So lange wie möglich

Istanbul 2010

Frau P.

„Ich möchte so lange wie möglich in meiner eigenen Wohnung bleiben“ antwortet Frau P. auf meine Frage ob sie sich vorstellen könne in einem Seniorenwohnheim zu leben. 84 Jahre ist sie alt, mit 9 Jahren ist sie mit ihren Eltern in das Haus gezogen in dem sie heute noch lebt. „Ich hab meine Tochter, und eine Enkelin und ich geh jeden morgen eine Stunde mit dem Hund, und abends noch mal.“ Der Hund gehört übrigens nicht ihr, sondern der Enkelin: „…aber die muss ja arbeiten.“ Mit ihrem Wunsch was das Wohnen betrifft ist Frau P. nicht alleine; über 90 Prozent der alten Menschen in Deutschland denken ähnlich. Allerdings; wann genau ist man eigentlich „alt“, und ist alt nicht inzwischen schon fast eine Beleidigung? Neudeutsch heisst das jetzt 50-Plus, Best-Ager, Silver-Ager, vielleicht noch Senior, oder gar „junge Alte“. Fest steht, der demografische Wandel hat bereits begonnen, und so werden in den kommenden Jahrzehnten immer mehr Menschen immer älter, und der Anteil junger Menschen in der Bevölkerung wird schrumpfen. Wer heute 35 ist wird im Jahr 2030 zur 50-Plus Generation gehören, und kann sich 10 Jahre später schon langsam bei den Silver-Agern einreihen.

Istanbul 2010

 

Nun sind die zukünftigen Alten in einer anderen Zeit aufgewachsen und somit ein bisschen anders sozialisiert. Selbstbe­stimmung und Selbstverwirklichung bei­spielsweise spielen in dieser Zeit und in dieser Gesellschaft besonders für junge Menschen eine wichtige Rolle, und so ist es unwahrscheinlich, dass der Wunsch zuhause alt zu werden nachlassen wird. Spannend darüber nachzudenken, wie das Wohnen im Alter in Zukunft aussehen mag.

„So lange ich laufen kann werde ich in meiner eigenen Wohnung bleiben.“ sagt mir Frau B. am Glascontainer. Sie baut auf ihr Umfeld: „Ich habe so viele Freunde und Bekannte, und die meisten sind sogar jünger als ich. Da kann man sich ge­genseitig unterstützen.“ Gegenseitige Un­terstützung ist, neben Kontakt in der Ge­meinschaft, auch der Grundgedanke ver­schiedener alternativer Wohnformen wie Senioren WG’s oder Mehrgenerationen­häuser. Allerdings stellen Wohnprojekte dieser Art derzeit noch eine verschwin­dende Minderheit dar. Einer der be­kanntesten praktizierenden Alten-WG’ler ist Henning Scherf, der ehemalige Bremer Bürgermeister, und der glaubt fest an die Zukunft seiner Wohn-Idee. Seit 1992 be­steht auch das Forum für gemein­schaftliches Wohnen, dessen Projektbörse bundesweit Interessierte vernetzt und vorstellt. Eine weitere Seniorenver­einigung, die BAGSO, informiert über Sicherheit im Wohnbereich, Pflege­möglichkeiten und einiges mehr. Wie stellt ihr euch das Leben im Alter vor?

18 Comments

  • Anonym sagt:

    Dieses "solange wie möglich in der Wohnung bleiben" kommt mir gar nicht so attraktiv vor. Ich beobachte oft, das die alten Leute da doch recht einsam leben! Eine Alten-WG, eine Senioren-Wohnanlage oder auch ein gutes "Heim", wenn's dann nötig ist, bietet viele Kontakte, eine Struktur im Leben (Feste, Veranstaltungen, Angebote) und auch Unterstützung und Hilfe.
    Ich möchte nicht in einer zu großen Wohnung allein vor mich hin wursteln,bis ich tot bin! Ich habe beruflich viele Wohnungen von allein lebenden Alten gesehen….mach da mal Fotos….das sagt alles!
    Lieben Gruß! B.

