In einem Restaurant im großen Basar sehe ich im vorbeigehen diesen Herrn am Tisch sitzen, während er gerade Geschäfte macht. Ohne lang zu überlegen gehe ich hi- nein und spreche ihn an, obwohl sogar Geld den Besitzer wechselt und eifrig Zahlen- kolonnen addiert werden. Herr Canbula- toglu gestattet mir ihn zu fotografieren und rechnet seelenruhig weiter. Als er fertig ist wendet er sich mir dann zu; ich lerne einen ausgewählt höflichen Mann kennen. Ich frage ihn ob dies sein Restaurant ist, aber er verneint und zeigt nach draußen in die überdachte Halle des Basars; „There, my shop.“ Auf der ge- genüberliegenden Seite hängen jede Menge glitzernde Bauchtanzkostüme. „No, no.“ sagt Ömer und nun sehe ich die Säule im Gang. Hier ist sein Shop; er verkauft kalligraphische Werke in allen Versionen, und alte Karten der Stadt. Seit 47 Jahren betreibt er dieses Geschäft, seit 45 Jahren ist er auf dem großen Basar.
As I pass by a restaurant at the Grand Bazaar I see this man sitting on a table, doing his business with another man. Altough he’s adding up figures and they even deal with money I don’t think twice and approach him. Mr.Canbulatoglu allows me to take his picture and continues writing placidly. As he’s through with his business he pays his attention to me, and I get to know an extremely polite man. I ask him if this is his restaurant, but he denys and points his finger outside the market hall: „There, my shop.“ he says and on the opposite site I see a lot of glittery belly-dance-costumes. „No, no.“ Ömer says, and now see the column at the hallway; this is his shop. He sells all kinds of calligraphic arts and old maps of Istanbul. He does this since 47 years, and since 45 years he’s at the Grand Bazaar with it.
„Gesundheit ist das wichtigste im Leben, sagt Ömer, und er weiß wovon er spricht. Seit einer Kehlkopfoperation kann er nur noch sprechen in dem er einen Finger an die operierte Stelle drückt, wo sich ein kleines Sprachimplantat befindet. „Und das Herz ist wichtig.“ sagt er und tippt zuerst auf sein Herz und dann auf meines. Weil in der Türkei gerade der Fastenmonat Rama- dan ist frage ich Ömer ober er ihn einhält: „Ja“ sagt er, „das ist sehr wichtig für mich. So komme ich dem göttlichen näher und kann lernen was das bedeutet.“ dabei macht er zur Erklärung mit den Armen Bewegungen nach oben. Ich trinke noch einen Tee im Restaurant, und als ich gehen will bringt Ömer mir ein Geschenk: es ist eine Karte auf der in geschwungenen arabischen Schriftzeichen steht: „Es gibt nur einen Gott.“ Ömer sieht mich an, und lächelt hintersinnig:“…aber der wohnt nicht im Himmel! Der wohnt im Herzen.“
„Health is the most important thing in life“Ömer says and he knows what he’s talking about. Since a laryngeal operation he can only speak by pressing his finger on his neck, where a little speech-implant is located. „And the heart is important,“ he says, tapping on his heart first and afterwards on mine. For the reason that currently is the month of ramadan in Turkey I as him if he is adherencing it. „Yes, “ he says, „that means a lot to me. So I can get closer to the devine, and I can learn about it.“ underlining his words by moving his arms upwards. I rest for a while and have tea at the restaurant. When I’m ready to leave he comes to me with a gift in his hands. It’s a card with sweeping arabic signs, saying: „There is only one god.“ Ömer looks at me with a subtle smile: „But he doesn’t live in heaven! He lives in the heart:“
Liebe Smilla,
herzlichen Glückwunsch zu diesen schönen Begegnungen! Von diesen Kalligraphien hätte ich gerne noch mehr gesehen, es ist ja eine wunderbare Kunst, in den Zeichen das Gemeinte abzubilden. Da kommt einem das eigene Getippe auf dem PC spontan ganz armselig vor… Viel Spaß weiterhin wünscht: Elke
und da geht mir das Herz auf;-)))
was für ein interessanter Mann!
Wow.
Wow.
Da gebe ich Herrn Canbunatoglu uneingeschränkt recht.
Liebe Grüße Astrid
Liebe Smilla,
danke für diese wunderbare Begegnung – ja, Du beschreibst sie wirklich so warm, dass ich's mir fast vorstellen kann als sei ich im Hintergrund dabei gewesen!
Kalligraphie – toll! Ich habe einen ausgesprochenen Faible für Buchstaben! Für Zahlen allerdings wenig, höchstens in Form von Telefonnummern und Geburtstagen, die ich mir glücklicherweise gut merken kann.
Mit seinem Rechnen erinnerte Herr Canbulatoglu mich spontan an das (Sterne-)Zählen des Geschäftsmannes im "Kleinen Prinz" – bloß dass der dortige Geschäftsmann alles andere als gelassen ist! – Und das, was er über das Herz sagt, passt auch zum "Kleinen Prinz", welcher sagt: "Man sieht nur mit dem Herzen gut!" (Ich liebe diese Geschichte – man sieht's, nehme ich an…!) Sogar seine Verbindung "nach oben" kann ich in Teilen durchaus nachvollziehen. Naja, und seine Wertschätzung der (verbliebenen) Gesundheit auch…!
