Bonhomie

Früher war Paul CEO bei einer großen Firma, die weltweit mit Papier handelt: „Ich bin um die Welt geflogen und habe Hände geschüttelt. Hände schütteln kann man nämlich nicht per email. Also bin ich hingefahren und wir haben noch einmal alles besprochen, was wir ohnehin schon schriftlich vereinbart hatten. So funk­tioniert das Geschäft. Es ist wichtig, sich persönlich zu kennen und auch, sich zu helfen.“
Als er dann vor 12 Jahren in Rente ging, hat Paul der Millionenstadt Bangkok den Rücken gekehrt und ist gemeinsam mit seiner Frau nach Koh Pu, einer kleinen Insel in der Andamanensee, gezogen. Dort hat er ein Stück Land am Strand gekauft und im unmittelbar angrenzenden Wald 10 kleine Hütten aus Holz gebaut. Paul hat 2 Söhne; einer ist Architekt und hat beim Planen und Bauen geholfen. Der andere Sohn ist Webdesigner; er hat die Homepage gemacht. Und obwohl beide Söhne in Bangkok leben ist das Bonhomie Beach Cottage ein Familienbetrieb, darauf legt Paul Wert.
Formerly Paul had been the CEO of a company which is wordwide trading in paper: „I travelled the world to shake hands. You can’t shake hands in an email. So I went to meet people, to speak with them about things we negotiated in writing before. That’s how it works, you have to meet people in person and you have to help each other.“
When he retired 12 years ago he decided to leave the megacity Bangkok and together with his wife he moved to Koh Pu, a small island in the andaman sea. There he bought a piece of land right at the beach where he then has built 10 small wooden cottages in the forest, adjacent to the beach. Paul has 2 sons; one is an architect and he did most of the planing and constructing. The other son works as a webdesigner and he is responsible for the website. And even though both sons are living in Bangkok the Bonhomie Beach Cottage is a family run resort,  a fact at which Paul places value on.