  • mo jour sagt:

    schöne fotos mal wieder, liebe smilla, und ein text, der mich sehr zum nachdenken anregt. wenn man nicht so viel geld hat, sind die wahlmöglichkeiten nicht so groß, wie man leben möchte – egal in welchem alter.
    was mir neulich auffiel: die menschen werden zwar immer älter und dadurch gibt es auch immer mehr ältere menschen. gleichzeitig aber scheint das einstiegsalter für die bezeichnung "senior" kontinuierlich zu sinken. das "seniorenstudium" in freiburg ist schon für menschen "45+" – dadurch wird die zahl der 'senioren' künstlich in die höhe getrieben.

    ich gestehe und oute mich: ich bin auch eine 😉

  • smilla sagt:

    mojour, das mit dem geld ist natürlich auch so eine realität, die fakten schaffen wird, das ist wohl wahr. Wie altert das Prekariat? und in meiner kleinen welt kann ich beobachten, dass sehr viele freiberufler sehr wenig altersvorsorge betreiben.
    mit 45 ein seniorenstudent zu sein ist ja auch ein schöner witz, in diesem ganzen altersthema stecken ohnehin unglaublich viele widersprüche, meiner meinung nach. zum einen soll gearbeitet werden bis man 67 ist, wogegen nicht mal was zu sagen ist, vor allem wenn ich an gespräche denke mit einigen Senioren, die ich fotografiert habe. Auf der anderen seite sind viele menschen ab 50 mit der tatsache konfrontiert, dass sie zu alt für den arbeitsmarkt sind. Es wird zu lebenslangem lernen und fortbildung geraten, aber mit 45 ist man dann (in freiburg) schon seniorenstudent?
    Und der schönste wiederspruch sind die "jungen alten". Jetzt kann ich mal wohlwollend sagen, ich versteh schon was gemeint ist. Aber einfach nur "alt" sein wird durch eine solche bezeichnung zu einem zustand den es offensichtlich zu vermeiden gilt.

    B. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass viele Menschen sehr einsam leben im Alter, in ihrere Wohnung. Mit 'mach da mal Fotos…das sagt alles' tu ich mich allerdings schwer. Als gäbe es dann nur noch eine Wahrheit, einen Schluß, Das sehe ich anders. Trotz Vereinsamung ziehen fürchten viele menschen sich vor diesem Verpflanztwerden, vor einer Reglementierung, oder gar (empfundenen) Entmündigung.

    Ich habe neulich nachts auf der Strasse eine ältere Frau gesehen, die einen verwirrten Eindruck gemacht hat. Weil es doch schon sehr spät war habe ich sie angesprochen ob ich sie nach hause begleiten soll, und gefragt wo sie wohnt. Ich war schliesslich immer sicherer, dass sie gar nicht weiß wohin sie will, und ich habe sie gefragt, ob sie denn ihren Hausschlüssel dabei hat. Sie hat mich immerzu weggeschickt, gesagt, sie schafft das alleine, sie kann das alleine, sie wohnt dahinten usw.
    Ich bin ihr ein weilchen gefolgt, und habe schliesslich bei der Polizei angerufen, und tatsächlich wurde sie bereits vermißt, das Pflegeheim in dem sie wohnt hatte schon nmittags eine Suchanzeige gemacht. Also habe ich sie immer weiter begleitet, bis die Polizei dann da war.
    Die ganze Zeit hat sie von nichts anderem geredet, als dass sie alles alleine kann.
    Offensichtlich war sie aber auf Hilfe angewiesen, und vermutlich ist ein Pflegeheim auch ein guter Ort für sie. Trotzdem hat das Thema "es alleine schaffen" sie fortwährend beschäftigt.

  • Martine sagt:

    Liebe Smilla, das thema ist im freundeskreis schon mal vorbei gekommen wie wir das alter angehen werden, eine w.g. für verrückte künstler wäre nicht schlecht denke ich.
    Bis dahin steht an meine küchenwand;
    age is of no importance, unless you are a cheese.
    Lieben gruss von einem käskopp
    XXXm

  • Anonym sagt:

    Sehr interessanter Artikel, bei dem sich mir aber zwei Fragen stellen.
    Meinst du wirklich, dass "junge Alte" eine Beschönigung ist? Ich kenne es eher so, dass sich die Altersphase dermaßen ausdehnt und daher differenziert werden muss, wenn es um Zielgruppen/ Marketing, Ausübung von Hobbies wie zB. Auswahl von Gymnastikübungen usw. geht. Mir scheint das eine sinnvolle Lösung zu sein, zumal "junge Alte" ja implementiert, dass es auch "alte Alte" gibt und daher kein bisschen "schön" ist. Oder?!

