Geliebter Norden

Serder kommt mir mit langen Schritten entgegen und auf meine Frage ob er englisch spricht antwortet er: „a little.“ Aus Erfahrung weiß ich inzwischen, dass dies keine zurückhaltende Untertreibung ist. Da ich nur „a verschwindend little“ türkisch spreche begleite ich ihn also zu seinem Freund um die Ecke, der übersetzen kann. Serder hat einen kleinen Klamottenladen mit trendiger Streetwear. Gerade in Bey- oglu gibt es sehr viele solcher Minishops; hinter abgerissenen Fassade und aufge- rissener Strasse befindet sich ein winziger Laden, ausgestattet mit weissen Wänden, bunten Lichtern und unpassend neu erscheinender Mode. Aber gerade dieser Widerspruch beschreibt das Normale. Serder hält den Ramadan ein; für ihn bietet diese Zeit eine Möglichkeit zu sich selbst zu finden. In Istanbul gibt es Stadtteile denen man tagsüber deutlich anmerkt, dass Ramadan ist. Die Strassen sind leer, die Restaurants sind leer oder gar geschlossen; es herrscht wenig Leben draußen. Beyoglu gehört nicht dazu; hier sind die Cafes und Restaurant tags wie nachts stets voll. Dennoch treffe ich auch hier immer wieder Menschen wie Serder, die die Fastenzeit für sich selbst als spirituelle Einkehr nutzen oder begreifen.
Serder comes at full pace along my way. On my question if he speaks english he replys „a little“, and from experience I know, that this isn’t a shy understatement. For the reason that I speak only a most humble turkish I accompany him to his friend around the corner, who’s able to translate. Serder runs a small shop with trendy streetwear. Especially in Beyoglu there are a lot of those mini-shops; behind rundown house facades and digged up streets those shops are located, stocked with white walls, blinking lights and seemingly in- appropriate modern clothes. But it is this contradiction which describes the norm- ality. Serder is adhering the Ramadan, to him this is a possibiliy to come to himself. In Istanbul there are some districts where it is obvious at daytime that currently Ramadan is taking place. The streets are empty, the restaurants are empty or even closed; there isn’t much life going on outside. That’s different in Beyoglu; here the restaurants and cafes always are crowded. Nevertheless I meet also in Beyoglu once and again people like Serder, who take this time as a spiritual period for themself.

„Das wichtigste im Leben ist meine Familie“, sagt Serder. Besonders im Moment spürt er das ganz deutlich, denn vor 2 Monaten ist sein zweites Kind zu Welt gekommen; ein Mädchen. Sein Sohn ist bereits vier und Serder hat sich seinen Namen in den Nacken tätowieren lassen. Kuzey, das bedeutet Norden.
„Most important in life is my family to me“ Serder says. Especially at the moment he can feel this very clearly; 2 months ago his second child was born: a girl. His son is already 4 years old and Serder`s neck-tatoo tells his name: Kuzey, which means ‚North‘.
24.08.2010

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