Stumme Zeugen

Mike ist aus Amsterdam und schon vor Melt-beginn auf dem Ferropolis-Gelände weil Freunde von ihm dort spielen. Er ist ein ausgesprochener Festival-Typ und all die bunten Bändchen an seinen Armen sind stumme Zeugen wilder Open-Air-Nächte. Wenn er alle Einlass-Bändchen anbehalten würde wären seine Arme voll davon, sagt er. Mike ist Lehrer und auch er denkt dass weniger die Vermittlung von Wissen seine eigentliche Aufgabe ist, als vielmehr die Schüler zu ermutigen frei zu denken, zu sich selbst zu stehen und Andere anders sein zu lassen. Das bringt ihn noch auf ein weiteres Thema; Gentrifizierung. Mike erzählt dass Amsterdam sich sehr ver- ändert hat in den letzten Jahren und der Spirit von Eigensinn und Mut zur Lücke die Menschen, oder gleich die ganze Stadt, zusehends verlässt. Deswegen wohnt er gerade probehalber ein paar Wochen in Berlin, um mal zu sehen wie es da so zu- geht; „Berlin erinnert mich momantan noch an das Amsterdam von früher; viele Menschen mit vielen Ideen die sich Räume schaffen in denen sie kreativ sein können, und die so den Flair eines Viertels ent- stehen lassen.“ Das sich auch dort, und auch nicht erst seit gestern, einiges ändert kann man zB. hier nachlesen. Erfolge beim Erhalt von Ateliers konnten die Künstler des Gänge-Viertels in Hamburg verbuchen. Und wie Amsterdams Stadtplaner Stadt- teilstrukturen sogar unter Zuhilfenahme von jungem Designern gentrifizieren kann man in der Annabelle erfahren.
Mike is from Amsterdam and entered the Ferropolis-Area before Melt started, because some friends of him are playing there. He’s definitely the festival-type and all those colored ribbons on his wrists are witnessing this. If he wouldn’t cut off some of them his arms were full of those ribbons, he tells me. Mike is a teacher and like them he’s of the opinion that his job isn’t only about equiping the students with knowledge, but also about encouraging them to find out who they are, to be open-minded and to be able to accept others being different. This brings up another subject to Mikes mind; gentrification. He tells me that Amsterdam changed a lot during the last years; he now is missing the spirit of individualism and originality of the people living there, and moreover among the whole city. For this reason he moved to Berlin for a couple of weeks; to find out how things are going there; „Berlin reminds me on the former Amsterdam. A lot of creatives with great ideas who build up individual spaces for their work, forming the special atmosphere of the districts“ In Berlin of course things are changing as well; the gallery at the Postfuhramt in Mitte for examole has to move after 10 years because some well- heeled investor bought the building and plans to open up a shopping-mall sooner or later. In Amsterdam the city-planners are even utilizing young designers for their plans concerning gentrification.
22.07.2010

11 Comments

  • Koko sagt:

    Ein sehr charismatischer Mann und erst die Haare…toll. Danke Smilla, für´s entdecken 😉

  • mona lisa sagt:

    Berlin mag ja an Amsterdam erinnern, ob in Berliner Schulen das freie Denken, die Selbstständigkeit von Schülern und anders sein können Lehr- bzw. Lernziele sind? Dazu bräuchte es mehr von diesen Lehrern!Er wäre in jeder Hinsicht ein Exot.

  • Liv sagt:

    Deine Gesichterabbildungen sind toll.
    Das Tor zum – – – Weltgesicht?

    Möchte gern ab und an schauen, ist
    deshalb Verlinken in Ordnung?

    Kannst mich auch … 😉

    Liebe Grüße.

  • Anonym sagt:

    Wow, so einen Lehrer hätte ich mir auch gewünscht! Oder für meine Kinder……Ob er wirklich mit dieser Frisur in die Schule geht?
    Super Foto!
    Gruß C.

  • Anonym sagt:

    stumme Zeugen,
    davon gibt´s viele!

  • Mim sagt:

    A robust presence, this Mike.

    First come pioneer artists and gays, all with creative vision, then comes big-money people with money in their eyes. I wonder: how much art they buy?

    That's what happened in South Beach and, of course, in many other places, Manhattan's Soho, etc.

    I hope creative people will always find new places.

  • Klickerklacker sagt:

    Haare Haare!
    Viele Farben drin.
    @ anonym C.: Ich bin mir sicher, die läßt er für die Schule zuhause.

    Weltgesicht…das gefällt mir.
    Und wirklich immer wieder toll, wie du den Kopf und das Herz und die Augen für andere Leute aufmachst!

  • audiofille sagt:

    Diskussionen zur Gentrifizierung kann man eigentlich gar nicht ohne den Namen "Andrej Holm" führen. Hier ein spannender Kiez-Spaziergang-Podcast durch den Prenzlauer Berg http://www.kuechenradio.org/wp/?p=787
    Schlimmer als verdrängte Kulturschauplätze sind alteingesessene BewohnerInnen, die sich ihr Zuhause plötzlich nicht mehr leisten können. Ein ambivalenter Prozess, die Aufwertung von Stadtteilen.

  • smilla sagt:

    Audiofille, das stimmt natürlich; hatte auch überlegt zu verlinken…deswegen bin ich nun froh über deinen Hinweis, und hier der link zum anklicken:

    Andrej Holm im Küchenradio

    geht ein bisschen mühsam los, aber dann kommt deutlich fahrt in die sache. Wenn Herr Holm denn mal in Ruhe reden darf..

  • nadine sagt:

    wow… der hat jaa coole haare.. schade das man so jemanden selten in deutschland sieht

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