    Zum Thema verpflanzt und entmündigt werden gibt es sicherlich auch unter den älteren Herrschaften diverse Meinungen, aber dass "viele eine Vereinsamung vorziehen" .. ich weiß nicht. Wie erklärst du dir dann den starken Ansturm auf betreutes Wohnen? Da müssen die Leute ja auch erstmal hinkommen.

    Ansonsten noch dickes Lob für deinen Blog, der ist richtig inspirierend! 🙂

  • WIR sagt:

    Ich denke man sollte recht früh damit beginnen über das "alt werden" nachzudenken. Mein Mann und ich habe schon mit Ende 30 den erst Minivan gekauft, weil man dort bequem einsteigen kann. Wir haben uns eine Toilette gekauft, die höher ist und die nächste Dusche wird ebenerdig. Und das alles ohne Angst vor dem Alter sondern einfach ganz nüchtern. Wir haben heutzutage den Vorteile, wir sehen, was im Alter wichtig ist an z.b. unseren eigenen Eltern. Und je älter ich werde desto schwerer wird der Umzug (einen alten Baum verpflanzt man nicht). Ich sehe auch, wie wichtig Bewegung ist (ich hasse Sport) und gehe aus diesem Grunde regelmäßig. Und wichtig sind auch Vorbilder. Alte, die noch mitten im Leben stehen. Was tun die (noch lernen, neue Hobby starten, für andere was tun)… Denn diese gibt es auch. Ich würde gerne in eine alten WG ziehen. Ich kann liebe Smilla trotz allem,die ältere verwirrte Frau verstehen. Wenn wir ganz ehrlich zu uns selber sind: wer ist schon grne abhängig von anderen. Ein ganz junger Mensch, beide Arme gebrochen… lässt der sich gerne von Mutter oder Freundin anziehen?? Oder stüzen, wenn er irgendwo runtergehen muss? Wie unangenehm ist es erst, wenn man alt ist und man muss Fremde um Hilfe fragen und wieviele Fremde machen es unwillig oder lassen dich spüren "wie nutzlos und lästig man ist …

    Ach ja ich gehöre zu den jungen Alten und bin kurz vor der 49 (also das Startziel "Alt" fast erreicht) :-))).

    liebe Grüße
    martinchen.

  • smilla sagt:

    anaonym; ja, es ist gar nicht so leicht das Alter zu definieren, was ich auch mit meiner Aussage "wohlwollend verstehen, was gemeint ist" zum Ausdruck bringen wollte. Aber in einer Gesellschaft, in der Jung-sein ohnehin der erstrebenswerteste Zustand zusein scheint (Werbung; Fernsehen usw) ist es für mein Empfinden nicht mehr ganz so einfach "junge Alte" als wertfreie Begrifflichkeit einzusetzen. Natürlich ist das Anliegen sicher in dem Willen begründet Alter zu differenzieren. Aber es impliziert auch, dass man selbst im Alter noch jung zu sein hat, und auf diese Weise geschieht, vielleicht ganz unbeabsichtigt, eine Herabwürdigung eines ganz normalen Lebensabschnittes.
    Interessant dabei ist doch viel eher, mal zu gucken, warum man Alte als jung bezeichnen muss: welches Bild vom Alter hat man denn? Gebrechlichkeit, Krankheit und Siechtum sind viel weniger die Wirklichkeit, als man dem Befriff Alter möglicherweise zuschreibt. Für mein Empfinden entsteht auf diese Weise viel eher noch die Einteilung in "kann noch mitmachen in der Gesellschaft" oder "kann nicht mehr mitmachen".
    Prinzipiell sehe ich diesen ganzen Jugendwahn kritisch.

