Follow the money

Natascha ist Amerikanerin und lebt seit gut 16 Jahren in Deutschland. Sie ist Musikerin; ihr Instrument ist die Oboe. „Aber ich arbeite nicht mehr als Musikerin; Oboe spielen ist sehr anstrengend und ich bin ein bisschen alt dafür.“ Vor drei Wochen ist sie 60 geworden und mit dieser Information versetzt sie mich  doch in Erstaunen. Natascha ist als erste schwarze Frau in New York auf der renommierten Juilliard University dem Studium der Oboe nach- gegangen, und war als erste schwarze Frau als Gast-Oboistin bei den New York Philharmonics engagiert. Danach wußte sie, dass sie nicht nur Klassik spielen möchte und hat sich auch dem Jazz und der Weltmusik zugewandt. Heute arbeitet Natascha als Sprach-Trainerin für Medien- oder Finanzfirmen; sie vermittelt aber nicht nur die Worte und Grammatik, sondern auch Körpersprache und die Eigenheiten amerikanischer Geschäftspartner: „Es ist wichtig zu wissen worin die Unterschiede bestehen. Amerikaner wollen nicht hören, dass es ein Problem gibt; es gibt nur Herausforderungen. Man muss schnell auf den Punkt kommen, einen neutralen Gesichtsausdruck wahren und wissen wie man mit welchem Gegenüber sitzt.“
Im Leben ist ihr wichtig „Frieden zu erlangen. Nicht in der ganzen Welt; den wird es nicht geben – leider. Aber in meiner Welt, um mich herum, da gebe ich mein bestes.“ Natascha erzählt, dass das Thema Frieden sie seit ihrer Jugend beschäftigt: „Aber wenn man wissen möchte wie die Welt wirklich funktioniert, dann muss man gucken wo das Geld ist. Geld beeinflusst alles. Das ist nicht schön, aber eine Tatsache. Follow the money“ sagt sie, „dann erfährst du sehr viel.“ Deswegen hat sie bereits im Alter von 15 begonnen das Wall Street Journal zu lesen.

20 Comments

  • Anonym sagt:

    Diese Musik ist Frieden… und sie hat dazu beigetragen…

  • Esra sagt:

    Wow, ich bin ebenfalls erstaunt! Das ist ein Wahnsinn, dass diese Frau 60 sein soll??
    Und was das Geld angeht, hat sie leider recht… "Geld regiert die Welt" ist eine sehr abgedroschene Phrase, sodass man nur selten versteht, was wirklich hinter diesen Worten steckt…

    LG
    Esra

    http://nachgesternistvormorgen.netai.net/

  • mirikwidi sagt:

    Oh, was für eine coole Frau! Ich finde sehr interessant was sie über Geld sagt, oft wollen sich die Menschen die Welt ja schönreden, gerade wenn sie eigentlich "Schöngeister" sind und überlassen die Macht den anderen. Meine unbedeutende, durch die Blume gesagte Meinung zum Verhältnis Künstler und Geld, oder zur "Wirtschaftsethik" oder …

  • judith sagt:

    wough, was für eine interessante, spannende, junge person!

  • Kimmi sagt:

    Mit dem Geld hat sie vollkommen recht, es beinflusst uns. alles.

    ▲mazeofillusion▲

  • Anonym sagt:

    ui, niemals ist sie schon 60! sie sieht aus wie allerhöchstens mitte 30.

    was ich außerdem sagen wollte, ich lese nun schon seit einiger zeit dieses blog und mir gefällt dieses projekt wirklich gut. danke für deine arbeit, die du hier hineinsteckst!

  • Isidora sagt:

    Wenn ich so aussehe mit 60, dann bin ich wirklich glücklich. Als ich las sie sei zu alt für das Oboe spielen dachte ich bei mir: Hä, die Frau ist doch höchstens 35….!

    Sie scheint irgend etwas verdammt richtig zu machen in ihrem Leben.

    Liebe Grüße,
    Isi

  • smilla sagt:

    Mirikwidi; mmh, ich versteh nicht recht; sie meint ja nicht "Scheffel Geld" ??
    jetzt hast du`s zu sehr durch die blume gesagt; ich steh auf der langen Leitung

    melancholieundübermut; danke sehr fürs danken, 🙂

    isi; "…etwas verdammt richtig zu machen in ihrem Leben:" schön gesagt 🙂

  • rebhuhn sagt:

    auch ich bin von ihrem jungen aussehen sehr beeindruckt… sie hat ja so gar keine falten, graue haare offensichtlich auch nicht. cool.

    das kann ich mir aber vorstellen, daß es schwierig ist, oboe zu spielen, wenn man älter wird; man braucht schon sehr viel druck und spannung im körper/zwerchfell/den lippen. das ist bei der geige nicht so gravierend, es sei denn, man bekommt es mit der halswirbelsäule oder den fingern [gicht oder so, habe jetzt schon angst..] zu tun. 🙂

  • smilla sagt:

    rebhuhn, so hat sie es mir auch erklärt; hätte ich gar nicht gedacht. ich hab gelesen dass man einfachere mundstücke herstellen (lassen) kann, die dann aber unter Umständen auf die spielqualität gehen, im sinne von weniger bandbreite, mal so laienhaft nacherzählt
    (keine gicht fürs rebhuhn!)

