Shopping sucks

Andreas habe ich zwar auf der Strasse getroffen, allerdings nicht zufällig, wie die meisten der hier im Blog versammelten, sondern in voller Absicht und mit Uhrzeit. Andreas und mich verbindet eine Netz­bekanntschaft, entstanden weil uns, quasi als Kennenlern-Vehikel, ein gemeinsames Interesse verbindet: das Heliosgelände in Köln Ehrenfeld. Dort soll, wenn es nach den Plänen des Investors geht, eine Shopping­Mall mit 20.000 – 30.000 m² Verkaufsfläche errichtet werden. Gegen dieses Vorhaben hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, in der Andreas aktiv ist: „Das Heliosgelände ist, gerade aus Unternehmersicht, natür­lich ein Filetstück. Man darf ein solches Grundstück nicht der Immobilienwirtschaft überlassen.“
Wie man das Heliosgelände in Zukunft nutzen könnte, ohne dabei allein auf kommerziellen Profit abzuzielen, darüber gibt es auch innerhalb der Bürgerinitiative unterschiedliche Meinungen und Vorstell­ungen. Neben Gedanken zu den Themen städtebauliche Struktur, Umwelt und Ver­kehr kann man sich auf der Seite der BI über weitere Aspekte und denkbare Nutz­ungen informieren : „Eins kann man auf jeden Fall sagen; eine Shopping-Mall ist die denkbar schlechteste Idee für dieses Gelände.“

Dieser Ansicht scheint auch der in Köln lebende Künstler Rakaposhii zu sein, dessen Werk eine Außenmauer des Helios­geländes ziert.
Weiter geht’s, bitte hier entlang…

Andreas gehört der Wählergruppe Deine Freunde an, die einen ganz besonderen Plan für das Heliosgelände ersonnen haben: den Adenauer Bauwens Park. Wie der aussehen könnte und welche weiteren Nutzungsmöglichkeiten Deine Freunde für denkbar halten kann hier nachgelesen werden.

So ist die wertvolle Fläche zu den Füßen des Heliosturmes auch nicht angemessen genutzt. Und doch steht dieses, zugegeben hinfällige, Bauwerk für etwas, das meiner persönlichen Meinung nach auf dem Helios­gelände unbedingt zu bewahren oder neu zu ermöglichen ist; kleinteilige Nutzung und vielfältige Projekte.

Der Heliosturm wird oft als das Wahr­zeichen Ehrenfelds bezeichnet, und steht als Sinnbild für das gesamte Gelände. Und das braucht nun Schutz.
Wie die Historie des Kölner Leuchtturmes ist, der seit 1986 unter Denkmalschutz steht, warum auf dem Gelände in den 1920er Jahren Radrennen gefahren wur­den, und welches industrielle Unternehmen das Helisogelände 1882 als Firmensitz erbaut hat; Wikipedia gibt Auskunft.

Die BI Helios soll, kann, darf, will und muss unterstützt werden; wer immer sich berufen fühlt sich zu engagieren,  auch ohne konkrete Idee welcher Gestalt die eigene Hilfe sein könnte, kann sich einfach per mail hier oder hier melden, bei Facebook eine Nachricht hinterlassen, los-twittern, in einer der Arbeitsgruppen aktiv werden oder sich als Multiplikator verdient machen.
Und zu guter Letzt noch die Frage; wie steht ihr zu der ganzen Sache?
09.07.2011

17 Comments

  • Anonym sagt:

    Ich finde die Idee gruselig, hier in Ehrenfeld sowas zu bauen. Dieses Stadtteil ist so lebendig, dank Ateliers, kleinen Läden, Künstlern, etc. und dass soll alles einem Einkaufszentrum weichen, welches keiner braucht, außer der Investor selbst: ICH SAGE NEIN! Es sollte lieber in guten Läden auf der Venloer investiert werden, und weniger 1€-Läden und Handyläden geben.
    Und ein PARK finde ich super, Richtung Blücherpark, wunderbare Idee!
    Beste Grüße aus Ehrenfeld, Natàlia