    Was das betreute Wohnen angeht ist es sicher richtig, dass es sehr viel Nachfrage gibt, nach alternativen Wohnformen. Vielleicht hab ich mich da etwas unklar ausgedrückt. Dennoch habe ich bisher, persönlich und in Reportagen, nur selten von Menschen gehört, die unter Einsamkeit leiden, und aber eigentlich lieber im betreuten Wohnen leben würden. Viel häufiger kommt es, wie mir scheint, vor, dass Menschen das was sie kennen dem Unbekannten vorziehen, auch wenn es um den Preis der Vereinsamung ist, unter der sie sicher zweifellos leiden.
    Ich kenne keine Studien aus dem Kopf, aber ich könnte mir vorstellen, dass es notwendiger ist Überzeugungsarbeit bei denen zu leisten, die Ressentiments haben. Und das diejenigen die die hohe Nachfrage ausmachen eher Menschen sind, denen "soziale Teilhabe" ohnehin leichter fällt.
    Das ist sehr interessant, und ich freu mich sehr über deinen Kommentar! vielen Dank

    Wir, das mit den gebrochenen Armen ist ein interessanter Vergleich 🙂 Allerdings ist eben dem Alten auch klar, dass er ohne Rückfahrschein hilfebdürftig wird, und ich kann gut verstehen, dass da eine ganz spezielle Auseinandersetzung mit dem Thema Hilfe annehmen losgeht. Ich glaube ein sehr anschauliches Bild ist das Thema Führerschein; mit dem Autofahren aufzuhören ist vermutlich nicht weniger einschneidend, wie damit zu beginnen.
    Was dein Alter angeht 🙂 wenn ich es richtig verstanden habe kannst du (ausser in Freiburg, wo du schön Seniorin bist, wie wir erfahren konnten) dich erst mal noch nicht zu den jungen Alten zählen, die sind nämlich zwichen 60 und 70

    Martine; wir haben hier in Köln ein Geschäft, das verkauft Käse der so alt ist, dass ich beim Verzehr passen muss, aber das ist deren Spezialität. (oder sit er nur besonders schimmelig, und ich denke er muss sehr alt sein? ich weiss es nicht)

  • Anonym sagt:

    Das "Menschen das Bekannte dem Unbekannten vorziehen" ist ja nachgerade eine Form des Alterns!
    Jugendlichkeit= Flexibilität, Neues interessant finden, Unbekanntes wagen Alter= Starrheit, Ablehnen von Veränderung, Verholzen.

    Interessante Diskussion, danke!

  • smilla sagt:

    Anonym; meinst du deine Gleichung ernst? das halte ich doch für etwas klischeehaft..
    Dann gäbe es ja beispielsweise keine reaktionäre Bewegung unter den Jungen.

  • croco sagt:

    Es gibt junge Alte und ganz alte Junge;-)
    In den letzten Jahren habe ich viel mit alten Leuten zu tun gehabt. Meine Tanten waren jeweils so pflegebedürftig, dass das nur im Heim möglich war. Überrascht war ich, dass die alten Leute dort nichts miteiander zu tun haben wollten. Die Kontakte waren obeflächlich und die meisten waren gerne alleine.Die anderen waren ja Fremde für sie.
    Die Heime waren sehr gut geführt und doch sind sie unpersönlich. Ich verstehe, warum meine Mutter, egal was kommt, doch lieber alleine im großen Haus wohnen bleiben will.
    Sie hat eine Hilfe, ohne die es sicher nicht gehen würde. Aber dass ihr Tagesablauf durch andere Menschen festgelegt wird, ist ihr ein Graus.
    Ich hoffe sehr, dass sie noch lange ihren Alltag
    sebst regeln kann, und gesund bleibt.

  • Anette sagt:

    … meine Mutter hat sich mit 71 Jahren dazu entschlossen, sich ein "Wohnklo" mit Notfallklingel zu mieten, welches an ein Seniorenheim angeschlossen ist!
    Sie sei viel auf Achse, brauche kein Haus mehr und nehme uns Töchtern so die Entscheidung ab, ihr irgendwann mal klar machen zu müssen, dass sie nun aber doch in die Pflege müsse; denn zu uns will sie auf gar keinen Fall!
    Ich danke meiner Mutter aus vollem Herzen für diese deutliche Entscheidung bei klaren Bewusstsein. Wünsche ihr noch 1001 Tagesfahrten, Ausflüge, Wellness-Wochenenden im Ausland, Wandertouren – all das, was sie jetzt auch macht.
    Und mir ist es sooo was von schnuppe, ob sie ein Erbe hinterlässt – pahhh! SIE hat dafür gearbeitet; nun soll sie es verprassen!

