Keine Angst?

Vor wenigen Tagen hat bosch eine Frage gepostet: „Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?“ Diese Frage schiebe ich seitdem in meinem Kopf hin und her, und heute kam mir die Idee, sie auch anderen zu stellen. Gabi ist auf dem Weg zur Arbeit als ich sie anspreche; für das Kölner Mode-Label Wondrous arbeitet sie als „Verkäuferin, und, ach als Mädchen für alles.“ Ganz spontan beantwortet Gabi die Frage so: „Beschützerin von Witwen und Waisen.“ Sie lacht und überlegt: „Also, wenn ich keine Angst hätte, dann würde ich wohl extreme Tierschützerin werden; was Greenpeace da mit den Walfängern macht, das find ich richtig gut. Oder ich würde mich stark machen für sozial benachteiligte Menschen, Arme, Asylan­ten…“ Dass Angst einen abhalten kann auf hoher See gegen Walfangschiffe anzutreten kann ich nachvollziehen. Worin aber die Angst begründet liegt Menschen zu helfen, frage ich Gabi. Sie unterscheidet zwischen verschiedenen Arten und Wurzeln von Angst: „Es gibt ja viele Gründe für Angst: elementare Angst, Angst vor Menschen, Angst vor Verlust…  Angst hat ja auch was gutes, sie ist eine Warnung und sagt einem hier muss man Aufmerksamkeit hingeben.“
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A few days ago bosch posted a question: what would you do if you were not afraid of anything? This is an interesting question I think, and so I ponder since I’ve read it. Today I thought it would be nice to ask other persons as well. Gabi is heading to the shop she’s working at, for the cologne based fashion label Wondrous she works: „…as avendor, and well, as a maid-of-all-works.“ Her unscripted answer on this question is: „Protector of widows and or­phans…“ (sorry, bad translation of a well­known saying in german). She laughs and ponders: „Well, if I were not afraid, I guess I’d be a radical animal rights activist. I really appreciate how Greenpeace fights against whale catchers. Or I would  support socially disadvantaged people, poor people, asyum seekers…“ I understand that fear can keep someone from fighting against whaling ships in the middle of the ocean. But why could someone be afraid of helpingpeople, I ask Gabi. She differ­entiates between diverse forms of fear: „There are many reasons for fear: ele­mentary fear, fear of other people, fear of loss… Fear even is a good thing in a way, it’s a warning, it tells you to pay attention to something.“
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Die Angst um die eigene, körperliche Unversehrtheit nennt Gabi elementare Angst. „Ich klettere, und da habe ich darüber viel gelernt.  Angst kann ja  auch bewir­ken, dass einem tatsächlich  etwas pas­siert; man hört auf zu atmen, und kann dann bestimmte Dinge nicht mehr tun, die aber gerade wichtig wären.“
Die Angst, die ins Spiel kommt wenn man sich für andere Menschen stark macht und einsetzt hat einen anderen Ursprung. „Ich glaube, es ist die Angst vielleicht zu scheitern. Und  zuviel mitzufühlen und das gar nicht aushalten zu können.“ Gabi erzählt, dass sie bereits Menschen dabei geholfen hat Asylanträge auszufüllen oder eine Arbeitserlaubnis zu bekommen: „Und da dann eben auch zu sehen wie groß die Angst derjenigen ist und um wieviel es für sie geht. Das ist nicht leicht.“

Gabi hat durch die Liebe auch ihre Passion fürs Klettern entdeckt, und  sie betreut den Webshop der Kletterseite ihres Lebensgefährtens: „Da mach ich die Buch­haltung, Kundenbetreuung, da bin ich irgendwie auch Mädchen für alles.“
Und was ist ihr im Leben wichtig? „Zu­friedenheit.“ Sie lacht: „Ich bin zufrieden.“

Was würdet ihr tun, wenn ihr keine Angst hättet?

The fear of getting physically hurt is what Gabi calls elementary fear. „I’m climbing, and there I learned a lot about this kind of fear. Fear can cause harm, if you’re frightened you often stop breathing, and then you’re not longer able to do things which you better should do.“
The fear, which comes in when you help people is caused by a different reason: „I think it’s the fear to fail. And maybe to empathize too much while not beeing able to stand all this.“ Gabi tells me, that she has helped people with their applications for asylum or their request for work permit: „And then you can see the fear of those people, and how much is at stake for them. That’s not easy.“

Gabi discovered her passion for climbing when she met her man; now she works for the webshop he runs at his site: „I’m the book keeper, and I’m responsible for client service, I’m a maid-of-all-works, here as well.“
And what does she consider important in life? „Contentment.“ She laughs: „I’m contented.“

What would you do, if you were free from fear?

