Als das das Schiff anlegt ist der Himmel über Helgoland grau. Die Überfahrt war ruhig, aber kalt. Anfangs sind viele Menschen an Deck umhergelaufen, doch schon bald waren es nur noch ein paar wenige. Die meisten einfache Arbeiter, zumeist Polen wie mir scheint. Zwei von ihnen stehen während der ganzen Fahrt. Eine Hand in der Tasche, in der anderen Hand halten sie abgegriffene Plastiktüten. Manchmal reden sie ein paar Worte. Ansonsten gucken sie in die Ferne. Es sitzen auch ein paar deutsche Handwerker draußen. Auf dem Rücken ihrer Arbeitskleidung steht, welchem Gewerk sie angehören. Einer packt seine Butterbrotdose aus, in der all seine geschmierten Brote und irgendwelche Würste nochmal in Alufolie eingewickelt sind. Ich merke, dass ich Hunger habe und laufe eine Runde durchs Schiff.
Drinnen sitzen überwiegend Touristen. Es ist warm und das Meer ist plötzlich weit weg. Der kleine Schiffskiosk ist leergekauft. Ich setze mich wieder nach draußen und denke fasziniert, was es doch für einen enormen Unterschied macht, ob man drinnen oder draußen ist. Besonders auf dem Meer.
Drinnen sitzen überwiegend Touristen. Es ist warm und das Meer ist plötzlich weit weg. Der kleine Schiffskiosk ist leergekauft. Ich setze mich wieder nach draußen und denke fasziniert, was es doch für einen enormen Unterschied macht, ob man drinnen oder draußen ist. Besonders auf dem Meer.
Ein paar Stunden später laufe ich den Klippenrundweg auf dem Oberland entlang. Viel sehen kann ich nicht, es ist neblig. Einen Ort im Nebel zu erkunden ist eine feine Sache. Es ist ein langsames sich annähern, ein behutsames Aufeinandertreffen. Ich mag das. Nur Stück für Stück gibt die Landschaft etwas von sich preis. Farben, Formen und Geräusche sind gedämpft. Fast ist es, als würde die Insel sagen: Wenn du dich wirklich für mich interessierst, dann nimmst du mich auch so.
Man ist mit sich und der Umgebung allein, ein exklusives Nebel-Tête-à-Tête. Die Ferne bleibt im Verborgenen, mit dem Nahen kann man sich verbinden, eine eigentümlich intime Entdeckungsreise.
Man ist mit sich und der Umgebung allein, ein exklusives Nebel-Tête-à-Tête. Die Ferne bleibt im Verborgenen, mit dem Nahen kann man sich verbinden, eine eigentümlich intime Entdeckungsreise.
Weiter gehts, bitte hier entlang …
Auch den Lummenfelsen kann ich zunächst nicht sehen. Dafür begrüßt mich eine spektakulärer Chor aus Vogelgeschrei. Von der trägen Ruhe, die der Nebel übers Land geworfen hat, sind Basstölpel und Möwen völlig ungerührt. Es herrscht ein geschäftiger Lärm der mich zum Lachen bringt, und der, weil ich noch gar nichts erkennen kann, auch einen wohligen Grusel erlaubt. Schließlich schälen sich die ersten Vögel aus dem grauen Dunst.
Auch das Unterland liegt verlassen da. Ein Mann eilt mit Feierabendschritten an mir vorbei, in der Hand eine Pizzaschachtel. Er verschwindet in einem Appartementhaus. Bestimmt ein Off-Shore-Arbeiter, spekuliere ich vor mich hin, und bin ein wenig neidisch auf einen Alltag am Meer.
In den nächsten Tagen ist der Himmel meistens so blau, wie ich ihn für meine Arbeit brauche. Es ist noch immer wunderbar kalt. Als ich am Tag meiner Abreise wieder aufs Schiff gehe, scheint die Sonne. Viele Menschen sitzen an Deck. Noch bevor wir ablegen dreht das Wetter. Wolken ziehen auf und bringen Nebel mit sich. Helgoland verschwindet im grauen Dunst. Der Nebel winkt sachte herüber und macht mir den Abschied schwer.