    Viel Spaß dabei, Mutsch ;o)))

  • Mohnrot sagt:

    Liebe Smilla,

    In meiner Familie hatte ich zwei verschiedene Fälle: die einen Großeltern haben recht früh selbst entschieden in ein "Betreutes Wohnen" zu ziehen, als sie eigentlich noch relativ fit waren. Sie wohnten vorher jahrzehntelang in ihrer Wohnung in der Stadt, im dritten Stock, ohne Aufzug. Sie waren realistisch – und jetzt ist meine Oma auch richtig froh über ihre damalige Entscheidung (Opa ist mittlerweile gestorben), da sie "ihre eigenen vier Wände" hat, aber eben auch den Kontakt zu den anderen Senioren – wenn sie will – und die Betreuung durch die Pflegekräfte – wenn sie sie braucht.

    Meine andere Oma war da genau anders. Sie lebte auf ihrem Aussiedlerhof, und es wäre ihr ein Graus gewesen, woanders hinzukommen. Sie wollte in ihrem Haus bleiben, koste es was es wolle! Und das obwohl sie am Schluss dement wurde und kaum mehr laufen konnte, geschweige denn dass sie sich noch hätte selbst versorgen können. Stattdessen mussten Haushaltshilfen organisiert werden, Pflegekräfte, und zwischendurch mussten Ihre Kinder einspringen und sich untereinander wegen der Berufstätigkeit abstimmen – und das wurde noch dadurch erschwert, dass ihre Kinder teilweise hunderte Kilometer weg wohnten.

    Ich selbst finde die Idee eines Drei-Generationen-Hauses einfach gut – und ich wäre so glücklich, wenn ich das mit meinen Eltern so umsetzen könnte. Geben und Nehmen, füreinander da sein, sich kümmern können, und das "so nebenbei" und direkt vor Ort, ohne die Barriere von hunderten Kilometern. Aber auch das geht nur, wenn alle damit einverstanden sind und zurecht kommen.

    Es ist halt ein Thema, das (vor allem von uns Jungen) meist ewig vor sich hergeschoben und wegignoriert wird, solange nichts passiert und es also nicht dringen ist – und wenn es dann soweit ist, sind plötzlich alle überfordert. Dann werden schnelle "einfache" Entscheidungen getroffen, meist über Köpfe hinweg, und die Verantwortung professionellen Kräften (=Heim) übergeben. Der beste Weg ist immer noch das frühzeitige Sich-Gedanken-Machen, und am allerbesten, wenn der Betroffene selbst die Entscheidung trifft – und dabei auch deren Umsetzung unter verschiedenen Umständen beachtet. So wie meine Großeltern. Oder wie es mit meinen Eltern und uns laufen könnte.

    Oh, soviel wollte ich ja gar nicht schreiben… Aber Deine Themen finde ich immer so inspierierend, und gerade sowas wie das aktuelle beschäftigt mich dann gedanklich auch immer weiter…

    Liebe Grüße
    sendet Verena

  • smilla sagt:

    croco, das was du beschreibst scheint genau das problem zu sein; es ist ja auch nicht leicht Menschen zu finden, mit denen ma wirklich gerne und auch ne ganze Weile gerne leben möchte. erinnert mich an den verlinkten Zeiartikel, wo der WG Planer einfach niemanden finden konnte für sein Projekt.
    Dazu kommt, dass die Anonymität der eigenen Wohnung ja auch einen Rückzugsort garantiert. Anonymität ist ja nicht ausschließlich negativ zu sehen, es garantiert Privatheit, Ruhe, Rückzug. Auc beim Thama Nachbarschaft klang das ja durch; man hat gerne Menshcen in der Nähe, aber man möchte auch seine Ruhe.

    Anette, das klingt gut was du da schreibst. Viel Spaß auch von mir. 🙂

    Verena, vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Vor allem, weil due in wichtiges Thema ansprichst; den Druck der auf einer Familie lastet, wenn es um Pflege und Berufstätigkeit, das eigene (Familien)-Leben geht.
    Vieles findet da sicher auf einer Ebene der unausgesprochenen, oder vermuteten Erwartungen statt, und je weniger dann geredet wird desto…
    Ein Mehrgenerationenhaus geht ja auch ohne direkte Verwandschaft. Wenn es dann an Rund-um-Pflege geht wird es natürlich problematisch, wird es bei bei Verwandschaft aber vermutlich auch.