Dauerhaften Strom gibt es auf Koh Pu erst seit 4 Jahren. Vorher gab es nur Stromag­gregate, die mal liefen und mal nicht: „Wir haben immer gebetet, dass genügend Benzin da ist.“ sagt Paul. „Abends bin ich in den Wald auf den Hügel gegangen und hab mein Aggregat abgeschaltet und bin dann im Dunkeln zurück gelaufen. Es gab damals auch keinen Weg und keine Straße, die zu uns geführt hat. Man konnte nur mit dem Boot an unseren Strand.“ erzählt Paul. Heute führt immerhin ein holpriger, teils vom Regen ausgewaschener Weg querfeldein durch den Wald zur Bucht, und eine Fahrt mit üblicherweise ungefederten Rollern oder Tuc-Tucs lässt einen unweigerlich ans Bullen-Reiten denken.
Die Anreise zur Insel erfolgt mit der Fähre, die einmal täglich zwischen Koh Lanta und Krabi hin und herfährt. Jeweils am nördlichen und am südlichen Ende der Insel stoppt die Fähre mitten auf dem Wasser und links und rechts docken sich mehrere Longtailboote an, die Passagiere und auch mal ein paar Kisten Chang- oder Singha-Bier aufnehmen, um dann in ihre jeweiligen Buchten zurückfahren.
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Since just 4 years Koh Pu is on the electrical grid. Before there were only some generators, which sometimes worked and sometimes didn’t. „We kept praying that there was enough gas“ Paul says. At nightime I went deep into the forest, where my generator was placed and turned it off. Then I had to walk back all in the darkness.There was no way or street to our place, neither. The only access was by boat.“ Paul tells me. Today there is at least a small and uneven path through the forest, sluiced out by the rain, and a ride on an unsprung bike or a Tuc-Tuc immediately arouses an impression of Bull riding.
You can reach Koh Pu by the boat which daily commutes between Koh Lanta and Krabi. But there is no pier; you have to leave the ferry off shore, where longtailboats are picking up the passengers and maybe a box of Chang- or Singha-Beer, before they are heading back to their bay.
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Paul sagt, er habe einerseits viel von der Welt gesehen, und andererseits doch auch nicht: „Man wird am Flughafen abgeholt, in ein Hotel oder Büro gebracht und dann fliegt man wieder zurück. Da weiß man eigentlich gar nicht, wo man ist.“ Aber eines hat er in vielen Ländern beobachtet: „Die Reichen sind zu reich und die Armen zu arm.“ Paul erzählt von einem Mann, der auf den Philippinen sein Fahrer war. Wenn die Firma ihn nicht brauchen konnte hat er kein Geld verdient, dann hat er als Fahrrad-Rikscha Fahrer gearbeitet. „Eines Tages als er mich gefahren hat, habe ich etwas Kleingeld im Auto liegen lassen. Später hat der Fahrer gesagt, er habe sich etwas davon genommen und sich etwas zu essen gekauft. Das waren ungefähr 20 Baht. (50 cent) Ich habe ihn gefragt, was er denn davon kaufen konnte; etwas Gemüse und ein Stück Brot. Ich habe ihn dann gefragt, ob er immer genug zu essen hat. Er hat ‚Nein‘ gesagt. Was er dann macht, hab ich ihn gefragt.“ Paul guckt mich ernst an bevor er weiterredet: „Und weißt du was er geantwortet hat? Da kommst du nicht drauf. Er hat gesagt: dann singe ich ein Lied.“
Paul says, on one hand he knows the world quite well, and on the other hand he doesn’t: „You get picked up at the airport, you are taken to some office or a hotel and then you fly back home. Somehow you don’t even know where you are.“ But there is something he witnessed in a lot of countries: „The rich are too rich and the poor are too poor.“ Paul tells from a man, who was his driver at the Philippines. If the company didn’t need him he didn’t get payed and he had to work as a trishaw-driver. „One day I left some change in the car. Later the driver told me that he took some money to buy himself some food. He took about 20 Baht (50 cent). I asked him what he did get for it; some vegetables and a piece of bread. Then I saked him if he always has enough to eat. He said ‚No‘. So I asked him, what he does, if he hasn’t anything to eat.“ Paul looks straight into my eyes before he continues. „Do you know what he answered? You wouldn’t guess. He answered: I sing a song.“

Paul ist ein guter Erzähler. Mit seinen Augen bringt er immer noch eine weitere Ebene ins Spiel; in ihnen spiegelt sich Humor und Hintersinn, sie wirken klug, ein wenig müde und kleinere Boshaftigkeiten, die Paul sich erlaubt, rücken sie durch ihre Wärme wieder zurecht. Zum Beispiel als ich frage, welche Nationalität ihm als Gast am liebsten ist: „Die Japaner.“ antwortet er sofort.  „Die können sich nicht wehren. Sie sprechen kein Thai und kein Englisch.“ Paul freut sich über seinen Witz und legt noch einen nach: „Die zeigen mit dem Finger auf die Karte und wissen ja nicht was sie bekommen. Sie haben quasi immer Überraschungs-Menü.“
Die meisten Touristen, die zu Paul kommen sind Deutsche oder Schweden.
Japaner kommen nur sehr selten.
Paul is a well teller. His eyes are even complementing this; they tell of a good sense for humor, of a deeper meaning, they look wise, a little bit tired and they put a warm complexion on his words, even if he jibes at something. For example when I asked him, which nationailty he prefers as a guest. „The japanese“ is his quick reply, „Because they can’t complain. They can’t speak thai nor english.“ Paul is laughing about his joke and he continues: „They point at something in the menu, but they don’t know what they’ll get. So for them it’s always the Surprise-menu.“
Most of the tourists who are staying at Pauls place are german or swedish.
Japanese people are coming rarely.

