Einfach so

Frau M. kommt gerade vom Friseur als ich sie anspreche. Zum ersten Mal hat sie sich ihre weissen Haare blond färben lassen. Einfach so, weil sie das mal ausprobieren wollte. Wir sind schnell mitten im Ge- spräch; als hätten wir uns nicht gerade erst kennengelernt sondern wiedergetroffen. Frau M. ist Sozialarbeiterin und auf die Frage worauf es ihr im Leben ankommt antwortet sie spontan; „…dass man Normen und Werte nicht einfach über- nimmt, sondern für sich persönlich hinter- fragt.“ Dann überlegt sie ein bisschen und fügt noch einiges hinzu; …dass man sich wirklich für sein Gegenüber interessiert. Und dass man sich selber treu bleibt, bzw. erst mal lernt wie das geht. Damit man Unterschiede akzepztieren kann, und zu sich selber steht.“ Aus allem was sie aufzählt entsteht ein neuer Gesprächs- faden für uns, und wir stehen eine ganze, schöne Weile miteinander da und reden. Auch über sehr persönliche Dinge. Das geht auch mitten auf der Straße, ohne Vor- ankündigung.
Mrs. M has just been at the hairdresser when I approach her. For the first time she colored her white hair blond. Just because; she was curious enough to have a try. Quickly we’re in the middle of a talk, which makes me feel like we meet again, not getting to know us. Mrs. M is a socialworker, and on my question what life is about she spontaneously replys; „That one doesn’t assume standard values and norms, but questions them.“ Then she thinks for a minute and adds some more; “ …that one really is interested in the person vis-a-vis. And that one stays true to oneself, or respectively first learns how to. So that differences can be accepted and one is able to stand for oneself.“ Everything she says opens up a new topic to talk about for us, and we stand quite a long and nice while together, talking. Also about very personal things. Thats possible, even in the middle of the street; without any arrangemant.
14.05.2010

22 Comments

  • sandra sagt:

    Hallo,
    es gibt Menschen, wo man sich sofort wohlfühlt. Und dann kann man auch nach kurzer Zeit über Persönliche Sachen reden. Ich denke, dass Frau M. ihre Berufung gefunden hat.
    Liebe Grüße
    Sandra

  • Anonym sagt:

    Frau M. schaut super aus!
    Sie ist toll gekleidet und alles passt perfekt zusammen. Mein Kompliment!

    Liebe Grüße,
    melanie

  • stilwandel sagt:

    ich hätte sie jetzt gern mal vorher gesehen.
    ich liebe weiße haare.

  • astridka sagt:

    Ja, das geht – aber nur in Kölle! Das sage ich als Immi, nicht als gebürtige Kölnerin. Bin in Bonn aufgewachsen – und das ist ja auch "Rheinland" – da war das nicht so.
    Würde mich aber bis jetzt auch nicht trauen, Menschen, die mir auffallen anzusprechen – das bewundere ich an dir, Smilla!
    Ich freue mich täglich auf deine Blogeinträge und habe bez. Grimme-Preis schon für deinen Blog gestimmt.
    Alles Gute weiterhin
    Astridka

  • Ruth P. sagt:

    wunderschoene Begegnung mal wieder.
    Interessant und gut beschrieben (wie immer).

  • mayarosa sagt:

    Hallo,
    schöne Geschichte 🙂 – und schöne Bilder sowieso. Bin auf den Blog über den KStA aufmerksam geworden und schaue jetzt immer mal wieder vorbei.
    Es gefällt mir, dass Du/Sie nicht Modepuppen, Hungerknochen oder Trendsetter fotografierst/fotografieren, sondern Menschen, Menschen wie sie sind, mit Persönlichkeit und Geschichte. Weiter So!
    Verlinke jetzt mal von meinem Blog hierher.
    Viele Grüße
    mayarosa

  • smilla sagt:

    @Sandra; ja, und sichet spielt auch der Umsatnd eine Rolle, dass sie es gewöhnt ist Kontakt zu immer neuen Menschen aufzubauen. das hilft sicher!

    mayarosa; danke sehr, genau darum gehts! Wobei ich nicht kategorisch Trendsetter ausschliessen möchte, mir gehts eher darum alles dabei zu haben.:-)
    danke auch für die Verlinkung

    @astridka; das würd ich gerne mal ausprobieren, wie das in anderen Städten ist, und auch mal woanders ein paar Tage fotografieren , und sehen, was da passiert. der Kölner, bzw. Rheinländer ist ja sicher zugänglich. Ich hab aber auch immer den Eindruck, dass das eigentlich was ganz normales ist.

    @Stilwandel; mir gings genauso, und ich dachte wenn ich sie VORHER getroffen hätte, hätte ich sie sicher gefragt, ob wir uns direkt danach noch mal kurz sehen könnten 🙂

    @Ruth P Danke!! freu ich mich drüber!

