„Ich rechne ja in Nudeln…“

Das ist Elisabeth Lorscheid, die Ende 2009 den Kalker Kindermittagstisch e.V. ins Leben gerufen hat. Aufmerksamen Blog­lesern wird nicht entgangen sein, dass ihrem Projekt die Spendensumme zugute kommt, die durch die Verlosung von Johann Königs Bühnenanzug gesammelt wird. Details und alle Infos dazu aus­führlich hier und in Kurzform hier; (jede noch so kleine Spende hilft!)
Die Aktion geht noch bis 29.12.2011.

Für 150 bis 180 Kinder kocht Frau Lorscheid gemeinsam mit ein oder zwei Unter­stützerinnen an 5 Tagen in der Woche ein frisches, warmes Mittagessen: „Es kommen aber auch schon vormittags immer Kinder rein, die holen sich dann Obst oder ein trockenes Bröt­chen. Viele Kinder gehen morgens ohne Essen im Magen, und ohne Schulbrot aus dem Haus.“ Nur durch Spenden und Zu­wendungen jeder Art finanziert sich der Verein. „Die Räume stehen uns mietfrei zur Verfügung, aber Strom und Nebenkosten müssen wir selbst bezahlen.“ Viel Platz ist nicht; ca 60 qm inklusice der Toiletten. Da wird es Mittags richtig eng.

 

Frau Lorscheid, die selbst 2 Söhne hat, erzählt im FrauTV-Video wie und warum sie auf die Idee kam, den Mittagstisch zu gründen. Letzen Winter habe ich den Bericht zufällig im Fernsehen gesehen, und ich war sehr beeindruckt von der tat­kräftigen Frau, die eigene Wege sucht und findet, mit Notlagen umzugehen. Die Grundsituation des Vereins hat sich wenig geändert: noch immer weiß Frau Lorscheid nie wie es weitergeht. Spenden kann sie daher dringend brauchen, denn Geld ist die Garantie, dass sie weitermachen kann. „Die laufenden Kosten müssen bezahlt werden, und trotz der Lebensmittelspenden müssen wir ja auch noch Nahrungsmittel zu­kaufen.“

Die Kinder und Jugendlichen, die zum Mittagessen kommen, wissen, dass sie nicht viel Zeit haben, denn auch andere Kinder wollen ja noch an den Tischen essen. Wenn sie aufgegessen haben räumen sie ihre Teller weg, es wird gewischt, neu gedeckt, und die nächsten nehmen Platz.
„Die reden alle türkisch da hinten“ beklagt sich die türkische Küchenhilfe, als sie mit dem Wischlappen zurückkommt. Frau Lorscheid stellt sich in den Raum und verkündet mit energischer Stimme: „Hey, hier wird deutsch gesprochen. Ich red ja auch nich‘ kölsch.“ Das ist eine Grundregel, auf die sie Wert legt: „Wir haben hier sehr viele ausländische Kinder. Türken, Marokkaner, Schwarze, alles durchein­ander. Es ist wichtig, dass alle die gleiche Sprache sprechen.“ Alles andere findet sie unhöflich.

Ich frage Frau Lorscheid welche Spenden­summe wirklich helfen würde: „Das kann ich gar nicht sagen. Wirklich.“ Sie überlegt: „Wissen Sie; ich rechne ja in Nudeln. Ein Paket Nudeln kostet 29 cent. 30 Pakete brauch ich für ein Essen. Und wenns dann nur Tomatensoße dazu  gibt, dann können Sie sich ja ausrechnen welche Summe schon hilft.“ Frau Lorscheid glaubt an das Gute, und dass es immer irgendiwe weiter geht: „Wir haben schon manchmal da­gesessen, und wußten nicht, wie wir morgen das Essen auf den Tisch bringen. Und dann geht plötzlich die Tür auf, und einer bringt 20 Euro, oder Essen. So ist das. Sonst würd ich ja verzweifeln.“

