zu sorgen.
    Das ist nicht immer einfach. Andererseits kann ich auch sagen, ich wäre nicht die die ich bin, ohne diesen Umstand. So simpel oder abgedroschen das klingen mag, so einfach ist es (in meinen Augen).
    Dennoch hat mich Frau Samsen-Huchs kleine Ansprache bezüglich der Verlässlichkeit sehr berührt.

  • rotlilie sagt:

    Smilla, das bedeutet im Umkehrschluß aber nicht, dass die, die sich ihren Boden nicht selbst ebnen müssen, es dadurch einfacher haben im Leben(?)
    Positives Erleben aus dem Elternhaus kann stärken, entbindet aber auch nicht von der Eigenverantwortung, sich weiterzuentwickeln. Insofern interpertiere ich Verläßlichkeit im Sinne von: ich halte das Netz bereit und fange auf, aber ich erwarte (als Mutter an die Tochter) auch, dass du deinen eigenen Weg einschlägst, ohne dass du dich ständig auf mich "verläßt"

    Frau Huch hat Stil, ohne Frage!

  • smilla sagt:

    rotlilie; nein, das bedeutet es nicht, ganz richtig, so simple rückschlüsse lässt sich das leben nun auch nicht einfallen 🙂
    und entbunden wird man auch und gerade im günstigsten Fall nicht von der eigenen Verantwortung; im betsen Falle lernt man das quasi en passent, aber ohne die uferlose Not, die verlassen werden mit sich bringen kann.

  • Anna sagt:

    Ist die Tasche in der Ecke rechts unten auf dem zweiten Bild eigentlich Deine, Smilla?? Die scheint auch schön zu sein!

  • smilla sagt:

    anna, :-), nein, die gehört zu Frau Samsen-Huch. Ich lauf tatsächlich mit ner Fototasche durch die Welt. Früher bin ich am liebsten ganz ohne Tasche unterwegs gewesen

  • mona lisa sagt:

    Klare Worte einer klaren Frau!
    Starke Worte einer starken Frau!

  • mona lisa sagt:

    Absolute Verlässlichkeit ist nicht möglich – denke ich.

  • Duck sagt:

    I am now going to smell all the metal objects in my house…

    xx

  • dus sagt:

    ganz wunderbar 🙂

  • lh sagt:

    hallo smilla,
    die letzten beiden links zeigen keine arbeiten von frau samsen-huch. das sollte korrigiert werden..
    google hat nicht immer recht;)
    das ist kein rost auf dem bild und sie benutzt nur metall, wasser, tinte, kreide und wachs, keine weiteren acrylfarben, wie auf dem verlinkten bild..
    liebe grüße,
    lh

  • smilla sagt:

    @lh, ist geändert, vielen Dank für den Hinweis, und Entschuldigung für den Fehler.

  • Anonym sagt:

    wie schön es ist, mit so wenigern sätzen alles zu sagen, worauf es wirklich ankommt. lg

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