  • Anette sagt:

    Wieder so eine tolle Frau über 50 …
    Ich freue mich regelrecht über all die Damen, die es wagten aus der Faltenrock-Ära zu springen und der Welt mit schönsten Erscheinungungen zeigen, wie wunderbar flott auch das Leben ab 50 sein kann 🙂
    Das meine ich mit vollem Respekt … bin ja selbst auch schon ehr 50 als 45 🙂

    Freudige Grüsse, Anette

  • Andreas sagt:

    Ein tolle Frau! Danke, Frau Smilla!

  • Es ist wundervoll, mit welch einem tollen Gespür du immer die interessanten Menschen aufspürst, die einfach eine besondere Haltung zum Leben haben und das (nicht nur) durch ihre Kleidung ausdrücken!

  • Hallo Smilla,dein blog ist so gut,ich freue mich jeden Tag drauf!Und Fr.M. macht mir einfach Mut, dass es ein gutes Leben jenseits der 45 gibt und ich mich mal von all den teuren cremes und Ampullen, die ich angeblich alle brauche, verabschiede. Mach bitte weiter so, liebe Grüße, Steffi

  • N. sagt:

    Kompliment an Frau M., Sie sind eine schöne und gut angezogene Frau! Danke auch an Smilla fürs Einfangen 🙂

  • smilla sagt:

    @steffimail; jaa, ich glaube auch…die ampullen machens nicht 🙂
    Danke Dir für deine netten Worte!!

    @Demoiselle Libelulle; vielen großen Dank! 🙂

  • MissJanet sagt:

    Als 46jährige ernenne ich mich mal kurz zur Expertin und teile Folgendes mit: Ampullen und Cremes bringen es nicht, Zufriedenheit und ein positiver Ausblick, das läßt strahlen. Und Falten? Generell überbewertet!

  • Anonym sagt:

    Die Frau sieht klasse aus, klug, nachdenklich und gut. Daß sie sich außerdem todschick kleidet, ist das Tüpfelchen auf dem i.

  • Mim sagt:

    The most wonderful gaze. I trust this woman draped in shades of gray.

  • lundt sagt:

    sozialarbeiterinnen sind die besten (zumindest solche, mit stil, herz und verstand)!

  • Anonym sagt:

    … "M." war für mich schon Vorher mit weis(s)en Haaren eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Jetzt um ein Weiteres mehr …

    Da fallen mir Slogans ein wie "Liebe dich selbst – dann können Dich die Anderen gern haben!" – oder "Liebe Deine Nächsten wie Dich selbst!" …

    Machen Sie auf jeden Fall weiter so, Frau "M." – gefällt mir außerordentlich gut …

    C U @ H

  • smilla sagt:

    @anonym bzw. gruendl,
    passiert nicht oft, aber deinen Kommentar werde ich nicht veröffentlichen. Der erste Teil klingt verletzend, und das scheint sogar beabsichtigt zu sein.
    Beim 2 Teil mutmaße ich, villeicht durch den Ton im 1 Teil, Zynismus.
    Mein Blog ist ein schlechter Ort für Verhöhnungen. Ist einfach so.

  • Ulrike sagt:

    Frau M. hat wunderschöne Farben an, finde ich. Steht ihr auch sehr gut. Gefällt mir persönlich besser als ältere Frauen in quietschbunt, das sieht oft so aufgesetzt auf. Aber trotzdem natürlich: jeder wie er mag.
    Und ich hätte sie auch gern mit weißen Haaren gesehen…
    Bin selber übrigens auch fast 48, werde also von meinen Mitmenschen vermutlich auch als "älter" "einsortiert". Tjä, so is das. 🙂

  • Anonym sagt:

    Tut mir leid, wenn das so rübergekommen ist.

    Wollte weder verletzen noch irgendwelche Zynismen von mir geben. Bin in dieser Hinsicht leider, oder gottseidank sehr offen.

    Zu ihrem Blog kann ich nur sagen, dass dies das Beste ist das ich je gesehen bzw. gelesen habe. Der Hinweis mit der Retusche ist jedenfalls sehr ernst gemeint, da man dies in der heutigen Zeit wirklich äußerst selten sieht.

    LG Gruendl

  • smilla sagt:

    @gruendl; oh, das freut mich ja nun.. schön dass Sie sich noch mal melden.
    Beruhigend zu hören, und danke für's Kompliment.
    Der Kommentar hat sich aber in der Tat (auch jetzt nach Tagen noch) sehr missverständlich gelesen, dass muss ich schon sagen.
    Was die Retusche angeht, die es hier nicht gibt; das sicher selten bei veröffentlchten Fotos, aber Prinzip. Pickel, Falten, alles was der Retusche zum Opfer fallen könnte, bleibt.
    Ich würde es sonst als stumme Kritik sehen meinerseits; die mindestens der/die fotografierte erkennen bzw. so verstehen könnte. Also versuche ich Bilder zu machen die fair sind, und veröffentliche keine Bilder die ich als ungünstig und ungerecht empfinde.

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