Aber nicht nur wegen des Essens kommen die Kinder. Sie wissen auch, dass Frau Lorscheid immer ein offenes Ohr hat: „Viele wollen auch einfach nur mal kurz in den Arm genommen werden. Oder reden.“
Ihr jüngster Gast ist 9 Monate alt: „Die kommt natürlich mit der Mutter. Die ist 17. Bei 18 mach ich eigentlich Schluß. Aber wir haben auch eine junge Mutter, die ist 19. Ihr Kind ist jetzt ein Jahr alt. Die haben wir gerade beide in ein Mutter-Kind-Heim vermittelt.“ Frau Lorscheid hilft, wenn sie kann: „Wenn ich doch sehe was los ist, dann versuch ich doch auch was zu tun.“

Das wichtigste im Leben ist Liebe, sagt Frau Lorscheid: „Wenn man die hat, und Kindern geben kann. Das ist das was zählt. Ich sag auch immer, wenn die Kinder sagen; ‚Ach, ich hab ja nur Hauptschule…‘ Immerhin hast du die Hauptschule. Wenn du willst, kannst du alles schaffen. Vielleicht machst du noch Fachabitur, alles nacheinander. Kinder brauchen das Gefühl, dass sie was können.“

Dass die Kinder sie mögen ist mehr als offensichtlich. Frau Lorscheid regiert ihren Mittagstisch mit warmer Strenge,  klaren Worten und obendrein hat sie das  Herz am rechten Fleck; in ihren Augen.
20.12.2011

17 Comments

  • Eira sagt:

    Da wird mir ganz anders. Kinder, die ohne etwas zu essen aus dem Haus gehen müssen. Was für eine wunderbare Frau und was für eine mitmenschliche Idee. Wenigstens haben die Kinder dort eine (in mehrfacher Hinsicht) wohligwarme Anlaufstelle. Ich wünsche ihr und den Kindern/Jugendlichen von Herzen alles Gute und daß es immer weitergeht!

  • ste sagt:

    gleich weiter verlinkt, mir gefaellt diese Initiative ausnehmend gut, und ich werde sie auch nach Weihnachten im Auge (und im Sinn) behalten. Danke fuers Kennenlernen!

  • judith sagt:

    hab ich mir grad zu weihnachten gewünscht, eine spende…

  • Björn sagt:

    Wow was für eine großartige Frau! Wirklich toll, was Menschen bewirken können. Diese Frau hat ihr Herz wirklich am rechten Fleck. 🙂

    Liebe Grüße
    Björn
    http://herzfutter.blogspot.com/

  • klara sagt:

    es ist immer wieder beeindruckend, zu sehen, wie sich manche menschen für andere einsetzen, selbstlos helfen um anderen gutes zu tun. in dieser gesellschaft, in der es wenig wichtigeres als den bau eines unterirdischen bahnhofs gibt, oder der tägliche kapf mit dem jobcenter, um weniigstens die grundsicherung zu bekommen, sind solche menschen (zu) selten zu finden.
    ich habe großen respekt vor frau lorscheid und wünschte, ich wäre ein bisschen wie sie.

  • Oona sagt:

    Das tut ein wenig weh im Herzen, wenn ich an die Kinder denke, die ohne Essen aus dem Haus müssen und auch in der Schule nichts haben, was sie zu sich nehmen können, um sich dem Leben und dem Alltag zu stellen.
    MIt Hunger aufmerksamsein in der Schule, mit Hunger und Durst lernen und Ideen entwickeln. Puh…

    Gutes und ausreichend Essen ist ein Grundbedürfnis eines jedes Menschen und gerade Kinder brauchen viel davon. Aber was schreib ich. Das weiß doch jeder/ jede.

    Ich finde es wunderbar, das Frau Lorscheid neben all ihrer Tatkraft und ihrem Wissen ganz viel Achtung und Liebe verschenkt. So kostbar in dieser Zeit!
    Das berührt mein Herz.

    Schön, dass Du diese Arbeit, dieser tollen Frau und ihren Helferinnen sowie den Kindern und ihrem Hunger eine Plattform bietest.

    Jede Spende hilft… gut, dass ich heute zur Bank will :O) Danke für den Hinweis.