  • Ciindey sagt:

    Hey,

    habe gerade einen Bericht im TV gesehen und darauf hin sofort nach deinem Blog gesucht =)
    Echt super Konzept bin eine neue Leserin =)

    Genau solche Menschen schätze ich sehr, die sich trauen sich von der Masse abzuheben. 😉

    LG Ciindey

  • Anna sagt:

    Ich bin zwar sehr froh, dass wir hier in meinem Viertel in Bielefeld nach 5 Jahren OHNE Supermarkt in direkter Nähe seit Oktober endlich wieder einen solchen haben! Aber schon als ich neulich irgendwo von dieser Shopping-Mall-Planung hörte (und mich fragte, "ob Smilla wohl was dazu bzw. dagegen macht" – nun habe ich die Antwort! :-)), habe ich gedacht, dass das ganze Investorvorhaben ziemlich haarsträubend wirkt…!

    Leider weiß ich gerade echt nichts anderes als meine gedankliche Solidarität mit der Bürgerinitiative anzubieten – aber die ist Andreas und seinen MitstreiterInnen und Dir, Smilla, sicher! Viel Erfolg Euch allen gegen solchen Verkaufsrauschwahnsinn!

  • Eve sagt:

    Ich finde es wirklich schade, dass immer größere Einkaufspassagen gebaut werden. Sicher mag das auch seine Vorteile haben, an erster Stelle jedoch nur für den Investor. Gerade die kleinen Geschäfte haben doch den Charme, wo man noch freundlich bedient wird und sich Zeit nimmt. In Bamberg zB gibt es aufgrund der vielen denkmalgeschützten Häuser fast keine großen Einkaufshäuser. Und genau das macht den Charme und Reiz der Stadt aus. Am Rand der Stadt haben sich mehrere solche Riesen Passagen gebildet, mit der Folge, dass die kleinen Läden in der Inenstadt immer weiter aussterben. Das ist nicht nur sehr schade, sondern hat sicher auch Einfluss auf die Immobilienpreise und den Tourismus. Gilt sicher für Köln auch in ähnlicher Weise.

    ICH HAB DICH GESTERN IN DEN NACHRICHTEN GESEHEN ! Und dazu gratuliere ich Dir herzlich ! Ich hatte es ja schon einmal geschrieben, aber Du verdienst schon einen Orden, denn Du fotografierst nicht nur Menschen und deren Kleidungsstile, sondern machst Dir auch die Mühe, die Geschichten dahinter zu erfragen und uns mitzuteilen ! Das finde ich besonders klasse und ich hätte nun gerne ein Autogramm 🙂

    Herzliche Grüße aus Franken sendet
    Eve

  • smilla sagt:

    Eve, haha, das ist echt lustig, danke! (mein ich ernst) ein autogrammwunsch, wie cool 🙂

    ach, leider bin ich grade sehr in eile, und muss meine antworten auf später verschieben…

  • Anonym sagt:

    Ein cooler blog, habe den gestern im Fernsehen gesehen, zum Thema "Fashion Week in Berlin".

    Gott sei dank ist die Mode so vielseitig, sonst würde es ziemlich traurig auf den Straßen aussehen

  • Roland sagt:

    Bleibt nur eines sich zu fragen: Hat Köln aus S21 gelernt?

  • Klickerklacker sagt:

    Wir wollen alle Autogramme!!!

  • smilla sagt:

    Natalia, vor allem weil die Venloerstrasse in direkter Nähe ist. Da gibt es vielleicht nicht alles was angeblich 'im unterversorgten' Ehrenfeld noch dringend gebraucht wird, also kein Saturn usw. Aber um noch mal Andreas zu zitieren: "Da geht auch keiner mehr nen Apfel kaufen, wenn er erst mal mit dem Auto in die Shppingmall gefahren ist." Und dass mit dem Auto dorthin gefahren werden wird steht für ihn fest: "Schliesslich wollen die Leute ihren xyZoll Plasmafernseher ja auch nach Hause bekommen."