Sie passt also wie angegossen zu mir, diese Deine Begegnung, liebe Smilla! Danke!
Liebe Grüße
Anna
wow, Smilla, da bist Du wohl einem Sufi begegnet-welch Gnade!!!
Come out of the circle of time and into the circle of love. ~Mevlana Jallaludin Rumi
Wie wunderbar! Du triffst wirklich so viele 'schöne' Menschen! 🙂
Es macht einfach Freude, immer wieder hierher zu schauen.
Dein Blog ist wie ein Loch in der Wand … und voller neugier quetscht man sein Auge daran …
Danke, Du Liebe, für's Teilnehmen lassen – und Dir alles Gute in den Landen. Bleib behütet.
Herzlichst, Gisa.
ich hätte auch gern eines oder mehr der kalligraphie-bilder gesehen :)!
mir scheint's, als ob du dort auch gewinnst, an allem; kann das sein :)?
Wunderbar welche Menschen Du so kennenlernst und uns vorstellst! Danke!
anna, das ist lustig; ich hatte auch an diese zeile gedacht, sie kam mir so in den kopf, aber ich ich wusste nicht, dass sie aus dem kleinen prinzen ist.
rebhuhn, mmmhh, was meinst du denn damit genau? Ich erlebe hier tolle momente, und ich treffe tolle menschen, und mich selbst erlebe ich in all dem natürlich auch, immer wieder neu, so gesehen hast du also recht…
Deswegen ist mir Bewegung ja auch immer so wichtig, stillstand erschreckt mich…also eine gewisse art von stillstand..
elke, stimmt, hätt ich mal fotografieren sollen..
Liv; das hast du aber wirklich schön gesagt, mit dem loch in der wand! 🙂 vielleicht sollte cih meinen blog umbenennen in "Loch in der Wand" oder so, erst gestern hatte ich einen Kommenatr, in dem bemängelt wurde, dass der abgebildetet (Windkanal) ja nun echt nicht 'anders angezogen' wäre. Da ist auch sicher was dran bei einigen Menschen, aber ich kann ja schlecht den Titel meines Blogs ernster nehmen als die Menschen die mich interessieren..
Da denk ich schon ne weile drüber nach, deswegen beschäftigt mich dein kommentar wirklich. danke! 🙂
Liebe Smilla, das ist ja echt lustig – und schön! Schön war auch, dass Dein Kommentar mich eingeladen hat, mich heute nochmal in aller Ruhe einer wunderschönen Hörspiel-Fassung (noch auf Kassette[n]!) des "Kleinen Prinzen" zu widmen. Ich habe das gestern etwas verkürzt und nicht ganz richtig dargestellt: Es gibt dann noch verschiedene Anspielungen darauf, aber ursprünglich ist es nicht der Kleine Prinz selbst, sondern der Fuchs, der diese Zeile ausspricht. Hier nochmal zwei Auszüge aus dem Buch von Antione de Saint-Exypéry: Dort sagt der Fuchs:
"Geh die Rosen wieder anschauen. Du wirst begreifen, daß die deine einzig ist in der Welt. Du wirst wiederkommen und mir adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis schenken."
(…)
"'Adieu', sagte der Fuchs. 'Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.' 'Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar', wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken. …"
Dies also noch der Vollständigkeit wegen.
Das mit dem Loch in der Wand ha(s)t (Du), Liv, wirklich schön gesagt, finde ich auch! Den Kommentar zum Windkanal-Artikel hatte ich auch noch gelesen. Ist echt 'ne interessante Frage, die das aufwirft… Eine Lösung habe ich leider auch nicht. (Ganz davon abgesehen, dass ich ja gar nicht weiß, ob ich/wir dazu mitüberlegen soll[en]!?)
Liebe Grüße
Anna
Hallo Smilla,
Deine Bilder sind wirklich so schön. Ich könnte stundenlang in Deinem Blog herumsurfen – danke 🙂
Anna, klar 🙂 bin für Anregungen sehr dankbar.
ich schieb das wie gesagt schon eine weile in meinem kopf herum
es sind ja oft die leisen töne, die mir auffallen. und anders.anziehen impliziert vielleicht mehr die lauten töne??
ich meine, ich lass mich beim ansprechen der Menschen von meinem blogtitel nicht ablenken, ich mach einfach wie ich meine… 🙂
Rubenia, danke sehr! das freut mich!!
Smilla, ganz spontane und völlig unüberlegte Überlegung: Wie wär's denn mit: "Anders anschauen"??
Liebe Grüße nochmals!
Anna
Oh, ich hab' ja den Namen völlig falsch geschrieben… Also nochmal: Antoine de Saint-Exupéry. So ist es richtig! Sorry!
LG, Anna
Anna; mmhh…nich so wirklich… 🙂
Smilla, jetzt mal ernsthaft: Ich glaube tatsächlich, dass "anders anziehen" eher die lauten Töne impliziert. Jedenfalls weiß ich noch, dass ich während des Berichts im Fernsehen über Deinen Blog im ersten Moment mit etwas "Schrillem" gerechnet hatte und dann sehr angenehm überrascht war, hier zwar auch vielleicht Schrilles, aber eben genauso auch diese "leisen Töne" zu finden! Sowohl in den Bildern als auch in den Texten.
Hmmm – wirklich spannend, dieser Punkt… grübel, grübel… 🙂