  • mirikwidi sagt:

    P.S.: Ich glaube, mit dem Gefasel wollte ich nur sagen, dass es auch für Künstler keine Schande wäre, wirtschaftlich zu denken … Sorry!

  • mirikwidi sagt:

    Na ja, hätte ich mir ja denken können, wenn ich so kryptisch daherschreibe, dass es nicht verstanden wird. Ich weiß auch nicht wirklich, was ich sagen will 🙁 , besser: ich sehe ein Problem, aber nicht die Lösung.

    Ich sehe eine Diskrepanz zwischen künstlerischem Angebot und dass der Künstler meist nicht davon leben kann. Das hat womit zu tun ? Ich kam darauf, weil diese Oboistin über Geld sprach und dass sich aus der Kenntnis finanzieller Gesetzmäßigkeiten einiges erklären lässt. Es kommt mir so vor, als hätten Künstler oft ein zwiespältiges Verhältnis zu Geld, so als würden sie sich prostituieren, wenn sie für ihre Arbeit Geld nehmen.

    Z.B. das Internet: Du Smilla, hast grad 617 regelmäßige Leser, wenn jeder monatlich 2 Euro zahlen würde, vllt. auch mehr, wäre das doch besser als nix. Ich weiß, dass das ein heißes Eisen ist und wahrscheinlich gar nicht machbar und ich schätze das Internet auch als demokratisches, weitgehend kostenloses, Medium. Es kann doch aber nicht sein, dass wieder nur eine bestimmte Spezies daran verdient. Es ist aber eben auch die "Schuld" der Anbieter selbst, wenn sie solchen wertvollen Inhalt wie deinen hier kostenlos und werbefrei zur Verfügung stellen.

    Ich persönlich hätte als Leser kein Problem damit, für die Nutzung bestimmter Seiten Geld zu bezahlen oder eben Werbung in Kauf zu nehmen.

    Also ich hoffe, dass das jetzt nicht zu persönlich war, ich habe auch seit deinem Beitrag über Wirtschaftsethik auf dem Thema rumgekaut, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Im Bekanntenkreis habe ich einige Künstler (Maler, Bildhauer, Keramikerin…), die so tolle Arbeit machen, ich finde es total frustrierend, dass sie einfach nicht davon leben können. Es helfen da auch keine Apelle , ich weiß nicht, was zu tun wäre …

    Wieso ich grad bei diesem Beitrag drauf kam weiß ich nicht genau, wahrscheinlich, weil sie das Thema Geld ansprach und sich damit auch intensiv beschäftigt, was ich eben für eine Künstlerin einfach ungewöhnlich finde, aber gut. Man muss es nicht scheffeln wollen, aber ich finde es legitim – auch für Künstler – seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nur von Lob und Applaus kann niemand leben.

  • Klickerklacker sagt:

    oha, wouppie…cool!!!

    und du warst jetzt deswegen solange offline um extra für diesen Post nach New York zu fahren? Das nenn ich Einsatz.

    Der Film ist ein bisschen Traurig…

    aber das mit dem Geld ist ja auch ein bisschen Traurig.

  • Isidora sagt:

    Das Beste ist: ich habe meinem Mann das Bild dieser Dame gezeigt und ihn raten lassen wie alt sie ist. Da sagt er doch glatt 65!
    Ich muss dazu sagen, dass er Hausarzt ist und jeden Tag sehr viele Menschen zu Gesicht bekommt. Er hat sozusagen professionell an der Kleidung vorbei gesehen und sich auf das Wesentliche konzentriert. 😉

    Liebe Grüße,
    Isi

  • Anonym sagt:

    …mensch smilla- du triffst echt die spannensten menschen…..danke mal wieder!

    lg sabine

  • Margit sagt:

    Was für eine interessante Frau, kann gar nicht glauben, dass sie schon 60 sein soll. Aber vielleicht liegt es auch ein bißchen an dem Frieden, den sie sicher auch mit sich geschlossen hat. Viele laufen dem Leben hinterher, weil sie meinen, etwas zu verpassen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Wenn man in Frieden mit sich selbst lebt, ist das Leben entspannter und damit man selber auch. Das wirkt sich logischer Weise auch auf die Gesundheit, die Ausstrahlung, eben auf das Äußere aus. Ich finde es immer wieder sehr interessant, Menschengesichter zu studieren und mache mir dann meine eigenen Gedanken, was diese Menschen so erlebt haben könnten, bzw was so in ihnnen vorgeht.
    Vielen Dank für diesen schönen Beitrag.
    Liebe Grüße, Margit.