    Ich könnte mich totlachen, wenn ich höre, dass Ehrenfeld unterversorgt ist. Wir armen hier, haben gar kein eigenes H&M. Das ist natürlich wirklich bitter.

    Mir gefällt die Idee mit dem Park auch sehr gut, so verblüffend sie erst auch klingt.
    Und die ca 8000 qm Verkaufsfläche, die es auf dem Gelände ja ohnehin schon gibt, würden ohnehin erhalten bleiben, dafür gibt es ein 'bleibt so-Recht' dessen Namen mir partout nicht einfallen will gerade.

    Anna, Supermarkt ist ja noch mal was anderes als Shopping Mall. Und dass du dich fragst; was ich wohl mache..Ich kann gar nicht so viel machen, außer drauf aufmerksam. Wirklich machen kann eine Menge Menschen.
    Bei der Informationsveranstaltung zum Heliosgelände im letzten Jahr, von dessen Werbeplakat oben ein Foto ist, da waren gut 800 Menschen, und das hat schon ein deutliches Zeichen gesetzt. Nicht zuletzt deswegen ist es schliesslich auch dazu gekommen, dass es bei der Planung nun eine sog. 'vertiefte Bürgerbeteiligung' gibt.

    Eve, ich glaube ich möchte mal nach bamberg fahren…
    Köln selbst bietet auch bereits traurige Gelegenheit zum abgucken; in Kalk hat die Kalker Hauptstrasse schlapp gemacht, seit dem die Köln Arkaden dorts stehen. Logistisch ist das ganze sehr ähnlich, die Köln Arkaden stehen vielleicht sogar noch eine Schluck näher dran an der Kalker Hauptstrasse.
    Neulich war ich mite ienm Freund dort, der irgendein technikteil im ansässigen Media-oder was auch immer Markt kaufen wollte. Als wir wieder raus waren aus dem Einkaufszentrum hat er sich lustig über mich gemacht, weil ich in so einen anderen Modus gegangen wäre, kaum hätten wir die Tür durchschritten. Und das stimmt; ich wollte es tatsächlich nur hinter mich bringen, und hab alle persönlichen Filter komplett verschlossen, weil ich diese Shoppingmall atmosphäre so grauenhaft finde. Nur mal so als kleine Anekdote am Rande.

    Roland, was genau meinst du denn damit?

    Klickerklacker; schön ruhig bleiben…alles in bester ordnung 🙂

    anonym, mh, also manchmal finde ich ja, dass es ziemlich traurig aussieht auf den Strassen.

  • Anonym sagt:

    @Anonym/Natàlia

    Dann freue dich schon mal drauf, dass die Mieten steigen, wenn das Viertel aufgewertet wird.

  • @Anonym:

    "Dann freue dich schon mal drauf, dass die Mieten steigen, wenn das Viertel aufgewertet wird."

    Dass zu verhindern, darum geht es ja in Ehrenfeld. Wir wollen nicht, dass bestimmte Bevölkerungsschichten (die vier A's: Arbeitslose, Ausländer, Arme und Alte) aus dem Viertel vertrieben werden. Und genau deshalb muss die Politik tätig werden und darf der Immobilienwirtschaft – die anfängt, sich für Ehrenfeld zu interessieren – nicht das Feld überlassen, denn eins ist klar: Den Investoren sind die vier A's ein Dorn im Auge bei der Verwertung von Flächen. In der sauberen Welt der Investmentfonds gibt es keine Jugendlichen mit Bierpullen in der Hand oder alte Leute, die in Mülleimern nach Pfandflaschen wühlen. In den gesichtslosen Shopping-Malls gibt es Videoüberwachung, Schwarze Sheriffs – und nach 22 Uhr wird der vormals öffentliche Raum einfach abgeschlossen. Das kann auf einer klassischen Einkaufsstraße wie der Venloer Straße nicht passieren: Selbst wenn es dort nur noch Chai-Latten-Buden gäbe, es gäbe immer noch genügend öffentlichen Raum. Die Mischung machts! Ich persönlich habe auch nichts gegen 1-Euro-Läden, weil das bedeutet, dass in diesem Stadtteil Menschen leben, die dort aus Geldmangel einkaufen müssen – oder, ja, auch einkaufen wollen. Und die sollen bitteschön auch alle bleiben im Viertel.