02.02.2012

19 Comments

  • Ich würde ein kleines Restaurant eröffnen, in dem ich die Köchin wäre. Doch die Angst vor dem Scheitern, vor der dann folgenden Mittellosigkeit, hält mich davon ab.

  • A-M sagt:

    Erstmal: Total tolle Klamotten. Die gefallen mir richtig, richtig gut.

    Was ich tun würde, wenn ich keine Angst hätte? Schwierig – bis vor einiger Zeit dachte ich immer, dann würde ich eine Weltreise ohne festes Ende machen. Darüber habe ich aber viel nachgedacht und dabei ist mir aufgefallen, dass es wahrscheinlich gar nicht meine Angst ist, die mich abhält, so eine Reise zu machen, sondern die von meinem Unterbewusstsein(?) gesetzten Prioritäten. Ein sicherer Job, ein Eigenheim, Familie, etc. – das ist mir doch noch etwas wichtiger als so eine Reise.

    Und wenn ich sonst so darüber nachdenke… Was würde ich gerne machen, was ich nicht eh schon mache…? Vieles – aber wenn ich ehrlich bin, ist es nicht die Angst, die mich abhält, sondern eher Bequemlichkeit.

  • Das was ich tue: Mich als Life-Coach etablieren, mein Herz öffnen, danken, anerkennen, mich ganz geben, nicht zurückhalten, eine Segelreise um die Welt planen, lieben, lieben, lieben…
    Und das tue ich nicht, weil ich keine Angst habe, sondern weil ich jedesmal, wenn ich wirklich die Angst überwinde, reich belohnt werde.
    Wünsch euch Mut!

  • rebhuhn sagt:

    dieser bogen hinter ihr macht das ganze in kombi mit ihrer kluft [<– positiv gemeint!] irgendwie mittelalterlich… sieht alles total gut aus. auch ihr augen-makeup! ich wüßte gern, welche frisur sie unter der mütze versteckt.

  • Schnitzel sagt:

    Vermutlich etwas sehr Dummes!
    Und ohne Mütze rausgehen.

  • Oona sagt:

    Lange Jahre beschäftige ich mich mit dem Buddhismus und mit der Achtsamkeit. Das zusammen mit den Erkenntnissen des Herrn Tolle hilft mir die Erkenntnis zu verfestigen – leider langsam, aber stetig – das es NICHTS im Leben gibt, wovor man sich ängstigen bräuchte / muss.
    Das Leben ist immer nur im JETZT. Und mit dem JETZT kann man immer umgehen! Diese Info überprüfe ich dauernd und bisher kann ich das nur bestätigen. Die Ursache des Gefühls der Angst liegt im Denken. Und das Denken kann man lernen zu kontrollieren und zu leiten. Ist allerdings nicht einfach und es dauert.
    Was ist genau JETZT Dein Problem? fragt Herr Tolle. Nicht in 3 Minuten oder morgen. Jetzt. Und? Das frage ich mich häufig und kann mich dann entspannt in mir zurücklehnen. Denn im JETZ T ist alles in Ordnung.
    Auf Deine bzw. die Frage, liebe Smilla, was ich tun würde, wenn ich keine Angst hätte. Ich versuche so gegenwärtig zu sein wie nur irgend möglich. Dabei komme ich Stück für Stück dem näher, was meine wahren Bedürfnisse und meine Priorität im Leben sind. Was ist in diesem Moment für mich wichtig? Wenn ich irgendwann zurückblicke auf mein Leben, dann hätte nichts anders sein können als so, wie es war. Denn ich lebte so authentisch, wie es mir in dem Moment möglich war.
    Aber da ich Oona bin und nicht Buddhaline: Hätte ich weniger oder keine Angst, dann würde ich mich mehr einsetzen. Für Frauen und Kinder. Ich würde mir ´ne Liebesbeziehung suchen und nach Neuengland reisen… das ganz normale Leben halt.
    Danke für diesen Post, Smilla. Er regt mich an wieder und weiter genauer auf meine weiterhin vorhandenen Ängste zu schauen. Welches DENKEN hält mich auf? Zum Glück werden sie weniger. Die Ängste. Und nur so kann ich es aushalten, dass ich in fünf Monaten ohne Arbeit bin…

    LG
    Oona

  • Oona sagt:

    Als erstes: mir gefallen die Farben von Gabis Kleidung!
    Keine Angst? Seit ich denken (!) kann bin in vielem ängstlich. War schon ein ängstliches Kind der Erzählungen nach. Was mich allerdings nicht verwundert. Andere Geschichte.
    Panische Angst kenne ich. Angst hat mein Leben bisher leider viel mitgestaltet. Irgendwann so Ende 20 habe ich angefangen Dinge zu tun, obwohl sie mir Angst machten. Heute gibt es noch immer Ängste, die mich in meinem Leben aufhalten und mich beeinflussen. Zumindest bin ich mir über die meisten meiner Ängste bewusst und deren Ursachen…
    Dann las ich vor vier Jahren das Buch von Eckhart Tolle „Jetzt“. Seit dem lese ich es immer wieder und begreife stets mehr.
    Was ist Angst überhaupt? Meine Erkenntnis: Angst ist unter dem Teppich einer Wohnung in Deutschland eine Schlange zu vermuten. Furcht ist, wenn ich gerade tatsächlich bei einer Bergwanderung in Gefahr gerate. Die Angst hat ihren Ursprung im Denken, und die Furcht ist eine spontane (überlebens-) wichtige reflexartige Reaktion des Körpers.
    Eckhart Tolle schreibt, dass es ein Vakuum gibt zwischen dem, was jetzt gerade in diesem Augenblick IST und dem, was wir DENEKN was passieren KÖNNTE. In diesem „Hohlraum“ entsteht die Angst. Ich befürchte, ich kann mich nicht gut ausdrücken. (Ich empfehle dieses Buch zu lesen. Es verändert das Leben. UND NEIN: ich habe keinen Vertrag mit dem Verlag :O).
    Ende Teil 1

  • Anna sagt:

    Und Du, Smilla? Was würdest Du tun??

  • Anna sagt:

    Wenn ich keine Angst (mehr) hätte, würde ich allen, die es wissen wollen, oder allen, von denen ich annähme, dass es ihnen helfen würde, es zu wissen, verraten, wie ich das geschafft haben würde.

  • mirikwidi sagt:

    Komisch, eigentlich gibt es für mich tausend andere Gründe, etwas nicht zu tun, Angst ist eher nicht dabei. Existenzangst, sicher, das ist vorstellbar, aber mich hält eher "Vernunft" von vielem ab. Extremsportarten würde ich sowieso nicht machen wollen ;-), das verbinde ich am ehesten mit Angst.
    Ich kenne aber Menschen, die vor vielen alltäglichen Dingen Angst haben, das ist sehr schlimm und sehr einschränkend.

  • Duck sagt:

    I love her blue eye liner! Controversial 🙂 So glad I started looking at the German blog links on Style Bubble haha

    xxx
    Duck

  • smilla sagt:

    Hi Duck 🙂 nice photos on your blog!

  • Anonym sagt:

    Wenn ich keine Angst hätte…
    – würde ich nach Australien reisen
    – würde ich einer bestimmten Person sagen, wie sehr ich sie liebe,
    – würde ich bestimmten anderen Personen einmal gehörig die Meinung geigen,
    – würde ich hier sofort ausziehen,
    – könnte ich mich im Internet frei bewegen,
    – könnte ich mich im Alltag und anderen Menschen gegenüber frei bewegen,
    – würde ich mich an meine Träume wagen…

  • smilla sagt:

    anonym: was ne liste! danke, ich bin nun neugierig, wer hinter dieser Liste wohl stehen mag.

  • Anonym sagt:

    Smilla: Jemand, die hier schonmal gepostet hat, über diese persönlichen Dinge sich diesmal aber nicht weiter outen möchte. Wenn ich nicht mehr so wintermüde bin, schreibe ich Dir vielleicht eine E-Mail. LG "anonym"

  • Anonym sagt:

    wenn ich keine Angst hätte würde ich sterben.Also ein etwas drastischerer Schnitt im Sinne von alles loslassen.

  • VL sagt:

    Hi Smilla,

    a pretty impressive blog – and this is now after I read all what you posted from today till this blog the first one which somehow enforces my wish to comment.

    If I was not afraid:
    1) I'd quit and search a new company to try my skills on
    2) I'd quit and be with my kids only
    3) I would not have sleepless nights like this one.

    I think this question begs the followup question: Why are you / am I / are we afraid?

    While I understand the "it makes us cautious" thing, I believe this is mostly true if you hunt an animal with a stone which is too strong for you.

    Then fear in our today's life is a bit…silly often. Of course it focuses our attention at certain points, but I believe virtue lies within silencing the fear, as it means something but most likely nothing which has to do with the decision you want to make, and just do what you feel is right for you. A solution, imagining yourself 1 year in the future was somehow right under the given circumstances.

    Often fear is recognition or a realisation. You realize, suddenly, that what you are thinking about will have consequences outside the usual (Organic Milk vs. Not Organic Milk can be quite a insignificant choice or the significant one of the year).

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