Pauls Land Rover ist 62 Jahre alt und somit 10 Jahre jünger als er selbst. Vor 8 Jahren hat Paul ihn von einem Freund aus Bangkok gekauft, der ihn an niemanden sonst verkauft hätte. Eines Abends sehe ich Paul mit dem Auto zum Strand zurückkommen. Weil das Licht nicht geht, hat er einfach während der holprigen Fahrt eine Taschenlampe aus dem Fenster gehalten. Paul, der seit seinem 13. Lebensjahr fahren kann, ist unerschrocken und geübt und bringt im übrigen wenig Verständnis dafür auf, dass in Thailand Linksverkehr herrscht: „Wir sterben in der falschen Richtung“ sagt er wie nebenbei und lacht.
Pauls Land Rover is 62 years old; so its just 10 years younger than Paul himself. 8 years ago he bought it from a friend in Bangkok, who wouldn’t have sold it to anyone but Paul. One day I see Paul coming back to the beach by car. For the reason that his lights are not working he uses a battery torch which he holds in his hand, out of the window. Paul drives since he is 13 and he is a dauntless and experienced driver, who besides is unsympathetic to the fact of left-hand-traffic in Thailand: „We are dying in the wrong direction, he says laconically.

Den Wald, in dem die Hütten stehen, teilt man sich mit Mücken, Zikaden und Affen. Während man die einen hauptsächlich spürt und die anderen hauptsächlich hört, kann man mit etwas Glück die Affen auch sehen.
The forest, where the huts are placed, one has to share with mosquitos, cicadas and monkeys. While you mainly feel the mosquitos, and hears the cicadas you may be lucky to see the monkeys.

„Eins habe ich auf meinen Reisen immer wieder gemerkt, und zwar in allen Län­dern, egal wo ich war: Es gibt mehr gute Menschen als schlechte. Die schlechten machen nur mehr Lärm.“
Und was ist im Leben das Wichtigste? „Zufriedenheit.“ sagt Paul. „Ganz simpel.“ 
„One thing I’ve witnessed on my journeys, in all countries: there are more good people than bad people in the world. The bad people are just making more noise.“
And what is the most importing thing in life? „Happyness“ Paul says. „It’s that easy.“

21 Comments

  • Violine sagt:

    Wunderbare Bilder.

  • Vielen Dank für diesen wunderbaren Bericht. Dein Blog ist immer wieder was ganz Besonderes.

    LG Astrid

  • Anna sagt:

    Ich versuche mein Bestes und hoffe, dass mir per Blogkommentar doch ein bisschen gelingt, sowohl Paul für's lebhafte Erzählen solch spannender Lebensgeschichte und Dir, Smilla, für's Dokumentieren eben dieses Erzählten ganz herzlich die Hände zu schütteln!

  • ChELseA LaNE sagt:

    Wieviel Weissheit!! Und wenn man deine Bilder so sieht und diesen gewitzten aber weisen Mann so hört, möchte man gerne dort sein. Gemütlich am Strand sitzen, interessante Gespräche führen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen! Ach, manchmal überkommt mich das Fernweh …!
    LG
    Claudia

  • Liebe Smilla,

    nornaler Weise lese ich keine langen Texte auf den Blogs, wenn ich so meine Runde mache. Aber Dein Bericht hat mich gefesselt, ich bin dabei geblieben bis zum Schluß. Danke für diese Zeilen. Du hast mir den Charakter dieses liebenswerten klugen Menschen mit Deiner leichten klaren Sprache sehr nahe gebracht.

    Liebe Grüße
    Cornelia

  • Liisa sagt:

    Ich habe ihn dann gefragt, ob er immer genug zu essen hat. Er hat 'Nein' gesagt. Was er dann macht, hab ich ihn gefragt." Paul guckt mich ernst an bevor er weiterredet: "Und weißt du was er geantwortet hat? Da kommst du nicht drauf. Er hat gesagt: dann singe ich ein Lied."