  • ,,Gemeinschaftliches Wohnen", daran habe ich auch direkt gedacht als ich deinen Artikel las.
    Ich finds super und glaube auch, dass diese Art zu wohnen die Zukunft ist.
    Mein Vater (so alt ist er nicht, 50+) lebt so mit jungen Familien und älteren alleinstehenden zusammen in einem riesen Haus.
    Genauer genommen sind es mehrere Häuser die mit einander verbunden sind. ,,Vorhaus", ,,hinterhaus" und in der Mitte ein hübscher Innenhof in dem man sich trifft.
    Die haben eine Gemeinschaftsküche mit Gemeinschaftsraum und treffen sich regelmäßig darin um gemeinsamen zu kochen und rum zu hängen.
    Ein kleines Dorf quasi…

  • rebhuhn sagt:

    danke für das verlinkte zeit-interview – 'feminisierung und singlelisierung des alters' klingt für mich allerdings zur zeit irgendwie nicht schön.. !! 🙁

    meine großeltern waren auch viel zu lange in ihrer wohnung, was für alle beteiligten, einschließlich sie selbst, glaube ich, nicht optimal war. deswegen versuche ich schon heute möglichst oft, mit meinen eltern darüber zu sprechen und ihnen im gedächtnis zu halten, wie das damals [vor ~5 jahren] war; damit sie nicht auch so handeln, wie sie es bei ihren eltern nicht gut fanden, wenn sie alt/älter sind. ich für mich habe mir das auch schon mal aufgeschrieben, damit mir das nicht passiert [aber is' ja noch'n bißchen hin, ne? ;)].

  • smilla sagt:

    Linda im Glück; also das klingt ja richtig toll (muss gleich an Bullerbü denken, könnte aber auch am Schnee draussen liegen 🙂 )

    rebhuhn, wie reagieren denn deine eltern darauf, wenn du sie ansprichst? Wie Mohnrot sagt ist ja das 'wegignorieren' ein Thema…
    Und du hast sicher noch ein bisschen Zeit, glaube ich auch 🙂

  • rebhuhn sagt:

    ich leite das thema oft ein, wenn wir über die letzte zeit meiner oma sprechen [die sehr schwierig war!]… dann rufe ich ihnen die halsstarrigkeit meines opas ins gedächtnis, der heute ziemlich glücklich im altersheim ist und sage ihnen mit 'nem zwinkerndem auge, daß ich nicht so lange warten werde, wie sie – also, mit dem 'einschreiten'. weil wir [naja, sie – ich hätte usw. usf. …] so lange gewartet haben, bis mein opa schwerste depressionen hatte und er meine oma so krass pflegen mußte, daß er sich dabei selbst beinahe die physische gesundheit ruiniert hätte.

    meine eltern können auf dieser ebene sehr gut mit mir darüber sprechen. allerdings ist es bei ihnen nochmal anders, weil meine großeltern 'nur' miet-/wohnrecht auf lebenszeit hatten, meine eltern aber in ihrem 'mit den eigenen händen erbauten' haus wohnen.. mal sehen. 🙂

  • mecamo sagt:

    Interessanter Artikel. Als mein Opa starb, wollte meine Oma auch so lang, wie möglich alleine & selbständig in ihrem Haus wohnen bleiben. Leider veränderte sie sich zum Negativen mit der Zeit und baute irgendwie ab, meine Mom, die in Frührente war konnte dies nicht mehr ansehen und nahm sie zu sich. Das ist nun fast ca.10 Jahre her, meine Oma wurde vor Kurzem 88Jah. alt. Ich glaube, hätte meine Mom sie nicht aufgenommen, wäre Omi vereinsamt…Aber ich stell mir den Gedanken einfach nur schrecklich vor, wenn man als 'Kind' nicht die Möglichkeit hat seine Eltern im Alter aufzunehmen oder pflegen zu können wegen des Berufes oder so, da bekomme ich oft Bauchweh…

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