Seile, Seile, Seile

Luza lebt in Marseille, kommt eigentlich aus Ungarn und in Köln hat sie einen Schrebergarten. Ab und an kommt sie des­wegen her: „Ich habe hier auch Freunde, die sich sonst um den Garten kümmern.“ Luza vermittelt eine so selbst­verständliche Entspanntheit, dass mir gar nicht in den Sinn kommt zu fragen, wieso sie aus­gerechnet in Köln einen Schreber­garten hat. Luza hat Textildesign in Bu­dapest studiert, und momentan ver­knüpft sie Design, Kunst und persönliche Neigung, und zwar im Wortsinn: „Seile, Seile, Seile“ ist ihre Antwort auf die Frage, was sie momentan innerlich oder äußerlich beschäf­tigt, und schon holt sie ein kunst­voll geknotetes, kurzes Stück Seil hervor. „Ich mache Knoten, ich fessele damit Menschen, oder mich selbst. Auf eine Art ist es pornographisch.“ Das ist nun nicht, wie ich es nennen würde, aber als jugend­frei kann Luzas Seite auch nicht  gelten. Vermutlich provoziere ich mit diesen  Worten genau das Gegenteil des von mir beabsichtigten, (was mir ja spätestens klar sein müsste, seit der Kaspar und der Seppel mit der Aufschrift „Vorsicht Gold“ den Räuber Hotzenplotz übertölpelt haben). Nun gut…
Luza lives in Marseille, is from Hungary and she owns an allotment garden in Cologne . From time to time she comes here to take care: „Usually friends of mine are looking after ist.“ Luza conveys an impression of such a deep relaxation, so that the question why she here of all places has a garden doesn’t even cross my mind. Luza has studied textile design in Budapest, and at the moment she connects design, art and personal affection in her work: „Ropes, ropes, ropes“ ist her answer on my question what keeps her busy in these days, inwardly or outwardly, and immediately she gets an artfully knoted rope out of her pocket. „I make knots, I tie up others or myself. Somehow it is pornographic work.“ That’s not the word I would choose, but I can tell that her site wouldn’t get a X-certificate. Probably I trigger a run by youth to her site using these words.  That’s what happens, if you put the stamp „forbidden“ on things; at least then they become really interesting.

Während ihres Studiums hat sich Luza eine Reihe kunstfertiger Techniken des Kno­tens, Flechtens, Schnürens und Strickens angeeignet, die sie nun in ihrer Kunst anwendet. Das Fesseln lebt und liebt sie: „Viele Menschen sind sexuell fasziniert vom fesseln oder gefesselt sein. Das findet oft heimlich statt. Ich bin nicht dafür, dass das heimlich sein muss.“ Ebenso klar formuliert sie auf ihrer Webseite die Distanz zum „macho sexist aspect“ der in der Bondage Szene so weit verbreitet ist. Sie arbeitet mit sexuellen Subjekten, nicht mit Objekten, wie sie betont. Ihre Kreationen am Leib – und auch die ohne Leib, die an verlassene Häute oder Schalen von Tieren erinnern – werden meist von Fotografen im Bild festgehalten: „Aber ich möchte gerne auch Tanz und Performance miteinbinden, daran arbeite ich gerade.“ Was Luza fasziniert ist zum einen das Design, das Schöne, zum anderen die menschliche Beziehung und Verbindung.
During her study she learned a lot of skillful techniques of knotting, knitting, lacing and wattling, which now are influencing her artwork. She loves and lives tying: „Many people are sexually affected by tying up somebody, or by being tied up. That often is kept as a secret. I don’t think it should be a hidden secret.“ On her website she points out just as clearly that she’s not ’secuced by the macho sexist aspect that is often present in the bondage scene‘. She works with sexual subjects, not objects, as she underlines.
Her creations on bodys – or as well those without bodies, remembering on abandoned skins or shells – are often put into scene by photographers. „But I try to combine my work with dance and performance, that’s what I’m working on since a while.“ Luza is fascinated by design and aesthetics on one hand, and by human relationships and interaction on the other hand.
02.07.2011

8 Comments

  • Klickerklacker sagt:

    Pornografie-gefahr?
    "Eintritt Strengstens Verboten!"
    …ist auch aus Räuber Hotzenplotz…
    find ich gut, wenn jemand das für sich auslotet und damit rumprobiert. Das ist doch mutig. Und dann noch diese Unbedarftheit, das auch zu zeigen, prima. Künstler!
    Das Seil, was sie dabei hatte, hätt ich gern gesehen, hast du da ein Foto von?

  • In dieses schöne, wache Gesicht zu sehen, macht Freude. Und ihr Outfit ist auch Klasse! Falls Seile, Seile, Seile zu so viel Entspanntheit sorgen, dass man seinen Schrebergarten 1000 km nördlich vom Wohnort hat: wow. Dann sollten sich wohl mehr Leute mal fesseln (lassen).

  • smilla sagt:

    Klickerklacker, nein davon habe ich kein Foto leider. Mit Unbedarftheit willst du sicher eher Unbekümmertheit sagen? Also, vermute ich mal, außer du meinst es zynisch?

    …haha, Eintritt strengestens verboten, na das passt natürlich. Ich kann übrigens mal sagen, dass der Link zu ihrer Seite einen einmaligen, unglaublichen, vorher nie dagewesenen rekord errungen hat, was die Klickhäufigkeit angeht.

    Sybille, danke für deinen Kommentar, schön gesagt! Und wach, den Eindruck hatte ich auch unbedingt. Ein Mensch mit sehr viel Platz in sich, wie mir scheint!

  • Sibylle sagt:

    Also, das hast du jetzt aber auchs ehr schön gesagt, das mit dem vielen Platz im Menschen!

  • Anna sagt:

    Der Grund des Kölner Schrebergartens hätte mich auch brennend interessiert!?? Dass Luza in Marseille lebt, ist völlig logisch: Wenn man ein "l" herausstreicht und das Ganze anders ausspricht, steckt das Wort "Seile" drin 😉

    Luza ist eine faszinierende, sehr schöne Frau – wenngleich ich mit den Hintergedanken zum Thema Seile für mich selbst, ehrlich gesagt, herzlich wenig anfangen kann!

    Du hast es wieder einmal effektiv erzeugt, Smilla: mein Fassen an die eigene Nase…! Danke!

  • smilla sagt:

    Anna, du Füchsin; Seile in Marseille, raffiniert!:-)
    …und es muss ja nicht jedem nach Fesseln und Seilen zumute sein, darum gehts ja nicht.

  • Sally sagt:

    spannendes thema und ein spannender mensch, ich werde mir direkt mal ihre seite ansehen…
    🙂

  • smilla sagt:

    sally, da bist du in guter gesellschaft :-),
    und, wie gefällt dir, was sie macht? Ich finde ja diese seilabsatzschuhe ganz ganz toll.

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