    LG Andreas

  • smilla sagt:

    @anonym : hinter diesem zynisch vorgebrachten Argument der Sorge steckt ja ein ganz perfider Gedankengang; den Andrej Holm, der den Gentrification Blog schreibt im Interview anspricht; so bei Minute 3:48

    Interview: Kanalbeat mit Andrej Holm

    Das A für Arme paart sich schon jetzt, und in Zukunft erst recht, immer häufiger mit dem A für Alte.
    Erst gestern habe ich eine alte Dame, 84, auf der Strasse angesprochen, der ich erklärt habe, dass ich alle möglichen Menschen anspreche für meinen Blog; "Arme, Reiche, Alte, Junge"
    Offensichtlich alt, war ihre Antwort: "Aha, na, ich gehöre zu den ersteren." Leider hat sie sehr gezögert sich fotografieren zu lassen, und so habe ich darauf verzichtet.

  • smilla sagt:

    ach, heisst übrigens KanalB.at, nicht Kanalbeat…

  • Zum Thema Gentrifizierung gibt es ein interessantes Interview mit dem Journalisten und Aktivisten Christoph Twickel auf der Seite der Bürgerinitiative: http://www.buergerinitiative-helios.de/2011/01/gentrifizierung-ist-klassenkampf-von-oben/

  • smilla sagt:

    Andreas, danke, prima Interview, hatte ich noch nicht gelesen.
    Hier der link:
    Gentrigizierung ist Klassenkampf von oben

    Ob Köln allerdings, wie Christoph Twickel sagt, das Interesse verfolgt interessante Menschen nach Köln zu holen, um im innerdeutschen Metropolenwettkampf mithalten zu können, wage ich zu bezweifeln. Das Gegenteil scheint mir ehre der Fall zu sein; siehe Karin Baier. Ich fürchte es geht ganz platt nur ums Geld, Köln und das Bruttosozialprodukt.

    Zum Thema Lobby-Politik, das kurz angesprochen wird, gibt's auch nen ganz interessanten TV Beitrag, der kürzlich bei 'Konsumpf' gepostet wurde.
    Lobbykratie, die inoffizielle Macht

    Lobbyisten mit einer Wirtschaftsmacht im Hintergrund haben es leichter, als diejenigen, die auch ihre Interessen innerhalb der demokratischen Möglichkeiten durchsetzen wollen. Das ist nicht unbedingt eine Neuigkeit, wird aber am Beispiel der "Abschaffung des elterlichen Züchtigungsrechts" sehr anschaulich vom Präsidenten des Kinderschutzbundes Heinz Hilgers erklärt. Über 20 Jahre hat der Kampf um das Recht eines jeden Kindes auf gewaltfreie Erziehung gedauert.
    "…da sieht man mal, was man für dicke Bretter bohren muss, um im demokratischen Prozess Erfolg zu haben."

    Geringe Wahlbeteiligungen, wie gerade beim Godorfer Hafenausbau, sind da um so schmerzlicher, besonders wenn die Politiker dann öffentlich den Schluss daraus ziehen, das alles wäre eben zu kompliziert für den Bürger, und fortan seien Entscheidungen solcher Art allein im Rat zu treffen.

  • Anna sagt:

    Der Link zum Fernsehbeitrag funktioniert leider nicht – liegt's an meinem Browser??

  • smilla sagt:

    Anna, stimmt, der geht nicht. danke für den Hinweis..
    also, auf ein neues:
    Lobbykratie-Die inoffizielle Macht

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