    Tja, soviel zu Mentalitäts- und Kultur-Unterschieden! Da kommen vermutlich die meisten Deutschen, die ja quasi Weltmeister im Jammern, Klagen und Nörgeln sind, wirklich nicht drauf. Sollte man sich merken: einfach öfter mal ein Lied singen, wenn es eng wird.

    Wieder mal ein außergewöhnliches Porträt. Danke dafür!

  • liebe smilla,
    habe erst vor ein paar tagen in einem altern "stern" einen artikel über orte in der andamanensee gelesen, dass es dort himmlisch sei und touristisch nicht überlaufen…
    und beim ersten foto sind mir sofort diese klaren, spiegelnden augen aufgefallen…
    er sieht tatsächlich zufrieden aus, finde ich.
    wieder eine sehr schöne geschichte!
    liebe grüße an dich von dornrös*chen.

  • SCHÖÖN!! : ) VG Joy

  • Anonym sagt:

    Toll geschrieben und wunderbar fotografiert!

  • Wow.. !!
    Danke, für die Einblicke .

  • Anonym sagt:

    Wunderschöner Artikel!
    Wie bist du denn auf Paul gestoßen?

  • Anonym sagt:

    immer wieder eine große freude, hier bei dir zu lesen
    und die schönen fotos zu schauen!!!
    feinen urlaub dir!!!
    waldwanderer

  • Kristina sagt:

    Wie schön, Smilla!

  • Mitlesend sagt:

    Ja, ein schöner Bericht. Aber haben Sie dich eingeladen um darüber zu schreiben oder hast du dich einfach so aufgemacht nach Thailand?

  • smilla sagt:

    Ich freue mich über die vielen netten Rückmeldungen, vielen dank. Ich habe paul ganz zufällig und ungeplant im Urlaub getroffen, immer auf der suche nach Plätzen die ruhe und Rückzug zu versprechen schienen, nicht ganz einfach in Thailand, wie mir scheint. @mitlesender: dass mich jemand einlädt um einen solch persönlichen Post zu schreiben ist leider eher unwahrscheinlich.

  • Mr.Wilson sagt:

    "Es gibt mehr gute Menschen als schlechte. Die schlechten machen nur mehr Lärm." – Großartig. Und ich bin ganz seiner Meinung. Schöner Beitrag!

  • toll!!!! ach wie gerne würde ich dorthin reisen.

  • Oona sagt:

    Ja, reisen zeigt einer nicht nur andere Horizonte sondern eröffnet auch im Inneren neue Sichtweisen und zeigt andere Meere mit anderen Linien zwischen Himmel und Erde.

    So weit bist Du gereist und hast ein ganz wunderbaren Post mitgebracht. Inspirierende Bilder. Gedankenanstöße und die Sehnsucht angetickt offenden Herzens die Welt zu erkunden.

    Über verlorene 50 Cent machen sich hier in Deutschland nur wenige Menschen Gedanken. Woanders füllen 50 Cent den Magen. Das macht mich erneut nachdenklich. Ja. Die einen sind reich und die anderen Menschen sind arm. Oft bitterarm. Das Geld ist weiterhin ungerecht veteilt. Geld und damit Macht reagieren die Welt.
    Geld beruhigt ganz sicher. Aber es macht nur selten glücklich oder zufrieden. Das lese ich immer wieder in Berichten. Das gerade die Menschen zufriedener sind, die wenig haben. Ich wünschte, sie wäre gut abgesichert und weiterhin zufrieden.

    Ich mußte schmunzeln als ich las:
    "Eins habe ich auf meinen Reisen immer wieder gemerkt, und zwar in allen Län­dern, egal wo ich war: Es gibt mehr gute Menschen als schlechte. Die schlechten machen nur mehr Lärm."

    Denn genau so ist es.

    Herzlichst
    Oona

  • Kristin sagt:

    Zu gerne lese ich deine Porträts. Sehr interessant und empathisch.

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