  • smilla sagt:

    mirikwidi; da sprichst du ja ein sehr wichtiges riesenthema an, ein kommentar dazu von mir folgt
    später nach, vielen dank aber schon mal, beschäftigt mich nämlich auch sehr, stets.

    klickerklacker, fanden wir auch beide schön, natascha und ich, unseren ausflug nach new york, mal eben schnell. und ja, der film ist ein bisschen traurig, aber passt auch sehr zum thema frieden, das natascha anspricht

    isi, das ist interessant, ich habe natürlich dann auch immer gesucht in ihrem gesicht..natascha ist beim fotografieren immer ein wenig umhergetänzelt, und sie ist überhaupt mit dynamischen, federleichten Bewegungen unterwegs.

    margit; wie isi sagte; sie scheint irgendwas verdammt richtig zu machen 🙂

  • prjanik sagt:

    Ich mußte bei dem Bild sofort Whoopie Goldberg denken *smile* Und sie ist doch nicht wirklich 60 Jahre alt???
    Auch bei Musikern gibt es eben sowas wie "Berufskrankheiten". Bei Streichern ist es zum Beispiel oft die Wirbelsäule und die vielfältigsten Verspannungen. Bei Bläsern ist es bestimmt auch ähnlich.

  • Oona sagt:

    WOW! Schon mit 15 Jahren das Wall Street Journal zu lesen ist ungewöhnlich.
    So ist es. Geld regiert die Welt. Das war immer so und ich befürchte, daß es auch immer so bleiben wird.
    Interessanter Lebensweg von der Frau. Dazu noch das Alter, welches man schon sieht, wenn man genau hinschaut.
    Wieder eine tolle Vorstellung, smilla!
    Grüße
    Oona

  • smilla sagt:

    mirikwidi; spät aber dennoch:
    Das Künstler und Kreative oftmals nicht von ihrer Arbeit leben können ist leider nur zu wahr. In Zeiten in denen das Geld knapp ist wird auch oft an der "Anschaffung" von Kunst, Kreativität und anderen Dingen, die als "Luxus" empfunden werden, gespart. Besonders auch im sogenannten Mittelstand, der für kreative eine wichtige Kundengruppe darstellt.
    Aus eigener Erfahrung und aus Berichten guter Freunde kann ich sagen, dass es oft ein zähes Verhandeln um Geld und Entlohnung ist, und Wertschätzung ist dabei ein großes Thema.
    Die Wertschätzung der eigenen Arbeit, des eigenen Könnens, aber auch die entgegengebrachte Wertschätzung. Gerade bei (vermeintlich) schwer messbaren Leistungen ist oft ein Denken vorhanden nach dem Motto; das war ja leicht; 2 Striche auf dem Papier, das hätt ich auch gekonnt (oder so.)
    Ich finde das ganz schön mühsam oft, und gleichzeitig ist es auch wirklich schwer immerzu neu zu verhandeln, bzw, nicht immerzu Freundschaftspreise auszumachen. Deine Idee mit den Lesern finde ich interessant, und es gibt ja so Einrichtungen wie Flattr und Kachingle, allerdings hab ich da nur ungefähres Halbwissen.
    Wieviel oder ob das spürbar was bringt ist fraglich.
    Dieser Blog hier macht jedenfalls ebenso viel Spaß wie Arbeit, das steht fest. Und wenn ich eine Methode wüßte wie ich damit ernsthaft Geld verdienen könnte, ohne meine Unabhängigkeit aufzugeben, oder ohne zur Litfasssäule zu werden, ich würd mich mehr als freuen.
    Geld verdienen ist ja in gewisser Weise, und das meine ich durchaus auch wohlwollend, ein aggressiver Akt; man muss sich etwas nehmen, etwas fordern. Seinen Wert kennen, und eine adäquate Gegenleistung verlangen. Gerade bei Leistungen, nach denen keiner gefragt hat, wie Kunst oder vielleicht auch ein Blog, ist das umso schwerer. Und vielen ist diese Fähigkeit auch nicht gegeben; deswegen gibts Agenten und Agenturen.
    Das mit der Wirtschaftsethik war ja gemau das; mir wurde ein Preis angeboten der dermaßen unterirdisch war, dass ich nur sagen kann, wer so ein Angebot macht hat entweder keine Ahnung, ( was ich leider ausschliesse) kein Gewissen und vor allem keinen Respekt, bzw. noch schlimmer; gar keinen Bezug mehr zu so etwas wie Respekt. Die Wirteschaft interessiert sich für kreative Leistung. Gut. Dann muss sie auch bezahlen.

    Ein Herr von der Agentur hat übrigens noch mal angerufen, sich für das schlechte Angebot entschuldigt, dabei seinen Kollegen diskreditiert, und ein weiteres schlechtes Angebot hintenangefügt.
    Und er konnte gar nicht verstehen, dass ich nicht einwillige. Wirklich, er war ehrlich verblüfft, und ganz ungeduldig ob meiner Sturheit.

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