    Dir einen geschmeidigen Dienstag !
    Oona

  • Anna sagt:

    Nochmal "auf deutsch" (im Sinne der entsprechenden Redewendung: unmissverständlich) gesagt/geschrieben: Frau Lorscheid, Sie und Ihre Mitstreiterinnen bzw. Mitköchinnen müssten eigentlich nicht nur viel mehr Geld für ihr Tun zu Verfügung gestellt bekommen, sondern Sie "verdienen" auch höchsten Respekt! Ich ziehe meinen phantasierten Hut!!!

    Herzlich grüßt

    Anna

  • Anonym sagt:

    Hi Smilla

    Was für eine tolle Frau und was für ein Engagement! Frau Lorscheid hat doch den Prix Courage von ML Mona Lisa verdient, bei dem Frauen ausgezeichnet werden, die sich für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen einsetzen.

    Habe heute auch in Australien von Frau Lorscheid erzählt. http://australien-ereignisse.blogspot.com/2011/12/kein-lohn-nachstenliebe-und-remmi-demmi.html

    Schöne Grüße aus Melbourne!
    Doro

  • Anonym sagt:

    Mir ist doch was eingefallen, was ich tun kann ;O)
    Guckst Du hier:

    http://oona108.blogspot.com/2011/12/spende-fur-den-kalker.html

    Grüße
    Oona

  • smilla sagt:

    danke für die vielen netten Kommentare,
    Frau Lorscheid wird sie später selbst noch lesen, und das freut mich ganz besonders in diesem falle 🙂

    Oona, danke für deinen Blogeintrag!

    Judith; wer bekäme denn dann den Anzug, falls du/ihr/sie/er/es gewinnt??

    Doro, bis Australien geht die Kunde, toll!

    danke, danke, danke alle

  • Anonym sagt:

    Liebe neue Freunde des Kalker Kindermittagstisch, habt herzlichen Dank für die lieben Worte die mein Herz erreichen denn auch ich habe manchmal keine Kraft mehr und solch nette Worte, helfen mir dann.Wenn man schon nicht die Hilfe den Respekt der Stadt /Land ect. bekommt so weiß ich wenn ich dieses hier lese und auch wenn ich in die Augen unserer Kinder schaue es lohnt sich weiter zu kämpfen .Für die Kinder den Sie sind unsere Zukunft und sie können nichts dafür vielleicht in der falschen Familie geboren worden zu sein. Danke auch im Namen des Teams und der Kinder ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.

  • Anonym sagt:

    Meine Eltern beide Kriegskinder haben damals alus Spenden regelmäßig warmes Essen in der Schule bekommen – sie denken heute sehr gerne noch daran. Ich kann zwar nicht so viel Spenden – aber es kommt von Herzen – Grüße aus dem Allgäu

  • smilla sagt:

    Liebe/r Allgäuer/in, ganz herzlichen Dank! Im letzten Beitrag hatte jemand einen Kommenater hinterlassen; "wenn jeder nur einen Euro spendet"

    So ist das auch; Frau Lorscheid hat mir in ihrer unnachahmlichen Art gestern vorgerechnet, dass 10 mal 1 Euro auch 10 Euro sind.

    In diesem Sinne, vielen Dank!

  • Anonym sagt:

    .. eine wunderbare Sache … und so toll, dass es solche Menschen gibt.
    Ich wünsche ganz viel Kraft zum Durchhalten und viele "gebende" Hände.
    Sandra

  • Weib sagt:

    Vielen Dank für diesen Beitrag, liebe Smilla!
    Ich habe diesen Beitrag auf meinem Blog verlinkt.
    http://weibsimpressionen.blogspot.com/2012/01/beruhrt.html

    Schöne Grüße!

  • *Evelyn* sagt:

    Ich bin ebenso tief berührt, wie beeindruckt und werde überlegen, wie ich helfen kann!!

    Danke für das Erzählen, liebe Smilla!

    Alles Liebe für Dich
    Evelyn

  • smilla sagt:

    Weib: danke sehr 🙂

    Evelyn; danke auch dir, der Kalker Kindermittagstisch hat ja noch ein reguläres Spendenkonto… falls du eine Kleinigkeit spenden möchtest.

Schreib mir!

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© Smilla Dankert 2019 | Impressum | Datenschutz