Hofballett

Auf Berenikes Visitenkarte stehen drei Adressen: eine befindet sich in einem kleinen Ort in Oberösterreich, eine in Paris und seit kurzem hat sie auch eine Adresse in Köln. Berenike hat  Theaterwissenschaft studiert, zuerst in Wien, dann in Paris, wo sie die letzten 10 Jahre gelebt hat. Darüberhinaus hat sie eine Schauspiel­ausbildung an einer Privatschule absol­viert, und so kommt es, dass sie auch als Schauspielerin arbeitet: „Das mach ich aber hauptsächlich in Paris, da bin ich in einem kleinen Ensemble.“ Ich frage, ob sie eine Lieblingsrolle hat: „Oh..“ Berenike über­legt: „Jede Rolle, die ich gerade spiele.“ Momentan schreibt Berenike ihre Doktor-Arbeit: über das französische Hofballett. „Ich hab einmal eine Aufführung einer Compagnie in Paris gesehen, L’Eventail. Das war ganz anderes Ballett als ich es kannte; viel weicher.“ Das hat sie sehr begeistert. Früher, am Hofe Ludwig des XIV., erklärt Berenike, da war Ballett auch viel weicher in der Bewegung. „Und es waren eher die Männer. die getanzt haben. Heute ist Ballett ja überwiegend weiblich konnotiert, man denkt an die Prima­ballerina und so. Damals haben oftmals Männer die am politischen Leben beteiligt waren, oder die im Krieg gekämpft hatten, getanzt. Das ist ein bisschen, als würden die GI’s heute tanzen, nachdem sie aus Afghanistan kommen.“
Three addresses are printed on Berenikes card: one is located in a little village in Upper Austria, one in Paris and since a little while there is a third address in Cologne. Berenike has studied theatre studies in Vienna and Paris, where she has lived for the past ten years. In addition to her study she completed a training at a private acting school, and for this reason she works as an actress, as well: „But mainly I do this in Paris, I’m part of a small company there.“ I ask her, if there is any character she likes most: „Oh…“ Berenikes thinks for a moment: “ Always the character I play at present.“ Currently Berenike is writing her thesis on  french court balett. „Once I’ve seen a performance of a company in Paris: L’Eventail. It was a totally different ballet than I used to know, it was much softer.“ She was very delighted. In earlier times, at the court of Louis XIV., she explains, ballet movements also used to be more soft. „And back then mostly men used to dance. Today ballet primarily is connoted feminine, prima ballerina and all this. At that time often men who were involved in politics or who have been at war, used to dance. It’s like the todays GI’s were dancing after coming home from Afghanistan.“
26.10.2011

8 Comments

  • rebhuhn sagt:

    geiler mantel – schöne sätze, die sie sagt = 'schöne' einstellung [zum leben] – tolles bokeh [rot in beiden bildern :D]!

    ich mag deinen blog ja, ne?

  • Anna sagt:

    "Das ist ein bisschen, als würden die GI's heute tanzen, nachdem sie aus Afghanistan kommen." Es würde den GI's bestimmt helfen, mit den Traumatisierungen umzugehen, glaube ich; ich jedenfalls bin aus eigener Erfahrung der Ansicht, dass Tanzen SEHR heilsam ist!

    Berenikes Rock/Kleid und der Schal gefallen mir sehr!

  • smilla sagt:

    Anna, ich dachte ja im allerersten moment, es sollte besser vorher getanzt werden
    es sollte überhaupt mehr getanzt werden

    rebhuhn, tja, wenn du das so sagst, dann freu ich mich 🙂

  • Anna sagt:

    Smilla, das stimmt, vorher wäre bestimmt noch sinniger – oder noch besser: Tanzen STATT Krieg! Und überhaupt… JA!

  • Mrs. Jones sagt:

    Herrlich, ich bin erfreut über Junge Menschen die global und multikulturell Denken und Leben, zu lesen.
    L.G.
    Mrs. Jones

  • Klickerklacker sagt:

    Cooler Name! coole Schuh!

  • Sherry sagt:

    Einwenig ernst wirkt sie, etwas verspannt. Oder bilde ich mir das ein? Ihr Satz "Das ist ein bisschen, als würden die GI's heute tanzen, nachdem sie aus Afghanistan kommen" ist übrigens der Wahnsinn, weil so unvorstellbar. Dieses weichere Ballett hätte ich sehr gerne gesehen …

  • Annette sagt:

    Oh ich kann mich erinnern, mal kurz so'ne Art Ballett gesehen zu haben, von der Berenike da spricht: das sah tatsächlich alles sehr viel fließender aus, und seehr anmutig. Das mit der Theatercompagnie finde ich rasend interessant, so was habe ich auch mal vor: schauzuspielen auf Französisch, das wär's! Danke für den motivierenden post 🙂 Gruß aus Hamburg *Annette

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