Später kommen ein Mann und eine Frau durch die schwere Eisentür an Deck. Sie gehen ein paar Schritte und kehren rasch wieder um. Der Mann sagt: „Das bringt doch nix, wenn man nichts sieht.“
Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Man muss sich darauf einlassen und sie sehen wollen. Tolle Bilder, besonders das mit dem Schaf. Hammer !
Tolle Bilder und die Stimmung ist wunderbar beschrieben.
Danke, ich muss mir Helgoland auch endlich mal ansehen!
Angelika
Liebe Smilla,
Danke für diese Nebel-Bilder. Ich mag sie sehr.
Ich wohnte um die 1990 iger Jahre in Bremerhaven fast hinter dem Deich. Ich habe es geliebt, wenn der Nebel schwer in der Stadt und auf dem Wasser hing. Ob es nebelig war, das wußte ich schon morgens noch im Bett liegend. Denn ich hörte die Nebelhörner im Hafen und auf dem Meer tuten. Das war so ein ganz … hm… besonderes Gefühl, welches dieses Tuten in meinem Inneren auslöste.
Heute gibt es die Nebelhörner nicht mehr, weil die Technik nirgendwo halt macht.
Auf Helgoland war ich zwei Mal. Früher. Damals war das "Übersetzen" von dem großen Pott auf das kleine Beiboot nichts für schwache Nerven. 😀
Liebe Grüße vonner Küste
Oona
Das muss ein VERSEHEN gewesen sein, was der Mann zu der Frau gesagt hat!
Danke für diese wundervollen Arbeitsreisemitbringsel!
Knorke Bilder – und schöne Worte, die sich da aus dem Nebel schälen!
Der Nebel steht Helgoland sehr. Freundlich umwallt er die ziegeligen Baulangweiligkeiten. Und wie er die Räume verkleinert und intimer macht, das hast Du wunderbar eingefangen und beschrieben. Hast Du Glück, dort gearbeitet zu haben!
Lieben Lisagruß!
sehr schöne Fotos, tolle Stimmung!
darf man fragen mit welcher Kamera die geknipst wurden? 🙂
schöne bilder! so besonders.
Danke dir, Anna. Aber ich denke, das war kein Versehen 🙂
liebe Oona, ach, ich würd auch so gerne mal am Meer leben! Hach …
Mr. Wilson, habe die Ehre!
Lieben Dank, Trigitalistin. Mit einer Canon 5DMark3. Aber wie Arnold Newman sagt: 'We do not take pictures with our cameras, but with our hearts and minds.'
' Und wie er die Räume verkleinert'. ! Genau, das ist es. Ich mag das!
Unbedingt ansehen!! ich kenne nun auch ein tolles Hotel. Denn dort habe ich fotografiert, empfehle ich bei Bedarf gern!
Du hast eine tolle Kamera aber ohne dein fantastisches Auge würde sie nichts nützen. I love it all !!!!
Oh, so schön. Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Fotografinnen.
Liebe Smilla,
warum ich "Meer" geschrieben habe, dass weiß ich grad nicht. Ich meinte "Wasser". Auf der Weser und im Hafen. Bremerhaven liegt an der Weser. Weit ist es von da nicht mehr bis zur Nordsee. Also fast am Meer. *schmunzel*
Am Meer leben… Das würde ich auch gern. Ein lang gehegter Traum.
Kann ja noch werden! :O)
Demnächst habe ich ein Auto und so sind kurze Touren ans Wasser möglich. Ich mache Fotos.
Herzlichst
Oona
wunderschöne stimmungsvolle Bilder
und ein sehr einfühlsammer Text
ich bin gerne in Gedanken mit gegangen..
denn ich werde dort nie hinkommen
zum einen werde ich wohl nicht mehr reisen.. zum anderen werde ich seekrank.. 😉
liebe Grüße
Rosi
Ich habe nicht gewusst, dass Helgoland so aussehen kann. Wunderbare Photos.
Gustav ist sympathisch.
Sehr schöne Fotos, eingängig.